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Bistum Magdeburg

75 Jahre Kirche in Neumark

Braunsbedra-Neumark

Braunsbedra-Neumark (dw) - Für 100 Jahre katholisches Leben im Geiseltal dankten die Gemeinden Neumark, Großkayna und Mücheln am 10. September bei einem Gottesdienst mit Bischof Leo Nowak. Gleichzeitig feierten sie das 75-jährige Bestehen ihrer ältesten Kirche, der St.-Heinrichs-Kirche in Braunsbedra-Neumark. Die nachreformatorische Geschichte der Katholiken im Geiseltal sei ein Wechselbad aus Hoffnungen und Enttäuschungen gewesen, sagte der Bischof in seiner Predigt. Die ersten katholischen Christen waren um 1900 aus dem Eichsfeld, aus Westfalen, Bayern und Polen gekommen, um als Saisonarbeiter auf den landwirtschaftlichen Gütern und in den Zuckerfabriken der Region zu arbeiten.

Eine größere Anzahl folgte im Zuge des wachsenden Braunkohletagebaus, der ihnen einerseits Arbeit gab, andererseits aber auch schwere Wunden riss. Beim Bau der St.-Heinrichs-Kirche 1925 lag die Siedlung Neumark in der Mitte von 13 Orten, die zur Kirchengemeinde zählten. Übrig geblieben sind nur die Ortsteile von Braunsbedra. Im Krieg war das Gotteshaus völlig zerstört worden. 1950 begann der Bau einer neuen Kirche, die schon ein Jahr später geweiht werden konnte. Neumark mitsamt der Kirche war im Laufe der vergangenen Jahrzehnte immer wieder durch drohende Abbaggerung und durch Rutschungen in Gefahr. Erst 1993, nachdem der Tagebau nur einen Steinwurf von der Kirche entfernt halt gemacht hatte, wurde ihre Standsicherheit bestätigt. Seitdem konnte sie in mehreren kleinen Schritten rekonstruiert werden.

Auch die 1928 geweihte Herz-Jesu-Kirche in Mücheln war bis 1993 durch die nahen Bagger in Gefahr. Eine bewegte Geschichte hat auch die Dreikönigs-Gemeinde in Großkayna durchlebt. Nachdem sie verschiedene Provisorien als Gottesdienstraum genutzt hatte, feierte sie 1930 Kirchweihe in einer zur Notkirche umgebauten Baracke der Esag-Werke. Kurz darauf wurde das Gebäude jedoch von der Glashütte übernommen. Es durften keine weiteren Gottesdienste dort stattfinden, obwohl der Raum bis 1935 ungenutzt blieb. Die Gewerkschaft Michel-Vesta half aus und räumte ihre Werkskantine, bis die Gemeinde 1935 die neu erbaute Dreikönigskirche geweiht wurde. 1944 wurde die Kirche schwer beschädigt, das Pfarrhaus vollständig zerstört. Erst in den 80er Jahren konnte eine umfassende Rekonstruktion erfolgen. Seit 1981 bilden Neumark und Großkayna einen Pfarrverband, dem sich 1996 auch Mücheln angeschlossen hat.

Hoffnungen für die Zukunft schöpfen die Gemeinden nicht nur aus dem entstehenden Geiseltalsee, der das ehemalige Tagebaugelände in den nächsten Jahren in die größte touristisch nutzbare Seenlandschaft Sachsen-Anhalts verwandeln soll. Bischof Nowak bestärkte sie darin, ihre Hoffnung vor allem im Glauben an Jesus Christus zu suchen: "Die Frage der Zukunft ist die Frage nach einem lebendigen Glauben, mit dem ihr andere anstecken und begeistern könnt", sagte er den Geiseltaler Christen. Christus gebe Hoffnung, sogar wenn es menschlich gesehen nichts mehr zu hoffen gebe. Die Vorfahren, die in der Region Kirchen bauten, könnten ein Vorbild sein in der Hoffnung und im Glauben an die Zukunft. "Ich wünsche euch, dass ihr euren Glauben als kostbares Geschenk versteht und dass ihr ihn gegenüber den Menschen im Geiseltal öffentlich bekennt", rief Bischof Nowak seinen Zuhörern zu.

Auch Gäste aus den evangelischen Nachbargemeinden hatten an der Festveranstaltung teilgenommen. Sie hatten durch den Tagebau insgesamt 16 mittelalterliche Kirchen verloren. Pfarrer Wolfgang Funk, der seit 1977 als katholischer Geistlicher im Geiseltal wirkt, wies auf die lange, gute ökumenische Tradition in der Region hin. Sein Vorgänger Bruno Lange, der trotz Krankheit aus dem Sauerland angereist war, machte seiner ehemaligen Gemeinde Mut, im Vertrauen auf Gott gemeinsam die Herausforderung der Zukunft anzunehmen. "Auch mir hat Gott geholfen, als ich wegen meiner Krankheit am Boden zerstört war", sagte er.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 39 des 50. Jahrgangs (im Jahr 2000).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 24.09.2000

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