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Bistum Magdeburg

Kennst Du das Gefühl, fremd zu sein?

Norbertus-Gymnasium Magdburg

Szene aus einem TheaterstückMagdeburg (dw) - "Kennst du das Gefühl, fremd zu sein?" Unter diesem Titel stand ein Projekt, das Schüler des Norbertus-Gymnasiums während der jüngsten interkulturellen Woche gemeinsam mit dem Interkulturellen Zentrum (IKZ) des Magdeburger Caritasverbandes in Angriff genommen hatten. Bei einem Tag der offenen Tür stellten die Schüler der neunten bis elften Klasse am 18. November die Ergebnisse ihrer Arbeit vor, die zwei Tage zuvor von Sachsen-Anhalts Kultusminister Gerd Harms (Bündnis 90 / Die Grünen) mit dem diesjährigen Schülerfriedenspreis des Landes ausgezeichnet worden waren. Ein Video, ein Theaterstück, ein interkulturelles Spiel und eine Fotoausstellung entstanden auf Anregung der IKZ-Berater.

Fremdheit und der Umgang mit Fremden sind Themen, die jeden angehen. Während der Projektarbeit wurde das den Schülern sehr bewusst. Während der Dreharbeiten für das Video, das sie mit Unterstützung der Magdeburger Medienwerkstatt des Caritas-Verbandes drehten, fragten sie Passanten unter anderem: "Fühlen Sie sich manchmal fremd in Ihrer eigenen Stadt?" Für eine Fotoausstellung machten die Jugendlichen Aufnahmen in Milieus, die ihnen fremd erschienen, dazu gehörte nicht nur der türkische Lebensmittelladen, sondern zum Beispiel auch die luxuriöse "VIP-Lounge" eines Hotel in der Innenstadt, in der eine Übernachtung 1800 Mark kostet.

Im Theaterstück stellten sie den Sinneswandel eines spießigen Familienvaters dar, der anfangs bei einer Keniareise alle Einheimischen als Ausländer beschimpft und äußerst unwillig auf den schwarzhäutigen Freund seiner Tochter reagiert. Erst als sein behinderter Bruder von rechten Jugendlichen zusammengeschlagen wird, erkennt er: "Rechte Gewalt bedroht nicht nur die Ausländer, sondern die gesamte Gesellschaft. Alle gemeinsam müssen sich dagegen zur Wehr setzen."

Mit dem Schülerfriedenspreis werden Initiativen in Sachsen-Anhalt geehrt, die sich gegen Gewalt und Rechtsextremismus wenden und für ein friedliches Zusammenleben eintreten. Preisträger der mit insgesamt 5 000 Mark dotierten Auszeichnung waren in diesem Jahr 22 Schülergruppen und vier Einzelpersonen. Das Norbertus-Gymnasium erhielt den Sonderpreis und damit die höchste Preiskategorie in Höhe von 650 Mark.

Schon 1997, als der Schülerfriedenspreis erstmals verliehen wurde, zählte das Norbertus-Gymnasium zu den Preisträgern. Damals hatten Neuntklässler eine Projektfahrt in die Nähe des ehemaligen Konzentrationslagers Groß Rosen unternommen und sich in der Jugendbegegnungsstätte Kreisau gemeinsam mit polnischen Jugendlichen mit der Vergangenheit des Nationalsozialismus auseinandergesetzt.

Das Interkulturelle Zentrum der Caritas wird nach dem gelungenen Auftaktversuch auch in den kommenden Jahren Schulen die Zusammenarbeit für Projektwochen anbieten, kündigte Monika Schwenke an, die beim Diözesan-Caritasverband für Migrationsdienste verantwortlich ist. Sinnvoll wäre es in ihren Augen, derartige Projekte auch in Sekundarschulen durchzuführen.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 49 des 50. Jahrgangs (im Jahr 2000).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 03.12.2000

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