Abschied von Schmochtitz
Die Maria-Ward Schwestern verlassen das Bistum
Schmochtitz (jak) - Der Abschied wird beiden nicht leicht fallen. Bereits am 20. April wird Schwester Nicola Schmochtitz verlassen und Schwester Gottburga wird ihr Ende Juni folgen. Die beiden Frauen gehören zur Gemeinschaft der Maria-Ward-Schwestern, welche 1991 im Bischof-Benno-Haus eine Niederlassung gründeten. Jetzt schließt die Schwesterngemeinschaft diese Niederlassung aus gesundheitlichen- und Altergründen. Ein anderer Grund ist der fehlende Nachwuchs. Mit dem Weggang verliert das Bischof-Benno-Haus zwei Menschen, die das Klima der katholischen Bildungseinrichtung über Jahre hin entscheidend mitprägten, wie es Rektor Peter-Paul Straube betont. Schwester Nicola war von Anfang an mit Schwester Maria Magdalena, die am 21. Juni vergangenen Jahres kurz vor Vollendung ihres 80. Lebensjahres verstarb, in Schmochtitz. Seit dieser Zeit sorgt sie sich um die Hauswirtschaft. In einem ersten Gespräch mit dem Tag des Herrn betonte Sr. Nicola damals, dass es ihr Bestreben ist, ganz da zu sein, wo sie ist. Eine Haltung, die ihr hilft, sich auf ein neues Lebensumfeld einzustellen. Gern wird sie dabei an ihre Schmochtitzer Jahre zurückdenken. Eine Zeit, die für sie "sehr schön war, und in der ich viele Erfahrungen gesammelt habe." Höhepunkte waren dabei die Tagung der Deutschen Bischofskonferenz und ein Treffen der deutschen Landwirtschaftsminister. Aber auch alle anderen Gruppen und Seminare waren für Schwester Nicola wichtig. "Das schöne an meiner Tätigkeit war, dass ich flexibel sein musste und es immer wieder mit anderen Leuten zu tun hatte", betont die aus Rheinhessen stammende Ordensfrau. Besonders vermissen wird Schwester Nicola die Schmochtitzer Sakristei, die Pflege der Kirchenwäsche war eine Aufgabe, die sie sehr gern übernommen hatte. Wo genau sie von ihrem Orden eingesetzt wird, steht im Moment noch nicht fest. Erstmal folgt auf Schmochtitz eine Zeit der Ruhe und Selbstfindung, wie übrigens ab Juli auch für Schwester Gottburga.
Die heute 70jährige kam 1996 in die Oberlausitz. Zuvor bildete sie in Fulda über 26 Jahre hinweg katholische Erzieherinnen aus. Im Bischof-Benno-Haus übernahm Schwester Gottburga die Aufgabe einer pädagogischen Mitarbeiterin mit dem Schwerpunkt der Seniorenarbeit. Sie gestaltete aber auch die Programme für Studienreisen und für Feriengruppen, die in Schmochtitz Station machten und sorgte sich weiter um die Gestaltung der Gottesdienste. Für sie waren die fünf Schmochtitzer Jahre eine wesentliche Bereicherung, wie sie es selbst einschätzt. So interessierte sie sich für alles, was mit dem Leben in der DDR zu tun hatte. Publikationen - die ins Haus kamen - und Seminare ließen sie neue Gesichtspunkte dieser Geschichte erkennen. So war es ihr immer ein Anliegen, die ins Haus kommenden Gäste auch mit den Schattenseiten der deutschen Geschichte vertraut zu machen - immer wieder bot sie ihnen daher Besuche im ehemaligen Stasi-Gefängnis Bautzen II. an. Jetzt beteiligt sich Schwester Gottburga noch an der Vorbereitung eines Seminars für Alzheimerpatienten und ihre Angehörigen, das Ende Juni stattfinden soll und das sie auf jeden Fall noch begleiten wird. Danach wird auch sie das Haus bei Bautzen verlassen.
Wie wird es nach dem Weggang der Schwestern im Bischof-Benno-Haus weitergehen? Peter-Paul Straube betont, dass alle Verantwortlichen und die Mitarbeiter die Entscheidung der Schwesterngemeinschaft bedauern. "Wir wollen auch in Zukunft alles dafür tun, dass wir unserem Auftrag als ganzheitliche Bildungseinrichtung gerecht werden", versichert der Rektor. Die Schwestern waren über fast zehn Jahre in diesem Auftrag ein wichtiger Faktor. Wie Peter-Paul Straube betont, gehören zur Bildung das entsprechende Ambiente aber auch die Menschen, die dafür sorgen, dass die Veranstaltungen für die Gäste zum Gewinn werden. Diesem Anliegen war besonders das Engagement von Schwester Magdalena gewidmet. Noch heute kommen Gäste, die sich an sie erinnern und nach ihr fragen. Gleich neben dem Foyer hatte sie über viele Jahre ihr Büro, wo sie als An-spechpartnerin zur Verfügung stand. Zudem engagierte sich Schwester Magdalena in der Gestaltung der jährlichen Adventsfeiern. Ein geplantes Theaterstück zur 600-Jahr-Feier im vergangenen Jahr konnte sie nicht mehr vollenden.
Ihr und Schwester Nicola ist es auch zu danken, dass die Ordensgründerin Maria Ward (1585 bis 1645) den Menschen im Bistum Dresden-Meißen bekannt gemacht wurde. So gab es eine Abendveranstaltung und ein Wochenendseminar in Zusammenarbeit mit dem damaligen Bildungswerk des Bistums. Aus diesem Anlass sagte Schwester Magdalena: "Ich musste immer ein Gefühl der Enttäuschung, um nicht zu sagen, der Bitterkeit in mir bekämpfen, wenn ich an das Leben Maria Wards dachte und an das unerhörte Maß von Verkennung, das sie erlitten und so fraglos glaubend bestanden hatte." Die ihrer Ordensgründerin nach Schmochtitz gefolgten drei Schwestern haben zum Glück diese Verkennung nie erleben müssen. Sr. Magdalena erinnerte damals daran, dass gerade heutige Christen am Leben Maria Wards lernen können, was eigentlich Christsein heißt. Das stimmt mit Blick auf die Zielstrebigkeit und den tiefen Glauben, mit denen Maria Ward auf den Ruf Gottes antwortete. Das stimmt aber auch mit Blick auf das Wirken der drei Schwestern. Vielleicht läßt es sich so sagen: Sie zeigten, dass Christsein ein Leben erfüllt und Freude sein kann.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 15.04.2001