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Bistum Görlitz

Betreutes Wohnen in denkmalgeschützten Häusern

Malteser Görlitz

Görlitz - Aus der Zeitung hat sie es erfahren und ist "ganz rappelig geworden" vor lauter Neugier. Die Rede ist von Hildegard Welzel und der Senioren-Residenz Görlitz, in der der Malteser-Hilfsdienst betreutes Wohnen für Senioren anbietet. Mittlerweile wohnt die 92-jährige Görlitzerin in einem der sanierten Gründerzeit-Häuser in der Bahnhofstraße / Ecke Blockhausstraße. Dort fühlt sie sich pudelwohl und - was für sie vor allem wichtig ist: "Man fühlt sich eben sicher und das ist in dem Alter am besten".

Gerade die Sicherheit war ihr Beweggrund, sich gleich zu kümmern, als sie in der Zeitung vom betreuten Wohnen las. Vor einiger Zeit hatte die Rentnerin einen Schlaganfall. "Nur zufällig hat mich eine Nachbarin gefunden." Dieses Risiko wollte Hildegard Welzel nicht nochmal eingehen.

Ein Angebot der Malteser - den Hausnotrufdienst - hat sie deshalb gleich angenommen, als sie im April in eine der 60 Wohnungen des Häuserkomplexes einzog. Wie eine Uhr trägt sie das kleine Gerät ums Handgelenk, das ihr soviel Sicherheit verschafft. Jeweils morgens und abends muss sie einmal kräftig auf die "Uhr" drücken und in der Malteser-Zentrale ist klar: Bei Frau Welzel ist alles in Ordnung. Meldet sie sich nicht oder außerhalb der Zeiten, kontrolliert jemand, ob es der Rentnerin gut geht.

Ansonsten genießt Frau Welzel ihre eigenen vier Wände und kommt ganz gut alleine zurecht. Deshalb braucht sie andere Wahlangebote des Hilfsdienstes, wie etwa Wäschereidienste, Geschirrreinigung, Mahlzeitendienst oder häusliche Pflege kaum in Anspruch nehmen. Betreutes Wohnen ist für sie deshalb optimal, besser als eine Betreuung rund um die Uhr: "Das wäre doch furchtbar, wenn ich immer warten müsste, bis mir jemand einen Kaffee holt", sagt sie resolut und verschränkt ihre Arme.

Falls sie aber doch einmal mehr Hilfe braucht, kann sie jederzeit mehr pflegerische oder hauswirtschaftliche Angebote des katholischen Hilfsdienstes beanspruchen. Nicht zuletzt ist die Telefonnummer vom Beratungsbüro schon lange in Hildegard Welzels Telefon eingespeichert. Dort sitzt, mindestens von acht bis zwölf Uhr, aber oft auch drüber hinaus Gudrun Arold, Leiterin des betreuten Wohnens. An sie können sich die Hausbewohner wenden, zum Beispiel, wenn wegen der Rentenversicherung oder einem bevorstehenden Krankenhausaufenthalt etwas zu klären ist, wenn's um den Busfahrplan, das Mittagessen oder eine klemmende Tür geht. Doch nicht nur das ist gefragt.

Mindestens ebenso wichtig ist, dass die Senioren bei ihr immer ein offenes Ohr und viel Zeit für kleine Schwätzchen und private Probleme finden. "Wir hatten anfangs gedacht, dass die Beratung im Mittelpunkt steht", erinnert sich Gudrun Arold. "Wir hatten nicht damit gerechnet, dass die regelmäßige Ansprechbarkeit so angenommen wird." Der Weg dahin war allerdings nicht ohne Mühe.

"Ich musste mir das Vertrauen erstmal erarbeiten, zuerst auf die Leute zugehen." Mittlerweile - seit April haben die Malteser die Betreuung in dem Haus übernommen - ist aber "Vertrauen gewachsen". Und nicht nur das. Auch eine Hausgemeinschaft hat sich entwickelt, nicht zuletzt wegen der vielen Veranstaltungen, die Gudrun Arold und ihre Kollegin Maria Laube organisiert haben: Koch- und Backgruppe, Erdbeerfest, Ausflüge, Stadtteilführungen, einen Künstlerwettbewerb, Gesundheitsnachmittage und eine Menge mehr. Die Senioren, von denen jeder im Haus seine eigene Wohnung hat, haben sich unterdessen auch schon selbst engagiert und zum Beispiel eine Rommégruppe ins Leben gerufen.

Das freut Bernd Schmuck, den Geschäftsführer der Görlitzer Malteser besonders. Schließlich sollen die Bewohner der Residenz nicht bedient werden: "Wir wollen uns auch rausnehmen, wo die Initiative von den Bewohnern selbst wächst."

Ein Punkt, der den Eigentümer der Häuser, eine Immobilienfirma, vielleicht bewogen hat, den Auftrag für das Betreute Wohnen an die Malteser zu vergeben. Die hatten sich nämlich vor knapp einem Jahr als einer von verschiedenen Trägern beworben. Auf das Projekt waren sie übrigens eher zufällig gestoßen. Einer der Zivildienstleistenden hatte von dem Projekt gehört. Er gab einen Tipp und der Stein kam ins Rollen. Der Verband ist im Haus nur für die Betreuung zuständig und alles, was damit zusammenhängt. Dass die Eigentümerfirma das Gebäude und Garten sehr liebevoll gestaltet, passt ihnen deshalb umso mehr "in den Kram". Die Flure sind geschmackvoll saniert und der originalen Ausstattung vom Ende des 19. Jahrhunderts nachempfunden. Im Garten werden gerade noch die letzten Handschläge getan: Rasen und Rabatten sind bereits angelegt. Spätestens im Frühjahr werden noch einige Sträucher angepflanzt. Dann soll's auch eine "Naschecke" mit Beerensträuchern und einige Obstbäume zur Selbstbedienung geben.

Ein weiterer Komfort: An vielen der Wohnungen sind Balkons. Hildegard Welzel hat einen der größten. Und genießt ihn in vollen Zügen. Zu Fuß ist sie nicht mehr so gut. Und trotzdem kann sie so immer an die frische Luft kommen. Außerdem ist es von einem zum anderen Balkon nicht allzu weit und so hat sie schon einige Bekanntschaften mit andern Leuten aus dem Haus gemacht.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 38 des 50. Jahrgangs (im Jahr 2000).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 17.09.2000

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