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Bistum Görlitz

150. Weihetag der Christuskirche

Cottbus

Cottbus - "Die Cottbuser Katholiken sind ein Gottesvolk, das seine Kirchen liebt", sagte Bischof Rudolf Müller beim Festgottesdienst zum 150. Weihetag der Christuskirche in Cottbus, an dem viele Gemeindemitglieder und insgesamt 25 Priester teilnahmen. Ein Jahr lang hatten die drei katholischen Gemeinden der Stadt das Jubiläum der ersten Kirche in der Niederlausitz vorbereitet.

"Generationen vor uns haben sich vom guten Hirten suchen lassen", unterstrich Bischof Müller in Bezug auf den ursprünglichen Namen des Gotteshauses. Am 27. Oktober 1850 war die neoromanische Kirche "Zum guten Hirten" eingeweiht worden. Ihr restauriertes Altarbild, ein von einem Breslauer Maler geschaffenes Hirtenmotiv, wurde während der Feierlichkeiten neben dem Tabernakel der Christuskirche aufgestellt. Optimistisch blickte der Bischof auf die kommenden 150 Jahre: Aus den ökumenischen Bestrebungen würden, so Müllers Überzeugung, "ein Hirt und eine Herde" hervorgehen.

Zur Festakademie fanden sich am 28. Oktober rund 400 Christen in der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus ein. Der emeritierte Erfurter Pastoraltheologe Professor Franz-Georg Friemel hielt den Festvortrag zum Thema "Christ sein in der Diaspora" .

In 14 Einzelbetrachtungen spürte er dem Wesen von Minderheitsgruppen - Friemel verglich sie mit den Bewohnern einer Insel - nach, die sich in ihren Denkweisen, Überzeugungen, Gewohnheiten und Verhaltensmustern von ihrer Umwelt unterscheiden.

Laut Friemel gehen die Wertvorstellungen im öffentlichen Leben immer weiter auseinander. Diese heutige Situation unterscheide sich für die Kirche kaum von der vor zehn Jahren. Seine Mut machende These war, dass sich daraus der heute vielfach anzutreffende "Dennoch-Christ" herauskristallisiere, der trotz gewisser Ressentiments zur Kirche halte.

Die Pallottiner-Patres Klaus Wacker und Otmar Steinebach motivierten die Cottbuser Gemeinden während der Glaubenswoche mit ihrem Feuer der Begeisterung. Zwischen 90 und 160 Gläubige besuchten die ganze Woche über die Gottesdienste in der Marien- und in der Christuskirche und hörten die Predigten der Patres.

Die oft gehörte Äußerung, vieles mit "dem lieben Gott ganz alleine ausmachen" zu wollen, wurde beispielsweise in der Predigt über "Gewissensbildung" relativiert. "Ist mit dem Tode alles aus?" war die Predigt zum Thema Ewigkeit überschrieben. Sie gab viele neue Denkanstöße und betonte die verzeihende Liebe Gottes. "Wer einmal die Liebe Gottes erfahren hat, der kann gar nicht fallen", sagte Pater Wacker. Bei einem Seniorengottesdienst in der Marienkirche ließen sich etwa 80 Gottesdienstbesucher das Sakrament der Krankensalbung spenden.

Pater Klaus Wacker untermalte manche seiner Predigten mit zur Gitarre gesungenen Liedern. Seine 60-minütige Predigt über "Christliche Ehe in heutiger Sicht" zum Beispiel brachte er mit dem Lied "Leben ist Liebe, Liebe ist Leben" auf den Punkt. In kleineren Gruppen konnten sich die Zuhörer anschließend über das Gesagte austauschen.

Mit großem Beifall wurden die Grußworte von Pfarrer Johannes Beyer aufgenommen. Der 78-Jährige war von 1957 bis 1993 als Seelsorger in Cottbus tätig, baute 1967 die Christuskirche wieder mit auf und lebt jetzt im westfälischen Rheine. Da er wegen einer Erkrankung nicht selbst bei der 150-Jahr-Feier dabei sein konnte, hatte er einen Brief an seine frühere Pfarrgemeinde geschrieben. Oberbürgermeister Waldemar Kleinschmidt (CDU) dankte in seinem Grußwort den engagierten katholischen Christen, die sich für das Wohl der Stadt in die Verantwortung nehmen lassen.

Auf die sozialen Dienste eingehend, sagte er: "Es ist mir ein Bedürfnis, den Mitgliedern Ihrer Gemeinden zu danken für ihr Engagement in den Diensten der Caritas, der Malteser, der Telefonseelsorge, für die Betreuung der Spätaussiedler, die Arbeit der Studentengemeinde, im Kindergarten, für die Hilfe für St. Petersburg, das neue Kolpingbildungswerk, die Seniorenbetreuung, das Engagement des ökumenischen Oratorienchores und für die Betreuung der Gäste der Buga 1995 in der Gläsernen Kirche."

Das Gemeindefest im Anschluss an den Festgottesdienst war mit über 500 Besuchern ein weiterer Höhepunkt des Jubiläums. Kabarettistische Einlagen vom "Catholischen Carneval Club Cottbus" der Mariengemeinde, der "Herren mit den weißen Westen" von der Christusgemeinde sowie eine Jugendgruppe der Mariengemeinde mit einer Play-back-Show auf die Comedian Harmonists erzeugten Beifallsstürme.

Eine ökumenische Orgelvesper in der Kirche St. Maria Friedenskönigin bildete den Abschluss der Festwoche. Kirchenmusikdirektor Lothar Graap, der bis 1998 Kantor an der evangelischen Klosterkirche in Cottbus war, hatte eigens für das Jubiläum ein Thema mit zehn Variationen über das Lied "Lasst uns loben, Brüder, loben" komponiert.

Klaus Schirmer

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 46 des 50. Jahrgangs (im Jahr 2000).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 12.11.2000

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