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Bistum Magdeburg

Mitten im Dunkel Licht entdecken

Hospiztag in Halle (1)

Elfriede Stephan zündet ein Licht anHalle (dw) - Seit 15 Jahren gibt es in Halle Hospizdienste. Bei einem Symposium anlässlich des ersten Deutschen Hospiztages am 14. Oktober soll auf Initiative des Hospizes am St.-Elisabeth-Krankenhaus Halle nicht zuletzt über die Entwicklungen der zurückliegenden Jahre in der Begleitung von Sterbenden und deren Angehörige gesprochen werden.

Pfarrer Heinrich Pera, der die Hospizidee nach Halle gebracht hat, ist froh darüber, dass sich in Halle das stationäre und das teilstationäre Hospiz unter einem Dach mit der Palliativ-Station des St.-Elisabeth-Krankenhauses befindet. Gemeinsam mit dem früheren Verwaltungsleiter des Krankenhauses, Dr. Peter Willms, hatte er darum jahrelang gekämpft.

Es gehe bei der Hospizidee eben nicht nur darum, Sterbenden liebevoll Händchen zu halten, betont Thomas Kolodziej, der Pflegedienstleiter des Hospizes. Ebenso wichtig wie menschliche und seelsorgliche Zuwendung sei es, das medizinisch Mögliche zu tun, um Schmerzen und Beschwerden zu lindern und so die Lebensqualität in der letzten Phase des Lebens zu erhöhen. Die Krisenintervention bei akuten Beschwerden sei in erster Linie Aufgabe der Palliativstation. Das Zusammenspiel von medizinischer, psychischer, sozialer und spiritueller Sorge um den Sterbenden fasst der Fachbegriff "Palliativ Care" zusammen. Das Hospiz in Halle bietet darin berufsbegleitende Fortbildungen für interessierte Krankenschwestern an. Zu den bisherigen Teilnehmern gehören nicht nur Beschäftigte auf Palliativstationen und bei Hospizdiensten. Auch Mitarbeiter "ganz normaler" Krankenhausstationen interessieren sich für "Palliativ Care", weil ihnen interdisziplinäre Zusammenarbeit für ihre Patienten sinnvoll erscheint.

Schon zu DDR-Zeiten entstanden Hospizdienste in Halle. Das Ehrenamt ist von Anfang an ein wichtiger Faktor, verlangt aber viel Öffentlichkeitsarbeit und Engagement.

In Westdeutschland ist die Erfahrung der Ostdeutschen bei überregionalen Fachtagungen gerade dann gefragt, wenn es um die Zusammenarbeit zwischen Christen und Andersdenkenden geht. Oftmals werde so getan, als könnten nur Katholiken Hospizarbeit machen, kritisiert Heinrich Pera. Er erlebt bei Patienten und Angehörigen immer wieder eine sehr große Angst, von einer Ideologie vereinnahmt zu werden. Dadurch fühlt er sich aber nicht bedrängt. Im Umgang mit Sterbenden und ihren Angehörigen, die nicht an Gott glauben, erfährt er im Gegenteil eine persönliche Bereicherung: "Ich entdecke im Leben des Anderen mit ihm gemeinsam, dass er ohne Bedingung geliebt ist."

Von einer 23-jährigen Studentin, die regelmäßig in die Tageshospiz-Gruppe kam, bevor sie vor kurzem an Krebs starb, sagt er beispielsweise: Sie lebte ihren eigenen "Großeltern" praktizierte Nächstenliebe vor. In der Gruppe, wo sie mit Abstand die Jüngste war, brachte sie die anderen dazu, ihr eigenes Leben zu reflektieren. Sie half den anderen sehr konkret, obwohl es ihr selbst nicht gut ging, holte sie einen zweiten Stuhl heran für eine Frau, die Wasser in den Beinen hatte. Ein Lamm, das sie in der Osterzeit gezeichnet hat, hängt am Fenster des Tageshospizes und erinnert dort an sie.

Rituale und Symbole spielen in der Arbeit des Hospizes eine wichtige Rolle. Wenn jemand stirbt, wird in seinem Zimmer beispielsweise ein Teelicht entzündet. In einer kleinen Schale können die Angehörigen dieses Licht mit nach Hause nehmen. "Wenn ich Trauerbesuche bei den Angehörigen mache, dann sehe ich die Kerze dort brennen. Es ist ein Symbol, das offensichtlich nicht nur für Getaufte etwas ausdrückt", erzählt Heinrich Pera. So ist es auch mit den Bildern, die im kleinen Raum der Stille des Hospizes hängen: Das Nagelkreuz von Coventry hängt dort, ein Symbol der Versöhnung aus der 1940 von deutschen Bombern getroffenen britischen Kathedrale, und eine Muttergottes, die ein Arzt und Theologe zu Weihnachten mitten im belagerten Kessel von Stalingrad für seine Patienten auf die Rückseite einer Landkarte gezeichnet hat.

Der Ehemann und die Tochter einer dieser Tage im Hospiz verstorbenen Frau haben Pera gebeten, die Grabrede zu halten. "Aber bitte kommen sie im Anzug", sagten sie dazu. Sie wollten in ihrem Bekanntenkreis nicht den Eindruck erwecken, von der katholischen Kirche vereinnahmt worden zu sein. Auf die Frage des Seelsorgers, ob er von seiner Hoffnung reden dürfe, sagten die Angehörigen: "Das erwarten wir von Ihnen."

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 41 des 50. Jahrgangs (im Jahr 2000).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 08.10.2000

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