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Bistum Erfurt

Judith Dirk arbeitet in rumänischen Kinderdorf

Vorgestellt

Mühlhausen / Aricesti (jk) - "Mit ängstlich pochendem Herzen und vielen Vorurteilen im Kopf bin ich nach Rumänien gegangen, nun komme ich wieder, mit großer Liebe zum Land und dankbar für alle Erfahrungen und Begegnungen!" Judith Dirk aus Mühlhausen strahlt, fragt man sie nach den zurückliegenden Monaten, die sie im Rahmen eines sozialen Jahres in Aricesti, 80 Kilometer nördlich von Bukarest verbracht hat. Als Freiwillige arbeitete sie dort in einem Kinderdorf, das von der österreichischen Caritas getragen wird. Die Farm, wie das Gelände nach seiner ehemaligen Nutzung als staatlicher Landwirtschaftsbetrieb genannt wird, ist Teil des Projektes Concordia, welches die Lebensbedingungen rumänischer Straßenkinder verbessern will.

Im dem Kinderdorf leben 80 Jungen und Mädchen in zehn Häusern mit den Erziehern wie in einer Familie zusammen. Judith Dirk hat, nachdem sie Rumänisch gelernt und sich eingelebt hatte, in einem der Häuser "ihre Kleinen", wie sie sie nennt, betreut. Sie erzählt von den Schwierigkeiten, die entwurzelten Kinder in die Ordnung einer Gemeinschaft einzufügen, von der Freude, am Ende eines Sommertags in blaubeerverschmierte Kindergesichter zu sehen und der Mischung aus Glück und Trauer, wenn die Kinder "Mama" zu ihr sagten. Die Erfahrungen des letzten Jahres haben Judith Dirk ahnen lassen, wie lang der Weg ist, bevor die Kinder mit dem Ende der handwerklichen Ausbildung in einer der Werkstätten der Farm als Jugendliche auf eigenen Füßen stehen. Um so mehr schätzt sie das Engagement der Mitarbeiter und Förderer von Concordia, die Kinder dem Elend der Straße zu entreißen und ihnen eine Zukunft zu geben. Zugleich sieht sie aber auch die Schwächen des Projektes und die Grenzen der Hilfe von außen: Bei aller Bescheidenheit liegt der Lebensstandard auf der Farm um einiges höher als im allgemeinen Landesdurchschnitt. "Kinder, die dort aufwachsen, werden es schwer haben, sich wieder umzugewöhnen", befürchtet sie.

Aufmerksam auf das Projekt Concordia wurde Judith Dirk durch die Heiligenstädter Schulschwestern, die seit 1998 in Aricesti und Bukarest mitarbeiten. Diese Initiative ist zum Ausgangspunkt des ersten eigenständigen Projektes der Schulschwestern in Osteuropa geworden. In Schineni in der Nähe von Bacau im Osten Rumäniens haben sie ein Haus erworben. Dort lebt seit August diesen Jahres Schwester Theodora Maria, die zuvor bei Concordia gearbeitet hat, mit einer rumänischen Betreuerin und ehemaligen Straßenkindern zusammen. Ähnlich dem Konzept von Aricesti erhalten die vier Jungen im Alter von acht bis zwölf Jahren die Chance einer unbeschwerten und menschenwürdigen Kindheit und Jugend. Durch die Erfahrung von Geborgenheit und Zuwendung, mit Schulbildung und im Mühen um eine soziale Reintegration werden sie auf das selbständige Leben in einer hoffnungsvolleren Zukunft vorbereitet.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 47 des 50. Jahrgangs (im Jahr 2000).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 19.11.2000

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