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Aus der Region

"Die große Bibel der Moderne"

Leipzig

Leipzig (jak) - Bertolt Brecht war es, der einem Journalisten einmal auf die Frage antwortete, was er gerade lese: "Sie werden lachen, die Bibel". Diese Anekdote war Teil der Ansprache von Bischof Joachim Wanke aus Erfurt bei der Präsentation der "Großen Bibel der Moderne" im Dominikanerkloster St. Albert in Leipzig-Wahren. Joachim Wanke - der in seiner Eigenschaft als Vorsitzender der Arbeitsgruppe Pastoral der Deutschen Bischofskonfernz nach Leipzig kam - betonte, dass Künstler und Schriftsteller schon immer gewusst hätten, was sie an der Bibel haben. Die Bibel gehöre allen, nicht nur den Kirchen.

Zeugnisse der künstlerischen Auseinandersetzung der vergangenen Jahrzehnte mit biblischen Themen sind jetzt in der Bibel der Moderne vereinigt. Die Palette der Künstler reicht von Emil Nolde, Paul Klee und Pablo Picasso bis hin zu Andy Warhol, dem Vertreter der Pop-Art. Dabei wurden die Bilder in Einzelfällen nicht immer gradlinig den Textstellen zugeordnet, so findet sich beispielsweise die Kreuzigungsszene von Pablo Picasso in den Psalmen. Jürgen M. Schymura vom Katholischen Bibelwerk in Stuttgart verwies auf das Bemühen seines Verlagshauses, mit künstlerisch gestalteten Bibeln eine Kundschaft anzusprechen, die sonst nicht zu einer Bibel greifen würde. Offen blieb allerdings dabei die Frage, ob diese dann auch die Texte lesen. Insgesamt beinhaltet die Bibel der Moderne nahezu 200 Kunstwerke von 80 Künstlern. Angesprochen wurde in der Präsentation auch das Verhältnis des einzelnen Menschen zur Bibel. Dominikanerpater Manfred Entrich aus Bonn bezeichnete die Bibel als "Reiseplanung des Lebens". Und Bischof Joachim Wanke erinnerte zuerst daran, dass die Bibel heute vielen Mitmenschen fremd geworden sei. Die Menschen in der ehemaligen DDR seien durch die jahrzehntelange atheistische Propaganda von einer wesentlichen kuturellen Ader abgeschnitten gewesen. Dies habe dazu geführt, das selbst bib-lischen Anspielungen in der Werbung oder Biblisches in Sprichwörtern entweder nicht verstanden oder falsch zugeordnet werde. Er bedauerte weiter, dass die Menschen seiner Heimat Thüringen, sich zwar auf die heilige Elisabeth, Martin Luther und Johann Sebastian Bach berufen aber nicht wissen, aus welcher Botschaft heraus diese Menschen gelebt haben. Daher sei es Aufgabe der Kirche, den Menschen die Bibel als Lebensbuch vorzustellen, als ein Buch, das Trost, Zuspruch und Hoffnung vermittele. Joachim Wanke sagte weiter: "Die alten Worte sind nicht Staub sondern Optionen für das hier und heute."

Zugleich erinnert der Erfurter Bischof an die Verantwortung der Christen, die Bibel auch zu leben. Abschließend sagte er: "Menschen, die aus der Kraft des Gotteswortes ihr Leben selbst gestalten, sind die Bibel, die wirklich gelesen wird - darum braucht es uns alle."

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 47 des 50. Jahrgangs (im Jahr 2000).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 19.11.2000

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