Alt-Probst Kockelmann würdigt Predigten
Über Hugo Aufderbecks
Anlässlich des bevorstehenden 20. Todestages von Bischof Hugo Aufderbeck am 17. Januar 2001 ist im Leipziger St. Benno-Verlag eine Doppel-CD mit Predigten des Seelsorgers erschienen. Der Rektor des Dingelstädter Familienzentrums Kloster Kerbscher Berg, Alt-Propst Paul Julius Kockelmann, schreibt über den Prediger Hugo Aufderbeck.
Will man Hugo Aufderbecks Predigtart würdigen, kann das angemessen in drei Punkten geschehen; denn so waren auch seine Predigten gegliedert. Dabei möchte ich hinweisen auf seine Anliegen, auf die Anschaulichkeit und auf das Hörerverhalten.
Bischof Hugo Aufderbeck war mit Herz und Verstand Pas-toraltheologe, lebte mit der Heiligen Schrift in der Hand, war geprägt durch ein lebendiges liturgisches Interesse. Dazu kam die Kenntnis des Dialektischen Materialismus, die ihn feinfühlig machte für die versuchte Vereinnahmung durch Ideologie und Religionsersatz. Von daher waren auch seine Predigten bestimmt. Dabei waren ihm die Art und Weise, wie der Einzelne seinen Glauben in solcher Zeit leben kann ebenso wichtig wie das Verhalten der Kirche als "Volk Gottes auf dem Weg". Er scheute sich keineswegs, Konfliktpunkte zur staatlichen Doktrin anzusprechen. Das war besonders bei den großen Wallfahrtspredigten der Fall und für ihn meist mit unangenehmen Nachspielen verbunden. So wurde er auch durch die Predigten seinem Bischofsspruch gerecht: Euer Bruder, der mit euch teilhat "in der Bedrängnis, in der Königsherrschaft und in der Geduld" (Offb. 1,9)
Er sprach in einer volksnahen und bildhaften Sprache. Er konnte biblische Texte zum Leuchten bringen. In seiner Rede wurde das Alltagsleben zum Spiegel und Gleichnis: Der Ölkrug wie der Telegrafenmast, das Mainzisch-Erfurter Rad im eigenen Wappen ebenso wie die moderne Küchenmaschine. Die Liebe zum Volk Gottes hatte ihren Niederschlag gefunden bis in die Sprachform hinein. Besonders einzelnen kurzen Worten vermochte er ein neues Licht aufzusetzen: Komm und geh, - mit, für, in, - Glauben als Ge-loben, und vieles andere . Unvergessen der Dreierschritt: Miserere - Amen - Halleluja.
Bischof Hugo konnte sich auf den jeweiligen Hörerkreis in einem erstaunlichen Maße einschwingen, egal ob Schüler, Männer, Frauen, spezielle Gruppen. Deshalb wohl auch blieb vieles in Erinnerung. Die Leute erwarteten von ihm aktuelle Weisung. Das war ein gegenseitiges Lernen. So wurden die Predigten auch immer "politischer".
Wie sehr seine Predigt weitererzählt wurde, erfuhr der Bischof auf einer Firmreise, bei der er anschaulich Schutz und Zugehörigkeit klarmachte, in dem er einem Messdiener auftrug, den abgestreiften Bischofsring vom Altar wegzunehmen. Der zögerte natürlich, aber als er zugreifen wollte, hatte der Bischof schon seine Hand drauf gelegt: "So darf euch auch keiner mehr Christus wegnehmen." Als er das aber einige Dörfer weiter wiederholte - es war ja so einleuchtend - wollte der dortige Firmling nicht ran: " Nee, den Trick kenne ich." Der verblüffte Bischof hatte nur wenig Zeit, um eine Antwort zurechtzulegen: "Richtig, auf Tricks und Bluffs darf man als Christ nicht reinfallen, als Gefirmter schon gar nicht."
Paul J. Kockelmann
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 24.09.2000