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Bistum Dresden-Meißen

Brandanschlag aus die St.-Benno Kirche

Meißen

Auf die katholische Pfarrkirche St. Benno in Meißen wurde in der Nacht zum 9. November ein Brandanschlag verübt, im Pfarrbüro eingebrochen und der VW-Bus schwer beschädigt. Pfarrer Heinrich Bohaboj schreibt aus diesem Anlass:

Oft liegen Freude und Leid dicht beieinander. Das mussten viele Christen der St.-Benno-Gemeinde in Meißen erfahren. Für den 11. und 12. November war das Kirchweihfest eingeplant. Schließlich hatten unsere Vorfahren unter sehr schwierigen Bedingungen in den Jahren 1885 bis 1887 diese schöne neugotische Kirche im Triebischtal errichtet. Durch tiefgreifende Renovierungen um 1960 erhielt sie ihre heutige Gestalt mit den wunderbaren Fenstern im Altarraum von Many Jost und der beeindruc-kenden Christusfigur von Friedrich Press. Kirchweih ist daher immer ein dankbarer Rückblick auf den Glaubensmut und die Opferbereitschaft derer, die vor uns Gemeinde gebildet haben, und zugleich Verpflichtung für uns, im Glauben zu stehen und ihn an die nächste Generation weiterzugeben.

Am Morgen des 9. November allerdings gab es ein böses Erwachen: Eines der bleiverglasten Fenster im Altarraum war zertrümmert, aus der Kirche selbst drang ätzender Qualm. Nachdem Polizei und Kriminalpolizei eingetroffen waren, um Spuren zu sichern, durften wir mit den Männern der Feuerwehr die Kirche betreten. Es bot sich uns ein Bild des Vandalismus. Mit Kerzen war an mehreren Stellen versucht worden, die Kirche in Brand zu stecken. Gott sei Dank kam es nur zu einem Schwelbrand, der allerdings ausreichte, alles, aber auch wirklich alles mit einer schwarzen Rußschicht zu überziehen.

Die Gläubigen, die an diesem Vormittag zum Gottesdienst kamen - der 9. November ist ja ein Tag, an dem es viel zu bedenken gibt - standen erschüttert vor ihrem Gotteshaus. Schon einmal brannten an einem 9. November Gotteshäuser. Am Nachmittag konnte das Aufräumen beginnen. Viele, viele Anrufe, Bekundungen der Betroffenheit und des Mitgefühls erreichten uns. Der Besuch unseres Bischofs, Joachim Reinelt, hat uns besonders gut getan.

Eine ganz wunderbare Erfahrung wurde uns am Freitagmorgen geschenkt. Bereits zum Gottesdienst und auch im Anschluss daran kamen so viele Gemeindemitglieder, um mitzuhelfen, die Schäden des Einbruchs zu beheben, dass tatsächlich bis zum Mittag das meiste geschafft werden konnte. Für uns alle stand fest: Das Kirchweihfest werden wir in unserer zwar geschändeten, aber mit großem Eifer und Fleiß wieder blank geputzten Kirche feiern.

Zum Weihrauchduft gesellte sich zwar noch immer der Brandgeruch, trotzdem wurde es eine sehr würdige, aber auch nachdenkliche Feier. An diesem Sonntag wurde uns wieder neu bewusst, wie wichtig für uns beides ist: Eine Kirche aus lebendigen Steinen - die Gemeinde und ein Haus, in dem sich Gemeinde versammelt, um im Gottesdienst Dank zu sagen und sich Kraft zu holen für die Bewältigung des Alltags.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 47 des 50. Jahrgangs (im Jahr 2000).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 19.11.2000

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