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Bistum Dresden-Meißen

Die neue und zugleich alte Scheune

Schmochtitz

Die neue Kirche in SchmochtlitzQuer durch das Bischof-Benno Haus Schmochtitz und den die Bildungsstätte des Bistums Dresden-Meißen umgebenden Park führten am diesjährigen Tag des offenen Denkmals die beiden Schmochtitzer Senioren Hans Peukert und Franz Triebs. Letzterer war bis zur ihrer Auflösung Chef der Kirchlichen Land- und Fortswirtschaft (KiLaFo) mit Sitz in Schmochtitz und Hans Peukert arbeitete zuletzt als Verwaltungsleiter der Bildungstätte. Für beide Ruheständler waren die Führungen mehr als nur Routine, Schmochtitz ist ein Stück ihrer gemeinsamen Lebensgeschichte und das war für die Besucher am Denkmalstag zu spüren.

In diesem Jahr stand der Tag des offenen Denkmals - der übrigens europaweit begangen wird - unter dem Motto "Alte Bauten, neue Chancen". Und Schmochtitz gehörte als Nummer 18 zu den Stationen, die in Bautzen zu besichtigen waren - 15 davon in der Stadt selbst und drei außerhalb. Dr. Peter Paul Straube, der Rektor des Hauses, betonte zu Beginn, dass das Motto auf einen Ort wie Schmochtitz zugeschneidert sei. Dabei verwies er besonders auf die abgeschlossene Sanierung der alten Scheune, der ältesten Bausubstanz. In ihr haben jetzt eine Kirche und eine neue gastronomische Einrichtung für die Besucher des Hauses Platz gefunden. Dazu gibt es eine Warmwasser- und Elektrosolaranlage, die das Haus von Mai bis Oktober zu 100 Prozent mit Warmwasser versorgen wird. Die feierliche Einweihung wird am 1. Oktober diesen Jahres sein. Kirche und Gesellschaftsraum wurden in das Gebäude eingefügt, ohne die einstige Verwendung als Scheune ganz zu überdecken - das Gewesene sollte erhalten bleiben. In der Kirche, die einen sehr hellen warmen Charakter bekam, befindet sich ein neuer Auferstehungschristus aus Stahlstangen. Mit dieser modernen Umsetzung wird der Bogen zwischen dem Heute und dem Gestern besonders deutlich. Peter Paul Straube beschreibt seine Gedanken zu dem Bildwerk so: "Unser Christus soll Hoffnung und Zuversicht vermitteln und zugleich zum Nachdenken einladen". Was er auch tut - schon heute hat der Rektor einige Rückmeldungen bekommen, von Menschen, die durch die künstlerische Umsetzung besonders angesprochen wurden.

Die neue Kirche kann neben den Gottesdiensten für größere Gruppen oder an den Sonntagen auch als Raum für Vorträge und kulturelle Veranstaltungen genutzt werden - beispielsweise bei einem Fastenzeitseminar oder zu einem geistlichen Konzert. Der Gesellschaftsraum wird künftig die Räume im Keller ersetzen. die längst nicht mehr ausreichten. Rektor Peter Paul Straube erinnert daran, dass in Schmochtitz der Tag des offenen Denkmals bisher an die baulichen Veränderungen geknüpft war. War es im Vorjahr noch die Familienbegegnungstätte, so ist es im Jahr 2000 eben die alte Scheune. Dabei sah es über lange Jahre so aus, als brauche niemand das alte Gemäuer mehr - ja, es sollte sogar abgerissen werden, was der Denkmalschutz nicht zuließ. Heute sind alle froh, das Gemäuer mit neuem Leben füllen zu können - neue Chancen eben für alte Bauten. Insgesamt kostete die Sanierung zirka 3,1 Millionen Mark, das Geld kam von der Bundesstiftung Umwelt, dem Amt für ländliche Neuordnung und von verschiedenen Sponsoren.

Der Tag des offenen Denkmals - den die Deutsche Stiftung Denkmalschutz in der Bundesrepublik trägt - wird in Schmochtitz seit einigen Jahren begangen, er ist verbunden mit einem Tag der offenen Tür, an dem sich die katholische Einrichtung der Bevölkerung vorstellen möchte.

Peter Paul Straube ist sich dabei sicher, dass viele so den Weg ins Bischof-Benno-Haus finden, die sich sonst nicht trauen würden. Er möchte allen anderen Häusern im kirchlichen Raum Mut machen, sich im nächsten Jahr am Tag des offenen Denkmals zu beteiligen - in Schmochtitz waren es beispielsweise auch in diesem Jahr rund 500 Leute, die den Weg in sein Haus fanden. Verbunden ist der Tag immer mit einem Rahmenprogramm, so gab es im Hof besinnliche Gitarrenmusik zu hören und im Familienhaus lauschten die Jüngsten den dort vorgetragenen Märchen und Geschichten. Aber auch für das leibliche Wohl wurde gesorgt, in der Scheune gab es Kaffee und Kuchen - die Tasse für eine Mark, das Stück für zwei. Gewinn lässt sich damit nicht machen, darum geht es den Schmoch-titzern jedoch auch nicht. Sie wollen sich als lebensfähiges Haus - mit zirka 20 000 Übernachtungen im Jahr - in der Region um Bautzen den Menschen präsentieren. Und wenn der eine oder andere später mal wieder den Weg ins Bischof-Benno-Haus findet, dann ist er herzlich willkommen. Peter Paul Straube weiß zu berichten, dass sich schon so mancher Kontakt dabei entwickelt hat. Und Anlässe für das Wiederkommen gibt es genug, sei es zu einem Seminar oder zu einem Abend in der traditionellen Reihe "Schmochtitzer Bühne".

Interessante Berichte zur Geschichte des Hauses gab es indessen von Franz Triebs und Hans Peukert zu erfahren. Beispielsweise wurde die Frage beantwortet, wie eine Sphinx in den Garten des Hauses kommt. Eine Gräfin Kielmannsegge - die gegen den Strom ihrer Zeit eine Napoleonverehrerin war - ließ sie zur Erinnerung an den Ägyptenfeldzug des Korsen errichten. Die Anlage selbst wurde unter ihrem Vater Peter August von Schönberg in ihren Grundzügen gestaltet, aus seiner Zeit hat sich allerdings nur die alte Scheune als Bausubstanz erhalten und ein Huldigungsdenkmal für den damaligen sächsischen Kurfürsten August den Starken. Das Schloss - seit den zwanziger Jahren als Priesterseminar des damaligen Bistums Meißen genutzt - brannte in den letzten Kriegstagen des Zweiten Weltkrieges ab. 1985 wurde dann der Entschluss gefasst, das Gebäude wieder zu erichten. Es sollte ein Ferienhaus für Familien mit behinderten Kindern werden. Nach der Wende war dafür kein Bedarf mehr da und auch den Bauherrn, die KiLaFo gab es nicht mehr. Schließlich wurden die Weichen zur Errichtung eines Bildungshauses gestellt. Die Einweihung fand 1992 statt.

jak

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 39 des 50. Jahrgangs (im Jahr 2000).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 24.09.2000

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