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Bistum Erfurt

Zehn Jahre Bildungswerk im Bistum

Erfurt

Erfurt - Vor zehn Jahren wurde das Bildungswerk im Bistum Erfurt gegründet. Damit bekam die katholische Kirche in Thüringen Möglichkeiten, wie sie zu DDR-Zeiten undenkbar waren: Mit staatlicher Unterstützung auf dem Hintergrund des christlichen Menschenbildes öffentlich unterschiedlichste Bildungsveranstaltungen für Erwachsene anbieten zu können. Seit 1992 ist Hubertus Staudacher Geschäftsführer des Bildungswerkes. Der Tag des Herrn sprach mit ihm:

Frage: Herr Staudacher, zehn Jahre Bildungswerk im Bistum Erfurt, ein Ereignis, dankbar und zufrieden Rückschau zu halten?

Staudacher: Ich denke schon. Im Bereich der öffentlichen Bildungsarbeit ist einiges an Zusammenarbeit gewachsen, vor allem mit den Einrichtungen der evangelischen Kirche, aber etwa auch mit dem Bildungswerk des Deutschen Gewerkschaftsbundes oder Institutionen der Wirtschaft. Zufrieden können wir auch mit dem langsamen, aber stetigen Wachstum der innerkirchlichen Bildungsarbeit sein. Jährlich werden hier rund 9000 Stunden geleistet. Natürlich gehören wir angesichts unserer Diasporasituation zu den kleinen Anbietern. Aber im Rahmen unserer Möglichkeiten sind wir ganz gut. Hinzu kommt, dass in unseren Gemeinden einiges mehr an Bildungsarbeit läuft, als wir erfahren. Insofern wäre es gut, wenn uns dies regelmäßig gemeldet würde, so dass wir mit noch realistischeren Zahlen auftreten könnten.

Frage: Was muss Erwachsenenbildung heute leisten?

Staudacher: Erwachsenenbildung ist sehr vielfältig. Wir wollen Menschen zwischen 16 und zirka 70 Jahren und in unterschiedlichsten Lebenswelten von der Hausfrau über den Büroangestellten bis zum Unternehmer erreichen. Erwachsenenbildung muss nicht zuletzt Angebote machen, die die beruflichen Chancen erhöhen. Das sind neben Computer- oder Sprachkursen heute vor allem Veranstaltungen, die die Kompetenz des Einzelnen verbessern, mit den immer schneller vor sich gehenden Veränderungen in der Arbeitswelt vorbereitet umzugehen. Sie muss also nicht nur Wissen vermitteln, sondern den Menschen helfen, einschätzen zu lernen, welche Kompetenzen sie brauchen und wo und wie sie diese erlangen können. Während soziale und wirtschaftliche Themen eher rückläufig angenommen werden, sind mehr und mehr meditative, psychologische und kreative Angebote sowie Kunst und Kulturthemen gefragt. Auch Vorträge über die Begleitung von Menschen in Krankheit und Sterben haben an Bedeutung gewonnen.

Frage: Sie selbst bieten eine Reihe von Veranstaltungen im Rahmen des Katholischen Forums an. Gelingt das Gespräch zwischen katholischer Kirche und Gesellschaft? Ist das Bildungswerk ein Forum?

Staudacher: Wir laden die Öffentlichkeit ganz bewusst zu Veranstaltungen ein, in denen es um den Dialog zwischen Kirche und Gesellschaft geht. Gerade haben wir mit einer Reihe begonnen, die im Erfurter Karstadt-Kaufhaus stattfindet und in der es in der ersten Runde um Werbung und Religion ging. Dieses Gespräch gelingt und die Menschen sind interessiert da-ran: Was sagt ihr als Kirche zu dieser oder jener Frage. Aber sie gehen sehr selbstbewusst mit den Antworten um und fragen auch anderswo nach. Die Kirche wird nicht mehr als die einzige sinnstiftende und in ethischen Fragen kompetente Organisation betrachtet. Von daher sind wir viel stärker argumentativ gefordert, als dies früher der Fall war.

Frage: Auch Bildungsarbeit braucht Finanzen. Wie steht es darum?

Staudacher: Jede von uns geleistete Stunde Bildungsarbeit wird vom Land mit sieben Mark bezuschusst. Das Bistum gibt weitere zwei Mark dazu. Sieben Mark staatliche Förderung klingt wenig. Thüringen steht aber hinsichtlich der Förderung der Erwachsenenbildung mit an der Spitze der Bundesländer. Zudem finanziert das Land ab 3000 geleisteter Stunden Bildungsarbeit pro Jahr eineinhalb Mitarbeiter und ab 7000 Stunden weitere eineinhalb Stellen. Hinzu kommt eine erfreulich unkomplizierte Handhabung in der Zuteilung der Mittel.

Frage: Welche Wünsche haben Sie für die Arbeit des Bildungswerkes?

Staudacher: Hinsichtlich der Bildungsarbeit auf Bistumsebene und in den Vereinen ist realistischer Weise sicher einstweilen das Mögliche erreicht. Dieses gilt es zu halten. Wünschen würde ich mir, dass es gelingt, die Bildungsarbeit in den Pfarreien noch mehr zu stabilisieren.

Interview: Eckhard Pohl

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 45 des 50. Jahrgangs (im Jahr 2000).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 05.11.2000

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