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Bistum Erfurt

Jedem von der Hoffnung erzählen

Bistumswallfahrt nach Erfurt

Abschlussgottesdienst der BistumswallfahrtErfurt (ep) - Bischof Joachim Wanke hat die Christen Thüringens zu mehr Selbstbewusstsein ermuntert. "Lasst uns Christen sein, die ihren Glauben nicht verstecken. Lasst uns jedem Rede und Antwort stehen, der nach der Hoffnung fragt, die uns erfüllt", rief Wanke den rund 12 000 Teilnehmern der Bistumswallfahrt am vergangenen Sonntag auf dem Erfurter Domplatz zu. Die Wallfahrt stand unter dem Leitwort: "Um Gottes Willen den Menschen nah."

"Die Sorge, ob und wie meine ungetauften Mitbürger zu Chris-tus finden, ist mir weitaus wichtiger als die Frage, ob die evangelischen Mitchristen mein katholisches Kirchenverständis bejahen", so der Bischof, der damit auch auf die von der römischen Glaubenskongregation vorgelegte Erklärung "Dominus Iesus" zu sprechen kam.

Wanke: "Angesichts der konkreten Situation, in der wir uns hier in den neuen Bundesländern befinden, wäre es verheerend, wenn wir jetzt als Katholiken und Protestanten uns gegenseitig unser jeweiliges Selbstverständnis um die Ohren hauen." Es sei "der Spagat einer echten Ökumene, die eigene Kirche zu lieben, aber die anderen Mitchristen mit Sympathie im Blick zu behalten". Es tue Katholiken bei allen Unterschieden gut, "wenn sie bei den evanglischen Glaubensgeschwistern viele Dinge entdecken, die Gottes Heiliger Geist bewirkt", so der Bischof.

Auch die Feierstunde stand unter dem Motto "Um Gottes Willen den Menschen nah". Bei einem Anspiel ging es um das "Oben" und "Unten" in der Gesellschaft: "Unten zu leben ist doch nicht schlecht", sagte Peter zu seinem Freund Jürgen, während die beiden erwachsenen Männer auf einer Wippe schaukelten - von den beiden Engeln, Astrid und Gabi, sozusagen von ganz weit oben beobachtet. Peter: "Wenn du deine Mitmenschen an dich heran lässt, erfährst du Freude und Glück, Stress und Ärger, Not und Verzweiflung hautnah. Du lebst intensiver." Als Menschen, die keine große Karriere gemacht hätten, aber dennoch glücklich sein könnten, fielen den beiden ein Krankenpfleger und eine Mutter mit vier Kindern ein. In diesem Zusammenhang kamen die beiden allerdings auch auf die "ganz alltägliche Familienfeindlichkeit ganz gleich bei welchem Arbeitgeber" und auf die gesellschaftlichen Nachteile überhaupt zu sprechen, die Menschen haben, wenn sie sich unentgeltlich um andere kümmern.

"Haben wir verlernt, von unserem Glauben zu sprechen?" Dieser Frage gingen die Teilnehmer einer der vorausgegangenen Zwischenveranstaltungen nach. Der Nordhäuser Pfarrer Wolfgang Ipolt betonte, jeder Christ solle mit Freude weitersagen, aus welcher Quelle er lebt. Vor einer Überbewertung der Rolle der Medien bei der Vermittlung des Glaubens warnte der Direktor des MDR-Landesfunkhauses Thüringen, Kurt Morneweg. Zwar müsse Kirche in der einprägsamen Bilderwelt des Fernsehens vorkommen, um nicht in Vergessenheit zu geraten, doch könnten die Medien nicht vielmehr bieten als Information. Bischof Wanke forderte dazu auf, auch nach ungewöhnlichen Wegen der Verkündigung zu suchen.

Bereits am morgen hatte er in seiner Predigt angeregt, alle Gemeinden sollten in einem Bereich ihres Umfeldes versuchen, das Evangelium unter die Leute zu bringen. Im Jahr 2002 könne dann eine erste Bestandsaufnahme dieser Versuche erfolgen.

Der letzte Ministerpräsident der DDR, Lothar de Maizière, mahnte bei einer Veranstaltung zum Thema "10 Jahre deutsche Einheit", jeder Einzelne müsse die Einheit als seine persönliche Aufgabe betrachten. Dabei sei es nötig, die unterschiedlichen Lebenserfahrungen der Menschen in Ost und West zu akzeptieren. Den Ostdeutschen bescheinigte er, in den vergangenen Jahren eine "unglaubliche zivilisatorische Leistung" vollbracht zu haben. (Seite 19). Der Thüringer Innenminister Christian Köckert (CDU) bezeichnete bei einer Diskussion über politischen Extremismus und Polarisierung dieses Phänomen als eine Herausforderung auch für Christen. Gefragt sei praktisches Handeln.

Probleme für die Kirche im südlichen Afrika wurden bei einem Forum deutlich, zu dem Missio eingeladen hatte. Bei einem Treffen der Teilnehmer an der Romwallfahrt, zu der im Mai das Bistum und der Leipziger St. Benno-Verlag eingeladen hatten, kamen 150 der 437 Pilger der Di-özese zusammen. An der Wallfahrt nahmen auch 300 Malteser teil, die sich zu ihrer Bundesversammlung in Erfurt aufhielten.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 39 des 50. Jahrgangs (im Jahr 2000).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 24.09.2000

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