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Bistum Erfurt

Schwester M. Victoria

Vorgestellt

Schwester M. Victoria"Vieles, was ich mache, steht im Vorfeld von Religion", sagt Schwester M. Victoria, "aber ich hoffe, dass es einen Weg schafft zum intensiven Leben in der Kirche." Die Schönstätter Marienschwester ist seit einem Jahr Gemeindereferentin in der Pfarrei Sankt Josef in Mühlhausen. Vorher hat sie allerdings in dieser Gemeinde bereits eine zweijährige Assistenz absolviert. Zur Pfarrei gehören etwa 4500 Katholiken. 800 davon kommen regelmäßig zum Gottesdienst.

Die 32-Jährige fühlt sich in Mühlhausen sehr wohl: "Die Gemeinde hier ist sehr offen. Es gibt kaum festgefahrene Traditionen. Dadurch gibt es immer wieder die Chance auf Neues." Und neue Sachen fallen der Marienschwester immer wieder ein. So hat sie einen nicht unerheblichen Anteil daran, dass das Gemeindeleben in Mühlhausen blüht. Seit zwei Jahren gibt es zum Beispiel einen Mädchentreff. Jede Woche kommen Mädchen der Gemeinde für eine Stunde mit der Schwester zusammen. Thematisches rund um den Glauben steht dann genauso auf dem Programm wie gemeinsames Basteln und Spielen.

Auch die Erstkommunionvorbereitung mit Hausbesuchen, Elternabenden und Katechetensuche gehört zu ihren Aufgaben. Alle vier Wochen gibt es einen Erstkommuniongottesdienst, den die Kinder mit vorbereiten. "Am Samstag vorher kann jeder, der mitmachen will, ins Pfarrhaus kommen und beim Mitgestalten helfen", sagt Schwester M. Victoria. Bei ihren Erstkommunionbesuchen trifft sie immer wieder Mütter, die keinen festen Platz in der Gemeinde haben. Diese Frauen lädt sie dann gezielt zum von ihr gegründeten Frauenkreis ein, der sich einmal monatlich trifft. Einige dieser Frauen sind auch beim Kinderliturgiekreis dabei, den es ebenfalls seit einem Jahr gibt. Am letzten Sonntag im Monat findet parallel zum Wortgottesdienst der heiligen Messe ein Wortgottesdienst für alle Kinder von zwei Jahren bis zum Erstkommunionalter statt. 20 bis 45 Kinder nehmen regelmäßig daran teil.

Ein weiteres Anliegen ist der Schwester die Spätaussiedlerarbeit. Sie besucht vor allem Russ-landdeutsche und Aussiedler aus Rumänien, stellt Kontakte her und versucht, sie in die Gemeinde ein Stück zu integrieren. Schwester M. Victoria: "Zugang zur Institution Kirche bekommen sie nur über persönliche Kontakte. Das ist ganz wichtig." Außerdem gibt sie jede Woche neun Stunden Religionsunterricht an der Schule und an der Förderschule für Lernbehinderte in Mühlhausen. Gemeinsam mit Claudia Warnierke, der zweiten Gemeindereferentin der Pfarrei, teilt sie sich in viele Aufgaben hinein.

Schwester M. Victoria ist seit 1988 Mitglied der Schönstätter Marienschwestern. In der apos-tolischen Gemeinschaft, der die Verkündigung des christlichen Glaubens und dabei vor allem auch die Neuevangelisierung wichtig ist, war es ihr ein Anliegen, "mich dafür einzusetzen, dass christliches Leben gelebt werden kann". Sie wählte den Beruf der Gemeindereferentin. Als sie das nach einem Jahr abbrechen wollte, hat ihre Gemeinschaft gesagt, sie solle möglichst die Ausbildung beenden. Dann könne man weitersehen. "Inzwischen ist das schon mein Traumberuf", sagt sie heute. Sie ärgert sich zwar immer noch ein wenig darüber, dass sie nicht Gitarre spielen kann und nicht "ein super kreativer Typ" ist, aber inzwischen hat sie gelernt: "Man muss nicht alles selber können, sondern Leute finden, die das machen und sie mobilisieren."

Und in ihrem Kopf sprudeln die Ideen. Als nächstes möchte sie zum Beispiel einen Kinderlektorenkreis ins Leben rufen. Das Schwierige an ihrer Arbeit sei, dass vieles so unberechenbar sei. Traurig mache es sie, wenn sie ein Drittel der Kinder nach der Erstkommunion im Gottesdienst nicht wieder sieht. Trotzdem: "Ich kann es inzwischen auch akzeptieren, wenn die Leute nur einmal im Monat zum Gottesdienst kommen. Viele wollen sich heute nicht mehr binden oder auf etwas festlegen lassen." Bei ihrer Arbeit helfen der engagierten Schwester die festen Gebetszeiten, die zum Tagesablauf dazugehören. "Da bin ich dankbar, dass ich Schwester bin. So bin ich gezwungen, eine halbe Stunde aus der Arbeit herauszugehen", sagt sie, "oft ist man so im Getriebe, dass man das Wesentliche schnell vergisst." In den Gebetszeiten sieht sie die Gelegenheit, das was ihr begegnet ist, vor Gott hinzutragen. An ihrem Beruf liebt sie die unterschiedlichen Aufgaben, die vielen Kontakte und dass sie mit Menschen zwischen null und 99 Jahren zusammen ist. "Es ist schön, dass ich durch Wort, Tat und Sein Jesus Christus verkünden kann", sagt Schwester M. Victoria.

Julia Kuttner

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 40 des 50. Jahrgangs (im Jahr 2000).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 01.10.2000

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