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Bistum Erfurt

Benno Porovne, Militärseelsorger

Vorgestellt

Militärseelsorger Porovne (2. v. l.) mit SoldatenBad Frankenhausen - "Unsere Aufgabe ist es, den Soldaten in ihren Sorgen und Problemen zur Seite zu stehen", sagt Benno Porovne. Der Militärseelsorger ist seit einem Jahr Standortpfarrer in der Kyffhäuser-Kaserne in Bad Frankenhauen und auch für die Soldaten in Erfurt, Gotha und Sondershausen zuständig. Unterstützt wird er von Pfarrhelfer Engelbert Ringleb.

Porovne kennt inzwischen die Probleme des Soldatenalltags: Häufiges Getrenntsein von Familie oder Freundin, Kasernenstandorte, die im zivilen Umfeld wenig Infrastruktur bieten, bevorstehende Einsätze in der UNO-Friedenstruppe auf dem Balkan. Der Militärseelsorger versucht, im lebenskundlichen Unterricht auf diese Probleme einzugehen, bietet Familienwochenenden in kirchlichen Bildungshäusern für Unteroffiziere und Offiziere an, fährt mit zu Einsätzen auf die Truppenübungsplätze oder zu Reintegrations-Seminaren für Heimkehrer von UNO-Einsätzen. Nach Kirchenzugehörigkeit wird dabei nicht gefragt.

Dass der Pfarrer in der Kyffhäuser-Kaserne in Bad Frankenhausen geschätzt ist, bestätigt Oberleutnant Eric Friedl. "Wir wissen: Da ist einer, der nicht der Verpflichtung unterliegt, Meldung zu erstatten, einer, der für uns da ist und dem man sich mit seinen Problemen anvertrauen kann", sagt der junge Offizier, der aus Stuttgart stammt. Anvertrauen, wenn es in der Partnerschaft mit der Frau oder Freundin kriselt. Anvertrauen, wenn die Probleme des Soldatenlebens größer als gedacht sind: Etwa, weil die häufige Versetzung als Offizier in eine andere Kaserne es auch der Familie schwer macht, an einem Ort heimisch zu werden und Freunde zu finden.

"Es gibt eine Menge Dinge, die lassen sich nicht über Befehl und Gehorsam lösen. Oft hilft es aber schon, jemandem zuzuhören und Mut zu machen", sagt Benno Porovne. Und das wüss-ten auch die führenden Offiziere, weshalb der Dienst der katholischen und evangelischen Seelsorger nach wie vor gewünscht sei, so Porovne. Schließlich sei es von Anfang an der Wille des Staates gewesen, dass die Kirchen in den Kasernen präsent sind. Dennoch sei er als Seelsorger aber völlig unabhängig von den militärischen Strukturen, betont Porovne.

Neben dem Angebot zum persönlichen Gespräch hält Pfarrer Porovne den lebenskundlichen Unterricht für die Wehrpflichtigen und leitet die lebenskundlichen Arbeitsgemeinschaften der Unteroffiziere und Offiziere. Themen wie Tapferkeit und Angst im Soldatenalltag, Tod und Sterben, Chancen und Probleme einer multikulturellen Gesellschaft und "Kirche - was ist das" bestimmen den Lebenskundlichen Unterricht der Wehrpflichtigen. Besonders gut läuft die Lebenskunde dann, wenn die ganz aktuellen Fragen und Probleme der Soldaten zur Sprache kommen, sagt Pfarrhelfer Ringleb, etwa ein bevorstehende Auslandseinsatz im Rahmen der UNO-Friedenstruppen zum Beispiel im Kosovo.

"Der Stress ist bei diesen Einsätzen enorm", sagt Pfarrer Porovne. "Die Offiziere und Soldaten haben praktisch keine Freizeit, rund um die Uhr jeweils zwölf Stunden Dienst, dürfen oftmals die militärischen Anlagen überhaupt nicht verlassen. Dazu die sechsmonatige Trennung von Familie oder Freundin, was den oft ohnehin nicht sehr stabilen Partnerschaften enorme Belas-tungen bringt. Und manche der Offiziere sind über 45 und 50 Jahre alt. Und dann sechs Monate lang im Zelt leben ...", sagt Porovne, und man merkt, dass ihn diese Problematik der Soldaten beschäftigt.

Kritisch äußert sich der Seelsorger in diesem Zusammenhang über die bundesdeutsche Öffentlichkeit. "Da sind eine Menge Soldaten aus Deutschland zum Beispiel im Kosovo im Einsatz und machen jeden Tag diesen harten Dienst, aber die Medien bringen darüber nichts, weil nichts Spektakuläres passiert", so der Militärseelsorger. "Wie wenig das Geld die Opfer aufwiegt, die die Soldaten bringen müssen, wird in unserer Gesellschaft nicht gewürdigt."

Benno Porovne ist gebürtiger Essener. Er wurde 1992 in Köln zum Priester geweiht und war Kaplan in Köln und Lohmar. Die Aufgabe, als Militärseelsorger zu wirken, wurde an mich he-rangetragen, sagt Porovne. "Gemeindepfarrer kann ich möglicherweise noch viele Jahre sein. Den Dienst hier in der Kaserne betrachte ich als Chance, in diesem Bereich der Sonderseelsorge etwas anderes machen zu können.".

Von der Bundeswehr hat Porovne, der selbst kein Soldat war, eine hohe Meinung: "Hier wird zwar manches an Verbindlichkeit von den Einzelnen verlangt. Aber dem Einzelnen wird auch viel an Fürsorge zuteil", sagt der Geistliche. Dies sei gerade für die nicht wenigen "Jungs, die aus zerrütteten familiären Bindungen kommen und niemanden hatten, der wirklich Interesse an ihnen gezeigt hat", eine echte Chance.

Eckhard Pohl

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 39 des 50. Jahrgangs (im Jahr 2000).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 24.09.2000

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