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Die Sammelbüchse genügt nicht mehr

Kolping-Bildungswerk

Dresden (tg) - Das Kolping-Bildungswerk Sachsen appelliert an gemeinnützige Vereine und Sozialprojekte freier Träger im Freistaat, stärker als bisher gezielt Spenden-Quellen für ihre Arbeit zu erschließen. Dies sei um so dringlicher, da auf die Projekte in nächster Zeit weitere Kürzungen öffentlicher Mittel zukämen, sagt Wolfgang Münzberg, Leiter des Geschäftsbereiches Fundraising im Bildungswerk.

Der wichtigste gangbare Weg, eine drohende Finanzmisere der Projekte angesichts von Haushaltskürzungen bei Ländern und Kommunen zu verhindern, sei das so genannte Fundraising. Der Begriff stammt aus den USA und bezeichnet die durchdachte Mittelbeschaffung für die gemeinnützigen Zwecke sozialer und kirchlicher Einrichtungen.

"Da ist professionelles Herangehen nötig", betont Münzberg. Denn: "Der Trend hat sich längst vom Herumlaufen mit der Spendenbüchse zum gezielt motivierenden Aufruf gewandelt." Selbst Spendenaktionen mit bekannten Namen wie etwa "Misereor" kämen mittlerweile nicht mehr ohne durchorganisierten Briefversand, so genannte Mailing-Systeme, aus. "Anders wird man in der Informationsflut heutzutage nicht mehr wahrgenommen."

Das bundesweite Spendenaufkommen sei in den letzten Jahren nahezu konstant geblieben. Im vergangenen Jahr lag es Münzberg zufolge bei etwa vier Milliarden Mark. "Nur die Empfänger sind inzwischen andere." Da müsse die Realität nüchtern gesehen werden: "Wer Spenden haben will, muss sie woanders wegnehmen."

Münzberg empfiehlt gemeinnützigen Organisationen daher, sich zunächst über die eigenen Besonderheiten und Ziele klar zu werden. "Dann muss ich wissen: Wo sitzen meine potentiellen Sympathisanten? Wie lasse ich denen ansprechende Informationsschriften zukommen?" Dazu müssten Adressen professionell verwaltet werden.

Das Wichtigste aber seien direkte Kontakte zu Menschen, sagt Winfried Ripp. Als geschäftsführendes Vorstandsmitglied führt er mit seiner Bürgerstiftung in Dresden erfolgreich die Mittelbeschaffung jenseits staatlicher Verwaltungswege vor. Seit ihrer Gründung zu Beginn des vergangenen Jahres habe die Bürgerstiftung 25 Projekte mit knapp 200 000 Mark gefördert. Ihr Prinzip: Jede Mark, die ein Verein oder Projekt aus Spenden beschafft, verdoppelt sie.

"Leute spenden am meisten, wenn man ihnen genau erklären kann, wofür das Geld bestimmt ist", so seine wichtigste Erfahrung. Kleineren lokalen Sozialprojekten rät Ripp, sich vor allem an Geschäftsleute im Viertel zu wenden: "An den Bäcker und den Einzelhändler in der Nachbarschaft." Bei größeren Projekten müsse man überlegen, wer das meiste Gespür für das Thema hat. Die Bürgerstiftung etwa hat gemeinsam mit dem UCI-Kino Prominente zur Unterstützung für die AIDS-Hilfe gewonnen.

Für Münzberg zeichnet sich bei der Geldbeschaffung mittels Fundraising der Trend zur Professionalisierung schon heute ab. Die Bundesarbeitsgemeinschaft für Sozialmarketing rechnet damit, dass in den kommenden Jahren rund 20 000 neue Arbeitsplätze auf diesem Gebiet entstehen. Die Kolping-Akademie hat darauf bereits reagiert: Im kommenden Jahr will sie einen Ausbildungsgang zum Fundraising-Assistenten auflegen, kündigt Münzberg an. Hier sollen vor allem junge Leute innerhalb einer bürokaufmännischen Ausbildung sich das Werkzeug der effektiven Spendenwerbung aneignen, um es dann in gemeinnützigen Vereinen anwenden zu können.

Informationen: Kolping-Akademie Dresden. Tel. (03 51) 31 36-6 90 oder -6 95.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 41 des 50. Jahrgangs (im Jahr 2000).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 08.10.2000

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