Wichtig wie ein Zahnarztbesuch
Pastorales Zukunftsgespräch
Magdburg (dw) - "So wenig ersehnt, aber auch so notwendig wie ein Zahnarztbesuch" beschrieb der Magdeburger Diakon Wolfgang Gerlich die gemischten Gefühle mancher Seelsorger im Blick auf das Pastorale Zukunftsgespräch (PZG) im Bistum Magdeburg. "Uns bleibt nichts anderes übrig, wenn wir demnächst noch bissfest bleiben wollen."
Mit einem Brief an alle Gemeinden hatte der Magdeburger Bischof Leo Nowak gemeinsam mit dem Priester- und dem Katholikenrat der Diözese das PZG im Sommer angekündigt. Bei ihrem jährlichen Pastoraltag informierten sich die hauptamtlichen Seelsorge-Mitarbeiter aus dem ganzen Bistum am 11. Oktober über die von Bischof und Räten anvisierte Vorgehensweise und formulierten ihre Erwartungen.
Nachdem ein ähnliches, 1994 unter dem Stichwort "Pastoraler Prozess" angestoßenes Projekt im Sande verlaufen war, wollen die Initiatoren durch klare Organisations- und Entscheidungsstrukturen und die Einbeziehung unabhängiger Fachberater die Lebenserwartung des PZG stärken. Im Übrigen sollen die Eingaben aus 38 Gemeinden, die beim "ersten Versuch" eingegangen sind, nun mit einbezogen werden.
Es gehe darum, Entscheidungen über neue pastorale Schwerpunkte, die im Bistum angesichts der sinkenden Zahlen von Seelsorgern und Gemeindemitgliedern unausweichlich anstünden, auf möglichst breite Schultern zu legen, sagte Bischof Leo Nowak den Mitarbeitern der Pastoral. Im Blick auf manche Vorbehalte, die während des Pastoraltages laut wurden, erinnerte er an Papst Johannes XXIII., dem, als er das Konzil einberief, "fast alle Kardinäle den Vogel gezeigt hätten". Wichtig ist es dem Bischof insbesondere, dass der Gesprächsprozess auf Gemeinde-, Dekanats- und Bistumsebene von "Formen spirituellen Lebens" begleitet wird. Schließlich sei die geistliche Erneuerung des Bistums nicht durch Menschen "machbar". Eine Gefahr sieht er auch darin, das PZG mit zu hohen, unerfüllbaren Erwartungen zu überfrachten. Vorgesehen ist ein auf etwa vier Jahre angelegter Prozess, der in Kürze, sobald Katholiken-und Priesterrat sowie Bischof sich auf die organisatorischen Details verständigt haben, mit der Auswahl der Gesprächsthemen beginnen soll. Nicht nur die Themenfindung, auch der anschließende Dialog über Schwerpunkte und Konzepte soll auf allen Ebenen und in den unterschiedlichsten Gremien des Bistums stattfinden und von einer eigens dafür zu bildenden Leitungsgruppe koordiniert werden. Höhepunkt wird eine Bistumsversammlung sein, die nach derzeitigem Planungsstand für das Jahr 2003 ins Auge gefasst ist. Dann folgt eine Erprobungsphase, in der die dort gefassten Beschlüsse umgesetzt werden. Im Anschluss sollen die Entscheidungen nochmals überprüft werden.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 15.10.2000