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Bistum Magdeburg

Menschenwürde-Seminar in Sibirien

Halle/Tscheljabinsk

Halle/Tscheljabinsk (tdh) - Russischen Deutschlehrern das christliche Menschenbild näher bringen: Diese Absicht verfolgte Hans-Joachim Marchio, Direktor der Katholischen Akademie des Bistums Magdeburg, mit seiner Reise in die Stadt Tscheljabinsk (Südural/Westsibirien). Anfang November war er als Referent zu einer Lehrerfortbildung mit dem Thema "Menschenbild - Menschenwürde - Menschenrechte" im neu erbauten Seelsorge- und Caritaszentrum der katholischen Gemeinde Tscheljabinsk geladen.

Organisator dieser Veranstaltung war Pfarrer Peter Danisch. Der aus dem Bistum Magdeburg stammende Priester ist seit 1993 als Seelsorger in Tscheljabinsk und Nowosibirsk tätig. Teilweise nahmen bis zu 35 Personen an diesem dritten Wochenendseminar für Lehrkräfte teil - die meisten von ihnen Nichtchristen. Aufmerksam verfolgten sie Marchios Ausführungen über die religiösen, philosophischen und rechtlichen Grundlagen des europäischen Menschenbildes.

Anhand von Bibeltexten zeigte er das jüdisch-christliche Verständnis des Menschen als Ebenbild Gottes auf, ging auf Aussagen von Sokrates ein, wonach jeder Mensch prinzipiell in der Lage ist, die Wahrheit zu erkennen, und informierte über die juristische Umsetzung der Menschenwürde. In diesem Zusammenhang sprachen die Teilnehmer auch über so umstrittene Punkte wie Sterbebegleitung, Euthanasie, Todesstrafe, behindertes Leben oder das Leben im Mutterleib.

Bisher kommen religiöse Aspekte sowie die Menschenrechtsproblematik in russischen Schulen und in der dortigen Erziehungsarbeit offiziell nicht zur Sprache. So war auch keinem der Zuhörer bekannt, dass die Vereinten Nationen die Jahre 1995 bis 2005 zu einer Dekade für Menschenrechtserziehung erklärt haben.

Dennoch hätten die Menschen einen "Sensus" für dieses Thema, berichtete Marchio. Lehrer etwa wollten nicht nur Fachwissen vermitteln, sondern den Kindern auch "ein bisschen zeigen, wie man das Leben meistert".

Den Abschluss des Wochenendseminares in Tscheljabinsk bildete ein Gottesdienst unter dem Motto "Unser Leben - verdankte Existenz" in der neu gebauten Kirche "Mariä Unbefleckte Empfängnis". Daran nahmen auch mehrere deutsche Priester teil, die jetzt in Russland tätig sind.

Die Seminarteilnehmer bedankten sich bei Marchio für seinen Besuch mit einem selbst verfassten Gebet (Ausschnitt siehe Kasten). Während seines Südural-Aufenthaltes hielt der Magdeburger Akademiedirektor auch eine mehrstündige Vorlesung vor rund 60 angehenden Deutschlehrern. Künftig soll in der katholischen Gemeinde Tscheljabinsk ein eigenes Bildungswerk mit dem Namen "Forum Kultur und Ethik" die Reihe von Abendvorträgen und Tagesseminaren für Erwachsene fortsetzen. Laut Marchio wenden sich die Kirchenvertreter mit ihren Angeboten ausdrücklich an "alle Interessenten der Gesellschaft".

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 48 des 50. Jahrgangs (im Jahr 2000).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 26.11.2000

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