Richtfest am alten und neuen Gebäude
Kapellknaben Dresden
Dresden (tg) - Beim Ausbau des Kapellknabeninstituts in Dresden-Striesen - dem Gebäude des Knabenchores der Dresdner Kathedrale - ist jetzt Richtfest gefeiert worden. Abgeschlossen sollen die Arbeiten bis Ende Januar des kommenden Jahres sein, sagt Internatsdirektor Michael Hirschmann. Nach den Winterferien könnten die Chorknaben dann die sanierten Wohn- und Arbeitsräume beziehen. Während der Modernisierungsarbeiten sind die Internatsschüler in einem nahe gelegenen Gebäude des Caritas-Sozial-Werks untergebracht. Geprobt werden könne trotz der Bauarbeiten im Hause ohne Einschränkungen. Ausgebaut wird vorallem das Dachgeschoss. Durch bessere Aufteilung würden zusätzliche Räume und abgeschlossene Wohnbereiche geschaffen, so Hirschmann. Damit sei künftig Platz für insgesamt 40 Kapellknaben. Derzeit wohnen 35 Jungen im Internat. Im Chor singen 70 Knaben. In den 50er Jahren seien nur auf etwa einem Drittel des Dachgeschosses Zimmer eingerichtet worden, die sehr klein waren. Nötig sei der Ausbau wegen der unzulänglichen Wohn- und Probenbedingungen gewesen.
Neu entstehen mehrere Einzel- und Doppelzimmer. Außerdem drei neue Gemeinschaftsräume für die verschiedenen Altersgruppen des Chores sowie zwei Gästezimmer, in denen beispielsweise Eltern aus weiter entfernten Orten übernachten können, wenn sie ihre Söhne besuchen. Für den Internatsdirektor werde in dem Haus eine Wohnung geschaffen, so Hirschmann.
Neu ist auch ein zweiter Probenraum für den Chor. Der könne beispielsweise für die Nachwuchsarbeit in Vorschule und Grundkurs genutzt werden. "Der Chor kann jetzt geteilt werden, kleinere Gesangsgruppen können den Raum nutzen, auch Stimmproben sind dort möglich", so Hirschmann. Grundlegend erneuert worden seien ebenfalls die Fassade, die Küche, außerdem Waschräume und Toiletten. Neu gestaltete Zugänge und ein eingebauter Aufzug haben das Gebäude nun auch für Behinderte zugänglich gemacht.
In der letzten Etappe des Ausbaus erhält das provisorische Dach aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg wieder sein ursprüngliches Aussehen. Damit werde das Gebäude städtebaulich seiner Umgebung angeglichen. Auf der Südseite des Daches wird eine Solaranlage zur Gewinnung von Elektroenergie aus Sonnenlicht installiert. Der Um- und Ausbau des Gebäudes koste rund 2,5 Millionen Mark. Finanziert werde er vom Bistum Dresden-Meißen.
Internatsdirektor Hirschmann erhofft sich von dem Umbau ein freundlicheres und zeitgemäßeres Umfeld für die Chorknaben. Die Lebenssituation in den Wohnräumen werde wesentlich verbessert. Das könne dazu beitragen, dass die guten Beziehungen im Zusammenleben der Chormitglieder weiterentwickelt werden.
Das Gebäude war 1904 vom Vinzenzverein als Kinderheim erbaut worden. Nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wurde es unter Bischof Otto Spülbeck wieder aufgebaut. Dem katholischen Knabenchor dient es seit 1956 als Domizil. Die Dresdner Kapellknaben sind aus der 1548 von Kurfürst Moritz von Sachsen für den evangelisch-lutherischen Hofgottesdienst gegründeten Hofkantorei hervorgegangen. Nach dem Übertritt Kurfürst Augusts des Starken zum Katholizismus wurde die Hofkapelle 1709 in eine protestantische und eine katholische Gruppe geteilt. Unter dem späteren Domkapellmeister Konrad Wagner entwickelte sich der Chor nach dem Zweiten Weltkrieg zu einem Ensemble, das über die Grenzen Dresdens und Sachsens hinaus bekannt ist. Seit 1997 leitet Matthias Liebich den Chor.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 26.11.2000