10 Jahre Kontakt zwischen Kolpingfamilien
Görlitz
Görlitz - Seit zehn Jahren schon besteht die Partnerschaft zwischen den Kolpingfamilien aus den Gemeinden Heilig Kreuz in Görlitz und Sankt Konrad in Plochingen bei Stuttgart. Aus diesem Anlass trafen sich nun Mitglieder beider Kolpingfamilien Anfang November zu einem gemeinsamen Wochenende in der Neißestadt.
Neben Ausflügen ins Zittauer Gebirge und einem Empfang im Rathaus war auch genügend Zeit, um Erinnerungen auszutauschen und Pläne für die Zukunft zu besprechen. Vor zehn Jahren lasen die Plochinger in der dortigen Kirchenzeitung, dass Kirchengemeinden aus dem Bistum Görlitz Partner im Bistum Rottenburg-Stuttgart suchen. "Wir haben dann als Kolpingfamilie schriftlich versucht, Kontakt aufzunehmen", erinnert sich Heinz Beuter, Vorsitzender der Plochinger Kolpingfamilie.
Über Umwege landete schließlich der Brief bei der Kolpingfamilie von Heilig Kreuz. Nach einem kurzen Briefwechsel fand dann bereits im November 1990 der erste Besuch in Görlitz statt. Bei den ersten Treffen waren sogar die Bürgermeister beider Städte dabei. Seitdem stehen die beiden Kolpingfamilien in engem Kontakt.
Alljährlich gibt es gemeinsame Pfingstfeiertage, die zum Beispiel schon im Thüringer Wald, im Elsass, im Allgäu und in der Oberlausitz stattfanden. Auch zur Seligsprechung von Adolph Kolping im Mai 1991 fuhren beide Kolpingfamilien zusammen nach Rom.
Inzwischen sind auch abseits der offiziellen Treffen Freundschaften entstanden und es gibt immer wieder gegenseitige Besuche. Dankbar sind die Görlitzer den Plochingern, dass diese bei der Kirchenrenovierung von Heilig Kreuz finanziell geholfen haben. Das Altarbild konnte so renoviert werden und in den Gemeinderäumen gibt es eine neue Bestuhlung und Beleuchtung.
"Wir fanden das im Sinne Adolph Kolpings, hier ein bisschen helfend einzugreifen", sagt Beuter. Vor allem aber schätzen die beiden Familien, dass sich durch die Partnerschaft neue Impulse für die Kolpingarbeit vor Ort ergaben. Vor der Wende war diese in Ostdeutschland nur innerhalb der Gemeinde möglich. Aktivitäten außerhalb waren verboten. Reinhard Seewald, Vorsitzender der Görlitzer Kolpingfamilie: "Nun greifen wir auch gerne die Erfahrungen der Plochinger auf." So tauschen die beiden Familien untereinander immer die Jahresprogramme aus und bekommen dadurch Ideen für die eigene Arbeit.
Auch die Plochinger haben durch die Partnerschaft dazugelernt. "Es war für uns absolut überraschend, dass es zu DDR-Zeiten hier schon Kolpingfamilien gab", so Beuter. Heilig Kreuz hat sogar die älteste Kolpingfamilie im Bistum Görlitz, es gibt sie seit 136 Jahren. Der Kontakt mit Görlitz habe sie sensibler und offener dafür gemacht, den Entwicklungsprozess in Ostdeutschland zu verfolgen und zu verstehen. Gestaunt hätten die Plochinger, dass sogar noch ein Mitgliedsausweis, der von Adolph Kolping persönlich unterzeichnet wurde, in Görlitz existiert.
Für die Zukunft gibt es auch schon Pläne: Nächstes Jahr soll es gemeinsam zur zehnjährigen Gedächtnisfeier der Seligsprechung von Adolph Kolping nach Rom gehen und natürlich sind auch die nächsten Pfingstfeiertage in Planung. Da immer mehr Mitglieder daran teilnehmen, wird die Organisation der Quartiere zwar von Jahr zu Jahr schwieriger, aber dafür freut sich Reinhard Seewald: "Die Bande sind fester geworden. Wir sind trotz aller Unterschiede miteinander gewachsen."
Wichtig ist beiden Kolpingfamilien, dass durch ihre Partnerschaft auch die beiden Kirchengemeinden in Kontakt kommen. Der Bürgermeister von Plochingen gab der Kolpingfamilie ein Grußwort mit auf den Weg nach Görlitz. Darin dankt er beiden Kolpingfamilien, dass durch die Partnerschaft Menschen aus den unterschiedlichen Teilen Deutschlands einander wieder näher kommen.
Julia Kuttner
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 19.11.2000