Friedensarbeit mit begrenzten Kräften
Pax Christi Deutschland-Ost
Als sich die Gründungsmitglieder von Pax Christi Deutschland-Ost am 20. Oktober l990 in Berlin zu ihrer konstituierenden Sitzung trafen, war die internationale katholische Friedensbewegung Pax Christi schon mehr als vier Jahrzehnte am Werk. Noch vor Kriegsende war sie durch das Engagement des französischen Bischofs Theas, der zu einem "Gebetskreuzzug für die Versöhnung mit Deutschland und den Frieden in der ganzen Welt" aufgerufen hatte, entstanden. 1948 veranstaltete Pax Christi in Kevelaer den ersten internationalen Friedenskongress und gründete die Deutsche Sektion.
Viele konkrete Schritte folgten. Den großen Herausforderungen der Zeit entsprechend wurde Pax Christi immer mehr zu einer christlich motivierten und politisch engagierten Bewegung, die sich in vielfältiger Weise und auf verschiedenen Ebenen "gewaltfrei und ökumenisch" betätigte - zur Förderung des Friedens, gegen Militarisierung, Aufrüstung und Rüstungsexporte, gegen Nationalismus, Antisemitismus und Rechtsextremismus, für den Dialog zwischen Nationen, Kulturen und Religionen, in Solidarität mit den Opfern von Krieg und Gewalt, Unrecht und Vertreibung - schließlich für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung im konziliaren Prozess.
Diese Friedensbewegung sollte nun im Oktober 1990 - da es nach der Wiedervereinigung Deutschlands möglich war - der neue Rahmen, der neue Bezugspunkt sein für das weitere Engagement derer, die sich Jahre zuvor schon auf dem Gebiet der ehemaligen DDR in ökumenischer Gemeinsamkeit für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung eingesetzt hatten. Für Deutschland-Ost wurde damals eine Regionalstelle gegründet. Die Gründung einzelner Bistumsstellen, wie in Deutschland-West üblich, war damals und ist bis heute nicht möglich, weil es zu wenig Mitglieder gibt. Die Pax-Christi-Mitglieder im Osten leben über das ganze Gebiet verstreut, Gruppen gibt es in Leipzig und Dresden.
"Wir haben Pax Christi als Bewegung kennen gelernt, die sich wirklich bewegt, nicht nur etwas verlautbart", sagt einer aus der Leipziger Gruppe. "In und mit Pax Christi lassen wir uns bewegen, verstärkt ,Kirche im Dienst an der Welt', ,Kirche für andere' zu sein, ergänze ich und füge hinzu: Und da und dort können wir selbst manchmal auch einiges bewegen."
In Leipzig und Dresden spielt das Ökumenische Friedensgebet - zusammen mit anderen - eine wichtige Rolle. "Informiert beten - betend handeln" -dies ist der Hintergrund für das Engagement der Pax-Christi-Mitglieder, zum Beispiel in der Kampagne "Nein zum Eurofighter", im Protest gegen den Krieg in Tschetschenien und in der Solidarisierung mit den russischen Kriegsdienstverweigerern, bei der Erlassjahr-Kampagne und den "Agenda-21"-Aktionen, bei der Fortsetzung der Kontakte nach Litauen ...
Das besondere Engagement der Pax-Christi-Mitglieder in Halle gilt den ausländischen Mitbürgern, besonders den Studierenden. Sie wollen Integration ermöglichen durch die Eröffnung eines "Café International". Schwerpunkt der praktischen Arbeit in Leipzig wie in Dresden ist die Solidarisierung mit den Opfern von Krieg und Gewalt, den Vertriebenen, Flüchtlingen und Asylsuchenden bis hin zu den Abschiebehäftlingen. Sehr viel Zeit und Kraftaufwand ist nötig, weil sich noch immer allzu wenig andere für "unsere fremden Nächsten" engagieren. Darüber hinaus bleiben Kontakte und Hilfe für Flüchtlinge in Bosnien und Kosovo auch nach Jahren noch notwendig. um
Wer sich für die Arbeit von Pax Christi interessiert, erhält nähere Informationen unter folgenden Telefonnummern: (0 61 01) 20 73, (03 41) 4 79 12 68, (03 51) 4 95 35 65.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 15.10.2000