Was Christen der Gesellschaft schuldig sind
Katholische Akademie Magdeburg
Magdeburg (tk) - Wie soll und kann die Katholische Akademie auf die Veränderungen in Kirche und Gesellschaft reagieren? Diese Frage stand im Mittelpunkt eines Workshops unter dem Titel "Vom Erbe zum Angebot". 40 Haupt- und Ehrenamtliche und Freunde der Katholischen Akademie im Bistum Magdeburg hatten sich zu dieser Veranstaltung am 10. und 11. November im Magdeburger Roncalli-Haus getroffen.
Bischof Leo Nowak wies in seinem Einführungsreferat darauf hin, dass ihm drei Aspekte für die katholische Akademiearbeit wichtig sind: ein ureigenes Kirchenverständnis, die "Zeichen der Zeit" und der Zugang zum Evangelium. Er erwartet, dass in der Akademie gesellschaftlich bedeutsame Themen im Licht des Evangeliums zur Sprache kommen und somit den Menschen im Land nicht dessen befreiende Botschaft vorenthalten wird.
Der 11. November begann arbeitsintensiv. Allein acht kurze Referate zum Thema wurden gehalten und kontrovers diskutiert. Direktor Hans-Joachim Marchio begann den Reigen der Vorträge mit der Frage: Welches Wissen braucht die Zukunft? Der entscheidene Faktor im 21. Jahrhundert sei die Fortbildung, wobei nicht primär Sachwissen, sondern Orientierungswissen gefragt sei. Genau dies könne die Katholische Akademie leisten.
Im zweiten Vortrag stellte die Professorin Brigitte Schmeja, Halle, das Pastorale Zukunftsgespräch im Bistum Magdeburg vor als Dialog zwischen allen, die sich zur Kirche zugehörig fühlen. Auch Entfernte und Nichtangehörige sollten davon nicht ausgenommen sein, sofern sie guten Willens sind, in Zukunft die Sache der Kirche zu fördern oder sich mit dem Christentum zumindest auseinanderzusetzen.
Der Kultur- und medienpolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Reiner Schomburg, erwartet von der Akademie, dass sie "Auge, Ohr und Stimme der Kirche" sein muss, ein Filter für die ganze Gesellschaft. Gerade die Kompetenzen im theologischen, philosophischen und ethischen Bereich müsse die Kirche hier ausspielen. "Wir sind es dieser Gesellschaft schuldig, einzubringen, dass die Würde des Menschen unantastbar ist, dass die Ausrichtung auf das Diesseits die Menschen nicht glücklich macht und wir deutlich machen müssen, wir haben keine zweite Welt im Kofferraum", sagte Ludger Nagel, der Geschäftsführer der Katholischen Erwachsenbildung in Sachsen-Anhalt. In der Diskussion wies er darauf hin, dass nicht nur "Qualifizierungslernen", sondern "Auseinandersetzungslernen" wichtig sei.
Stefan Koch, Ethiklehrer am Elisabeth-Gymnasium Halle, stellte eine Initiative vor, die eine Feier für Jugendliche organisiert, für die weder Firmung, noch Konfirmation oder Jugendweihe in Frage kommt. Dies ist keine neue Idee, wartete bislang aber auf eine Realisierung im Bistum und war deshalb interessant für das Plenum.
Am Ende machte Ordinariatsrat Theodor Steinhoff aus Magdeburg einen Ausflug in die Welt der Kunst, stellte hierzulande eine Distanz zwischen Kunst und Religion fest und endete mit dem Wunsch, einen echten Austausch zwischen Kunst und Religion herzustellen, Kirchenräume für die Kunst zu öffnen. "Kunst darf kein Stiefkind in der Kirche sein", so der Appell des Ordinariatsrates, der dabei auch an ein Engagement der Akademie dachte.
Es ist unbedingt notwendig, die Veränderung in der Gesellschaft wahrzunehmen und sich als Akademie und Kirche darauf einzustellen, war ein Fazit der abschließenden Diskussion. Erforderlich sei ein Dialog mit allen Menschen guten Willens, in und mit Kirche und Gesellschaft.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 26.11.2000