"Zufrieden" trotz weniger Besucher
Expo2000/Kirchenpfad
Wittenberg (kh) - "Im Großen und Ganzen" sei sie mit den Aktionen im Rahmen des Expo-Kirchenpfades zufrieden, sagt Sigrun Höhne, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Kirchlichen Forschungsheim Wittenberg. Die evangelische Bildungseinrichtung koordinierte die einzelnen Aktivitäten entlang dieses Kirchenpfades.
An dem Begleitprogramm zur Weltausstellung in Hannover beteiligten sich rund 30 Gemeinden und kirchliche Institutionen zwischen Dessau, Wittenberg, Bitterfeld und Wolfen mit eigenen Projekten. Darunter waren laut Höhne sehr viele "spannende" Veranstaltungen.
Auch die Gottesdienste seien gut besucht gewesen. Selbst Menschen, die sonst nicht in die Kirche gingen, hätten den Weg in ein Gotteshaus gefunden, katholische Christen seien in evangelische Pfarrgemeinden gekommen und umgekehrt.
"Ich bin sehr froh über die ökumenische Zusammenarbeit", betont ebenso Hans-Joachim Marchio, Direktor der Katholischen Akademie des Bistums Magdeburg. Auch mit den Freikirchen habe das Miteinander während des Kirchenpfades "sehr gut" funktioniert.
Weniger erfreulich war Höhne zufolge, "dass von außen nicht viel kam". Dennoch bezeichnet sie das Ausbleiben auswärtiger Gästen als "nicht so tragisch", schließlich sei die Initiative im Wesentlichen für die Kirchengemeinden vor Ort gedacht gewesen. Einige Stationen allerdings hätten den Sinn des Kirchenpfades nicht ganz verstanden und ihn lediglich als "lose Geldquelle" genutzt, ohne bei Veranstaltungen mitzuwirken, bedauert Höhne.
Nun hofft sie auf einen "schönen Abschlussgottesdienst" am 20. Oktober, bei dem einige der Projekte mit Fotos und Dias vorgestellt werden sollen. Der so genannte "Zielgottesdienst" trage den "etwas programmatischen" Titel "Es geht weiter", erläutert Höhne. Gemeint sei damit jedoch keine zentral koordinierte Fortsetzung der Veranstaltungen und Konzerte. Vielmehr würden einzelne Stationen ihre Initiativen in Eigenregie fortführen.
Das Kirchliche Forschungsheim etwa will weiterhin eine "Energieberatung für kirchliche Gebäude" anbieten. Ferner sollen kircheneigene Flächen auch künftig für Naturschutzprojekte eingesetzt werden.
Zudem hofft Höhne, dass die Schüler des Dessauer Liborius-Gymnasiums "in fünf oder sechs Jahren" den Beton aus der "letzten Ecke ihres Schulhofes" verbannt haben werden. Eine ökologische Neugestaltung des Pausenhofes war nämlich eines der Projekte, mit dem sich das katholische Gymnasium am Kirchenpfad beteiligte.
In einem gemeinsamen Arbeitskreis überlegten Schüler, Eltern und Lehrer, wie die graue Fläche in Zukunft aussehen könnte. Geplant ist zum Beispiel, runde Sitzbänke um die alten Bäume herum aufzustellen, eine Kräuterspirale und einen Teich anzulegen.
Der Kirchenpfad habe zweifelsohne "Zeichen gesetzt", meint Schulleiter Klaus Heese, und dafür gesorgt, dass "kirchliches Leben" stärker ins "Bewusstsein der hiesigen Bevölkerung" gelangt sei. Einen großen Ansturm von Expo-Besuchern hatte er für seine Schule erst gar nicht erwartet.
"Mehr Leute als üblich" konnte dagegen Diakon Ulrich Reimann in der Piesteritzer Kirche "Heilige Familie" begrüßen. Neben Kleinstgruppen seien auch große Reisegruppen "aus aller Herren Länder" gekommen, zum Beispiel Touristen aus Asien, Amerika, Spanien und den Niederlanden, außerdem eine internationale Gruppe von Bürgermeistern.
Reimann glaubt, der Kirchenpfad habe "belebend" gewirkt und geholfen, "gewisse Hemmschwellen" zu überwinden: "Manch einer, der noch zögerlich in die Kirche hineingegangen ist, hat sich beim Rausgehen bei mir bedankt und gesagt, er habe gar nicht gewusst, dass es das gibt."
Zum "Zielgottesdienst" des Expo-Kirchenpfades lädt die ökumenische Arbeitsgruppe "Kirche-Expo" am Freitag, 20. Oktober, um 18 Uhr ins Gemeindezentrum Edith Stein in Wolfen-Nord ein. Anschließend findet ein Empfang im Christophorus-Haus statt.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 15.10.2000