Kindertagesstätte eingeweiht
Worbis
Worbis (jk) - "Es war ein langer Weg mit vielen Mühen, aber dieser Weg hat sich gelohnt", freute sich letzte Woche Kindergartenleiterin Bernadette Kes-ting bei der feierlichen Einweihung des frisch sanierten Kindergartens "Sankt Elisabeth" in Worbis. Zwar muss das Kellergeschoss noch ausgebaut werden, aber bereits jetzt stehen den 130 Kindern im Alter von ein bis sechs Jahren und den 16 Erzieherinnen, die alle auf Teilzeitbasis beschäftigt sind, drei große ausgebaute Etagen zur Verfügung. Bischof Joachim Wanke segnete die Räume während einer Feierstunde und pflanzte anschließend im Eingangsbereich einen Baum.
Über 1,2 Millionen Mark hat der Umbau gekostet. Das Geld kam vom Freistaat Thüringen, vom Bistum, von Caritas und Kirchen- und Klosterkammer sowie aus eigenfinanzierten Mitteln. Träger des Kindergartens ist die katholische Gemeinde Sankt Nikolaus. Stadtdechant Engelbert Dietrich erinnert sich noch gut an den desolaten Zustand des Gebäudes vor der Sanierung: "Als ich vor fünf Jahren hierher kam, war das für mich ein Albtraum."
Einen katholischen Kindergarten gibt es in Worbis bereits seit 1907. In das jetzige Gebäude, in dem früher der staatliche Kindergarten untergebracht war, zog man allerdings erst 1994. Seit 1995 liefen dann die Kaufverhandlungen. Im Sommer 1998 wurde mit der Sanierung begonnen.
Caritasdirektor Bruno Heller stellte bei der Segnung der sanierten Räume die Chancen eines Kindergartens für die Pfarrgemeinde heraus: "Das ist ein Ort, wo Kinder in die Gemeinschaft der Kirche hineinwachsen können." Wenn es für die Mädchen und Jungen gute Startbedingungen gebe, hätten sie auch gute Chancen für die Zukunft.
Der Aufgabe, die Kinder auch an den Glauben heranzuführen, sind sich die Erzieherinnen bewusst. Zwar steht der Kindergarten grundsätzlich allen Kindern offen, aber religiöse Werte werden durch verschiedene Angebote wie zum Beispiel das gemeinsame Gebet vermittelt. "Wir sind ein Teil der Kirchengemeinde", sagt Annett Holzapfel, die stellvertretende Leiterin. Kindergartenkinder gestalten immer wieder die Sonntagsgottesdienste mit. Regelmäßig treffen sich außerdem Mutter-Kind-Gruppen im Haus. Ein Vertreter der Kindertagesstätte ist seit einigen Jahren festes Mitglied im Pfarrgemeinderat. "Das ist die Brücke zwischen Kindergarten und Gemeinde, damit der Kontakt bestehen bleibt", so Annett Holzapfel. Wichtig sei ihr ein gegenseitiges Geben und Nehmen. So ist der Kindergarten zum Beispiel beim Gemeindefest mit einer Spielstraße vertreten. Oder seit 50 Jahren spielt Karl Meister, der Vorsitzende des Pfarrgemeinderats, im Dezember immer den Bischof Nikolaus im Kindergarten.
Wichtig ist den Erzieherinnen, dass auch nicht religiöse Eltern und Kinder hier die Möglichkeit haben, den Glauben mitzuerleben. "Wir haben dazu die Chance: Wir haben viele Kinder, die sich vom Glauben begeistern lassen", so Holzapfel. "In die Kirche kommen immer weniger, aber hier erreichen wir sie."
Auch für Pfarrer Engelbert Dietrich steht fest: "Mit Sicherheit schafft der Kindergarten Berührungspunkte, die es sonst nicht gäbe." Den Kindern würden christliche Werte vermittelt und auch die Eltern über den Kindergarten mit der Kirche in Kontakt kommen. Stadtdechant Dietrich ist regelmäßiger Gast bei den Elternabenden. Claudia Heddergott, deren zwei Kinder die Einrichtung besuchen, findet es gut, "dass religiöse Themen nicht kontinuierlich im Vordergrund stehen, sondern der Glaube ganz einfach im Alltag an die Kinder herangetragen wird". Sie würden sich dadurch auch untereinander mit dem Glauben beschäftigen und ein Gottesdienst, bei dem die Kinder aktiv sind, sei für diese viel angenehmer und lockerer. Annett Holzapfel kann sich in diesem Zusammenhang gut an ein Erlebnis erinnern. Sie hätten im Kindergarten ein Lied mit der Zeile "ein Freund, der mich versteht" gesungen. Holzapfel: "Da zupft mich ein Kind am Arm und meint: Stimmts, die meinen den lieben Gott!"
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 29.10.2000