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Bistum Dresden-Meißen

Neue Kirche für Bischof-Benno-Haus

Schmochtlitz

Schmochtitz (tg) - Wer die neue Kirche auf dem Gelände des Bischof-Benno-Hauses in Schmochtitz betritt, hat den Eindruck, als würde die riesige Christusfigur auf ihn zu schweben. Der Auferstandene, der über Kreuz und Tod triumphiert, steht ungewöhnlich weit vom Altar entfernt im Raum. Klaus-Michael Stephan, Professor an der Dresdner Kunstakademie, hat die Plastik aus unzähligen geraden, verschlungenen und sich kreuzenden Armierungseisen gefertigt, jenem Werkstoff, der - für gewöhnlich verborgen - den Stahlbetonbauten der Moderne den nötigen Halt gibt. Der Rektor der Bildungsstätte des Bistums Dresden-Meißen, Dr. Peter Paul Straube, ist sich der Diskussionen, die das Kunstwerk nach der Einweihung der Kirche am 1. Oktober auslösen wird, gewiss. Doch die Konfrontation mit dem Ungewohnten soll bewusst verstören: "Kunst soll dazu anregen, sich auf den Weg zu machen."

Hinter dem dunklen Altartisch laufen die Wände in stumpfem Winkel zusammen: altes Bruchsteingemäuer, dicht gefügt, im unteren Teil rötlich gefärbt. Holzbalken ziehen sich längs und quer durch den Raum, stützen als Säulen das Dach. Früher war dies eine Scheune. Mit mehr als 200 Jahren das älteste Gebäude auf dem Gelände.

Im Frühjahr 1999 hatte der Umbau begonnen. Etwa 3,4 Millionen Mark hat er gekostet. 90 Prozent davon hat die katholische Kirche getragen, der Rest sind Fördermittel. Rund 150 000 Mark kamen beispielsweise von der Bundesstiftung für Umwelt, bestimmt für die knapp 300 000 Mark teure Solaranlage auf dem Dach. Zwei Drittel der rund 80 Quadratmeter Kollektorfläche werden der Erzeugung von Warmwasser dienen, mit dem restlichen Drittel wird Strom produziert.

An einigen Stellen in der Kirche sind bucklige Balken und graue Stahlträger eng aneinander gefügt. Zwei längliche Fenster lassen reichlich Tageslicht durch das Dach. Auf eine originalgetreue Rekonstruktion habe man bewusst verzichtet, sagt Straube. Statt dessen sollte die Bausubstanz der Vergangenheit mit neuen Elementen ergänzt werden. Reibungspunkte beim Aufeinandertreffen von Tradition und Moderne hat der Architekt bewusst in Kauf genommen.

Die 1980 gebaute Lötzerich-Orgel mit ihren 560 Pfeifen ist ein Geschenk aus Hessen. 20 Jahre lang hat sie dort in einem inzwischen geschlossenen Bildungshaus gestanden.

Die von Friedrich Press gestaltete Kapelle des Benno-Hauses bleibe bestehen, sagt Straube. "Doch wir hatten Wochenenden, wo mehr als 80 Leute zum Gottesdienst in die Kapelle wollten. Dazu ist sie zu klein." Auch im Saal habe man mitunter mehr Seminarteilnehmer unterbringen müssen als zulässig. Die Kirche in der Scheune kann deshalb beispielsweise auch für Podiumsdiskussionen genutzt werden. "Der Altar lässt sich beiseite schieben." Weitere rund 150 Plätze stehen innerhalb der Scheune dann noch in einem Gesellschaftsraum zur Verfügung, der unmittelbar daneben ausgebaut worden ist. "Der ist für die Abendgestaltung der Gäste und für Sonderveranstaltungen gedacht", sagt Straube. An einer Theke werden auch Bier und andere Getränke ausgeschenkt. "Die verschiedenen Gruppen, etwa junge Lehrer aus Dresden, Katecheten aus westdeutschen Städten und Senioren, sollen hier auch untereinander ins Gespräch kommen." Denn Menschen unterschiedlicher Weltanschauung und Glaubensrichtung das Miteinander-Reden zu ermöglichen, sei wichtigste Aufgabe des Hauses, so Straube. "Mit der Scheune wollen wir zugleich aber auch ein Haus der Region sein, offen für alle Interessierten."

Hinweis: Der Gottesdienst zur Einweihung der Kirche mit Bischof Joachim Reinelt beginnt am 1. Oktober um 10.30 Uhr.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 40 des 50. Jahrgangs (im Jahr 2000).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 01.10.2000

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