Kirche ist die große Sammelbewegung Gottes
Pater Damian
An die Tür einer kleinen Kirche im amerikanischen Süden hatte der Pfarrer ein Schild geheftet: "Du bist nicht zu schlecht um einzutreten, aber auch nicht zu gut, um draußen zu bleiben."
Eine zutreffende und humorvolle Aussage. Bei den sinkenden Mitgliederzahlen der großen Kirchen hierzulande ist es besonders wichtig, die Wahrheit des Spruches an der Kirchentür zu erfassen: Die Kirche ist nicht irgendein Klub für Leute mit besonderen Begabungen und Interessen, kein Service-Unternehmen für Bedürftige aller Art. Kirche ist die große Sammelbewegung Gottes. Alle sind eingeladen: Die Begabten und weniger Begabten, Akademiker und Hilfsarbeiter, Jugendliche und Senioren, Arme und Reiche, Starke und Schwache, Menschen aller Hautfarben und Rassen. Keiner ist zu schlecht und muss sich als "unwürdig" ansehen, keiner aber auch zu gut, um sagen zu können: Ich habe es nicht nötig. In einem solchen "Verein" geht es bunt und menschlich, allzu menschlich zu. Und das wird manchen zum Ärgernis.
Auf die Frage seiner kleinen Tochter: "Papa, trittst du auch mal aus der Kirche aus?" antwortet ein Vater: "Das habe ich nicht vor, Kleine. Ich glaube nicht, dass ich was Besseres finde. Manche meinen, die Kirche muss für sie wie ein Kaufhaus mit lauter Sachen sein, die alle gut schmecken. Und sie selber müssen sich nur noch das Beste raussuchen. Sobald sie aber was finden, was mal nicht so süß ist, wollen sie raus aus dem Kaufhaus. Andere finden, dass ihnen bei den Christen zuviel verboten wird ... Und oft haben die Leute einfach zu wenig Geduld. Die Kirche ist 2000 Jahre alt, und da geht nicht alles von heute auf morgen anders. In den ersten Christengemeinden gab es genauso wie heute langweilige und doofe und gemeine Leute. Aber damals gab es genauso wie heute auch ganz andere Leute. Sehr liebenswerte, sehr freundliche, gute Menschen ... Eine Welt ohne die Kirche fänd ich ziemlich öde."
Pater Damian Meyer
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 15.10.2000