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Bistum Magdeburg

Caritas fordert humane Rückführung der Kosovaren

Magdeburg

Magdeburg (kh) - Ein sensibleres Vorgehen bei der Rückführung von Kosovaren ohne Bleiberecht hat der Diözesan-Caritasverband Magdeburg am 20. Oktober während einer Informationsstunde im Interkulturellen Beratungs- und Begegnungszentrum gefordert. Grund ist die mit dem Wintereinbruch befürchtete Verschlechterung der Versorgungslage im Kosovo. Alte, kranke und behinderte Menschen sowie Schwangere und Familien mit Kindern sollten deshalb nach dem Wunsch der Caritas noch bis zum kommenden Frühjahr in Deutschland bleiben dürfen.

Knapp 30 Kosovo-Albaner waren zu der Gesprächsrunde gekommen. Rede und Antwort standen Sachsen-Anhalts Kosovo-Beauftragter Lothar Jahn, Gabi Haas-Wittstock vom Büro des Landes-Ausländerbeauftragten und Udo Plaß, Leiter der Ausländerbehörde Magdeburg.

Grundsätzlich befürwortet die Caritas zwar eine Rückkehr der Flüchtlinge in ihre Heimat, wie sie die Innnenminister und -senatoren der Länder vor gut einem Jahr beschlossen haben, verlangt aber, "verstärkt humanitäre Gesichtspunkte" zu berücksichtigen: "Wir wollen, dass ganz genau hingeschaut wird", betonte Monika Schwenke, Referentin für Migration und Auslandshilfe. So sei auf die medizinische Versorgung und die politische Lage vor Ort zu achten, um den Rückkehrern einen "Neuanfang nach dem Krieg" zu ermöglichen.

Hilfskräfte und Verantwortliche der Übergangsverwaltung sprächen nach wie vor von verheerenden Zuständen in der Region: Der Strom werde acht Stunden am Tag abgestellt, Wasser stehe nur eingeschränkt zur Verfügung. Das Gesundheitssystem funktioniere nicht, ein Krankenhausaufenthalt könne lebensbedrohlich sein. Außerdem verzeichne der Kosovo die höchste Kindersterblichkeit Europas, da es an Impfprogrammen und Hygienemaßnahmen fehle. Auch dem Innenministerium gehe es darum, "dass die Flüchtlinge in Sicherheit und Würde zurückkehren können", unterstrich Jahn. Er infomierte die anwesenden Kosovaren über mögliche Reisekostenzuschüsse und Aufbauhilfen vor Ort.

Dem Kosovo-Beauftragten zufolge halten sich gegenwärtig noch rund 2 300 der insgesamt 3 800 dort untergebrachten Kosovo-Albaner in Sachsen-Anhalt auf. Die Flüchtlinge zeigten sich zwar dankbar, dass sie in Deutschland aufgenommen worden seien, übten allerdings massive Kritik an der unsensiblen Art ihrer Rückführung.

Für die Ausländerbehörde könne die Situation im Kosovo kein Grund sein, einen Flüchtling, "nicht abzuschieben", wenn er keine Aufenthaltsgenehmigung mehr besitze, sagte Plaß, versicherte aber: "Wir werden keine Kranken oder Schwerkranken nach Hause schicken." Außerdem habe er vom Magdeburger Oberbürgermeister die Zusage, dass Kosovaren im ersten Lehrjahr ihre Ausbildung in der Bundesrepublik beenden könnten. Haas-Wittstock appellierte an die Landkreise, "individuelle Lösungen" zu finden, "zum Beispiel, dass der Vater mit den großen Söhnen vorfährt, um ein Haus zu sanieren".

Familien aus dem Kosovo seien durch die bevorstehende Rückführung "sehr belastet", so Schwenke. Deutsche könnten sie stützen, indem sie ihnen "eine gewisse Gemeinschaft" böten. Die Berater der Caritas leisteten meist Einzelfallhilfe, suchten das Gespräch mit der Ausländerbehörde oder dem Sozialamt, wenn sie einen Verfahrensfehler festgestellt hätten oder ein Migrant seine rechtlichen Möglichkeiten nicht voll ausgeschöpft habe.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 44 des 50. Jahrgangs (im Jahr 2000).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 29.10.2000

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