Region mit langer Kirchengeschichte
Cottbus
Cottbus - Am 28. und 29. Oktober begehen die katholischen Christen von Cottbus und der Niederlausitz das 150. Kirchweihjubiläum der Cottbuser Kirche "Zum guten Hirten". Mit diesem Weihedatum endete von eineinhalb Jahrhunderten für die katholischen Christen der Region offiziell eine 300-jährige Zeit, in der sie kein eigenes Gotteshaus besaßen und auch kein eigener Seelsorger zur Verfügung stand.
Der Cottbuser freie Tag des Herrn-Mitarbeiter Klaus Schirmer hat gemeinsam mit anderen zahlreiche Chroniken durchforstet, um die Geschichte der katholischen Kirche der Region Cottbus aufzuhellen:
Das Gebiet der heutigen Niederlausitz und somit auch Cottbus ist seit der Gründung des Bistums Meißen 968 diesem Bischofssitz unterstellt gewesen.
Die ältesten erhaltenen Quellen, in denen Cottbus erwähnt wird, befinden sich in Unterlagen des einstigen Klosters Nienburg an der Saale. In einem Schriftstück aus der Zeit um 1156 werden die Besitzungen des Klosters aufgeführt. Cottbus ist als Marktort mit einer gemauerten Kirche genannt. Es war dies vermutlich die früheste Kirche der Lausitz. Bruchstücke ihres Fundaments sind unter der heutigen Cottbuser St.-Nikolai-Kirche erhalten. Nach einem großen Stadtbrand im Jahr 1468 ist sie als größte Kirche der Niederlausitz errichtet worden. Dies geht aus der Cottbuser Stadtchronik hervor.
Eines der ältesten Bauwerke in Cottbus ist die Klosterkirche, die 1307 von Richard von Cottbus gestiftet worden war. Franziskaner wirkten bis zur Einführung der Reformation in dem dazu gehörigen Kloster. Ihre heutige Gestalt bekam das Gotteshaus in den Jahren zwischen 1486 und 1517.
Bereits 1522 predigt der Cottbuser Franziskaner Johannes Briesmann evangelisch, obgleich er zunächst Martin Luther sehr kritisch gegenüber gestanden hatte. Kurfürst Joachim I. von Brandenburg verhinderte bis zu seinem Tod 1537 die offizielle Einführung der Reformation. Cottbus gehörte in dieser Zeit zum Bistum Brandenburg. Nach Einführung des evangelischen Glaubens durch Markgraf Johann V. verfiel das Cottbuser Kloster. Die Klosterkirche wurde für den protestantischen Gottesdienst hergerichtet. Da man hier in Landessprache wendisch predigte, wurde die Kirche bald die "Wendische Kirche" genannt. Die Oberkirche Cottbus erhielt den Beinahmen "Deutsche Kirche".
Als drittes, gotisches Gotteshaus wurde 1419 die St.-Catharina-Kapelle" errichtet. Zweimal durch Brand zerstört - zuletzt beim großen Stadtbrand von 1600 - blieb sie als Ruine stehen. Bis 1550 durfte sie von den wenigen verbliebenen Katholiken als Gotteshaus genutzt werden. Danach gab es in Cottbus keinen eigenen katholischen Seelsorger und kein Pfarrzentrum mehr. Auf dem Standort der Ruine erichteten 1714 die eingewanderten Hugenotten die jetzige Schlosskirche.
In späteren Jahren wuchs die katholische Gemeinde langsam wieder. Patres aus Neuzelle betreuten die kleine Schar seelsorglich. Ab 1621 durfte die Begräbniskirche "Ad sanctam portam" vor dem Spremberger Tor zweimal jährlich zu Gottesdiensten genutzt werden. 1821 kam die riesige Missionspfarrei von Neuzelle zum Bistum Breslau. Der schlesische Priester Florian Birnbach wurde 1832 Pfarrer in Neuzelle. Heute kann mit Fug und Recht behauptet werden, dass er die prägende Gestalt der Lausitzer Kirchengeschichte des 19. Jahrhunderts war. Über seine Tätigkeit schreibt Birnbach 1842 selbst: "Alle unsere zerstreut lebenden Pfarrkinder aufzusuchen, und überall, wo sich nur einige derselben vorfinden, Gottesdienst abzuhalten, ist wegen des ausgedehnten Umfanges unmöglich, nur die Kranken, welche nach der letzten Wegzehrung schmachten und sich dieserhalb an uns wenden, suchen wir zu jeder Zeit in ihren Wohnungen auf, wie beschwerlich auch oft die Reise sein mag, um zu ihnen zu gelangen." Preußen hob das Kloster Neuzelle 1817 auf. In der Aufhebungsakte wird bestimmt, "dass neben der Fürsorge für den katholischen Gottesdienst in Neuzelle auch für die Bedürfnisse der nicht eingepfarrten katholischen Einwohner der Niederlausitz angemessene Sorge getragen werden sollte. Diese Sorge trieb Birnbach bis zu seinem Tod 1873 um. Nach jahrelangen zähen und äußerst schwierigen Verhandlungen gelang es ihm 1845 in Cottbus eine Grundstück - damals noch weit von der Stadt entfernt - in der Dresdner Straße zu erwerben. Von 1848 bis 1850 wurde die kleine Kirche im romanischen Stil erbaut. Pfarrer Birnbach durfte sie im Auftrag des Bischofs am 27. Oktober 1850 auf das Patronat "Zum guten Hirten" weihen.
(wird fortgesetzt)
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 08.10.2000