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Probleme Gehörloser mehr berücksichtigen

Jubiläumstagung in Berlin

Berlin (ep) - Der Erste Vorsitzende des Verbandes der katholischen Gehörlosen Deutschlands, Alfons Rogge, hat die Gesellschaft aufgefordert, stärker die Belange gehörloser Menschen zu berücksichtigen. Kranke Gehörlose sollen zum Beispiel von Menschen gepflegt werden können, die ebenfalls ohne Gehör sind oder die die Gebärdensprache beherrschen, sagte Rogge anläss-lich eines Festaktes zum 75-jährigen Bestehen der sich ausdrücklich als kirchlicher Verband verstehenden Vereinigung in Berlin.

Rogge erinnerte an die Forderung der Gehörlosen, die Gebärdensprache als eine eigene Sprache gesetzlich anzuerkennen, was postive Konsequenzen etwa für die Anstellung von Gebärdendolmetschern in Behörden oder für Arztbesuche hätte. "Für uns Gehörlose ist es eine wichtige Hilfe, wenn wir im Krankheits- oder Pflegefall in einer Einrichtung Aufnahme finden, wo wir von gehörlosen Mitarbeitern gepflegt werden oder diese die Gebärdensprache kennen", sagte der Verbandschef, der im eichsfeldischen Niederorschel lebt. Alte Gehörlose könnten nur in Gemeinschaft mit anderen Gehörlosen Ermunterung, Mut und Hoffnung finden. Von daher wäre es gut, wenn in verschiedenen Alten- und Pflegeheimen mehrere Gehörlose beieinander leben könnten. Hier seien die katholischen Gehörlosen auf die Caritas als wichtigen Partner und Helfer angewiesen.

Rogge beklagte das Fehlen von Gehörlosenseelsorgern in einigen deutschen Diözesen, wofür der Priestermangel keine Entschuldigung sein könne. Stattdessen sollte die Ausbildung zur Seelsorge an Gehörlosen schon in den Priesterseminaren erfolgen und der Unterricht in der Gebärdensprache zum Ausbildungsprogramm gehören.

Alfons Rogge dankte allen in Seelsorge und Sozialdiensten, in Politik und Gesellschaft, die sich für das Wohl der Gehörlosen einsetzen. Er lobte aber auch das Engagement zahlreicher Gehörloser, "die verstanden haben, was ein katholischer Gehörlosenverein oder eine Seelsorgegemeinschaft überhaupt will. Sie stehen ihrem Seelsorger helfend zur Seite, machen Krankenbesuche, laden zu den Gottesdiensten ein und gestalten diese mit."

Der Verband wurde 1925 in Trier von Gehörlosenvereinen als Verband der katholischen Taubstummen gegründet. 1941 von den Nationalsozialisten verboten, entstand die Vereinigung 1955 in Köln neu. Der Verband unterstützt katholische Gehörlose, ihre Vereine und Seelsorger. Er bietet seinen Mitgliedern Schulungen und Verbandstage an, lädt zu Brautleutekursen, Wallfahrten und zur Altenerholung ein und gibt die Gehörlosenzeitung "Epheta" heraus.

Infos: Alfons Rogge, An der Liebestatt 24, 37355 Niederorschel, Fax: (03 60 76) 5 98 94, E-Mail: KGV.Eichsfeldia@t-online.de.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 38 des 50. Jahrgangs (im Jahr 2000).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 17.09.2000

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