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Auf zwei Minuten

Kleiner Funke Hoffnung

Pater Damian

Pater Damian MeyerIn den kurzen und dunklen Tagen der Adventszeit zünden wir Kerzen an. Sie erinnern uns daran, dass das Licht die Finsternis überwinden wird, dass das Leben das letzte Wort hat, nicht der Tod, dass die Hoffnung stärker ist als die Angst. Hoffnung ist die Tugend des Weges und der Pilgerschaft. Der Christ lebt in der Hoffnung zwischen dem ,,schon" der Gegenwart Gottes in seinem Leben und dem "noch nicht" der Vollendung des Reiches Gottes. Die Hoffnung ist die Grundstimmung oder tragende Haltung des Menschen, der als Pilger unterwegs zum großen Ziel ist. Des Menschen, der trotz der Finsternis in ihm selbst und in der Welt das Licht sieht; der "voll Zuversicht das Kommen unseres Herrn Jesus Christus erwartet."

Die Hoffnung trägt, sie ist der Funke, der überspringt und zur Flamme wird: Vier Kerzen brannten am Adventskranz. Es war ganz still. So still, dass man hörte, wie die Kerzen zu reden begannen. Die erste Kerze seufzte und sagte: "Ich heiße Frieden. Mein Licht leuchtet, aber die Menschen halten keinen Frieden, sie wollen mich nicht." Ihr Licht wurde immer kleiner und verlosch schließlich ganz.

Die zweite Kerze flackerte und sagte: "Ich heiße Glauben. Aber ich bin überflüssig. Die Menschen wollen von Gott nichts wissen. Es hat keinen Sinn mehr; dass ich brenne." Ein Luftzug wehte durch den Raum, und die zweite Kerze war aus.

Leise und sehr traurig meldete sich nun die dritte Kerze zu Wort. "Ich heiße Liebe. Ich habe keine Kraft mehr zu brennen. Die Menschen stellen mich an die Seite. Sie sehen nur sich selbst und nicht die anderen, die sie lieb haben sollen." Und mit einem letzten Aufflac- kern war auch dieses Licht ausgelöscht.

Da kam ein Kind in das Zimmer. Es schaute die Kerzen an und sagte: "Aber, aber; ihr sollt doch brennen und nicht aus sein!" Und fast fing es an zu weinen. Da meldete sich auch die vierte Kerze zu Wort. Sie sagte: "Hab keine Angst! Solange ich brenne, können wir auch die anderen Kerzen wieder anzünden. Ich heiße Hoffnung." Mit einem Streichholz nahm das Kind Licht von dieser Kerze und zündete die anderen Lichter wieder an.

Pater Damian Meyer

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 49 des 50. Jahrgangs (im Jahr 2000).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 03.12.2000

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