Papst ehrt evangelischen Christen
BASF/Schwazheide
Schwarzheide (kh) - "Sie sehen mich ein klein wenig verlegen", gestand Bischof Rudolf Müller dem früheren Geschäftsführer der BASF Schwarzheide, Dr. Hans-Hermann Dehmel, am 4. November bei einer Feierstunde in der Schwarzheider Pfarrkirche. Da die päpstliche Verdienstmedaille "Benemerenti" noch nicht aus Rom gekommen war, überreichte der Oberhirte lediglich einen Brief, der die Auszeichnung ankündigt.
"In der Zeit der politischen Wende und bis in die Gegenwart", schreibt Müller dem evangelischen Christen, "wirkten Sie direkt und indirekt segensreich auf das Leben auch der katholischen Kirche." Besonders erinnert der Bischof an die jährlichen Konzerte, deren Erlös für Bedürftige in Sankt Petersburg bestimmt ist: "Sie brachten noch aus eigenem Vermögen Spenden auf, um durch Ihr Beispiel auch andere Spender zu aktivieren", heißt es in dem Brief an Dehmel.
Zurzeit stapeln sich wieder einmal mehrere tausend Bananenkartons, gefüllt mit Kleidungsstücken und Schuhen, auf den Kirchenbänken.Vor dieser Kulisse erfuhr Dehmel von seiner Auszeichnung. Schon bald nachdem er im Oktober 1990 nach Schwarzheide gekommen war, habe er Pfarrer Hartmut Kania kennen gelernt. Der Kontakt blieb bestehen, als Kania 1991 nach Sankt Petersburg ging, Dehmel half den Transport von Sachspenden aus Deutschland zu organisieren.
"Ein weiteres Verdienst" Dehmels sei, so Müller, dass er in der Galerie der BASF Werke christlicher Künstler ausgestellt und diese so einer breiten Öffentlichkeit zugängig gemacht habe.
Dehmel werde von vielen Seelsorgern und Gläubigen sehr geschätzt. Dies habe ihn als Bischof veranlasst, dem Papst "Mitteilung zu machen". Nun stehe fest, dass der Heilige Vater Dehmel ehren werde - für den evangelischen Christen ein "ungewöhnliches" Ereignis. Doch er nehme die Medaille gern an, versicherte der in Ludwigshafen tätige Personalleiter. Wenn diese Auszeichnung "der Kirche, der Religion und der hiesigen Region" diene, könne es gar nichts Besseres geben. Die Kirche zu stärken, sei schließlich auch eine gesellschaftliche Aufgabe. Dehmel jedenfalls will sich, wie er versprach, weiterhin um "die beiden Kirchen hier" kümmern.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 12.11.2000