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Auf zwei Minuten

Der Gott Jesu Christi ist anders

Über den wahren Gott

Pater Damian Meyer Vorstellungen und Bilder von Gott, die uns in der Kindheit vorgestellt wurden, können uns das ganze Leben begleiten und prägen. Glücklich, wer schon als Kind durch eine gute Erziehung durch die Eltern das Bild von Gott als einem liebenden Vater erfährt, der mich annimmt und mir meine Verfehlungen verzeiht, weil er mich bedingungslos liebt. Ihm kann ich vertrauen, auf ihn bauen mein Leben lang.

Leider stellen oft auch gutmeinende und gläubige Eltern ihren kleinen Kindern einen Gott vor, der eher bedrohlich wirkt. Es ist ein Gott, der alles sieht und alles ahndet, Gott als Polizist und Buchhalter: "Ein Auge ist, das alles sieht, auch was in finsterer Nacht geschieht." Gott wird dann auch schon mal als Erziehungshilfe in Anspruch genommen. Ein solches Gottesbild ist nicht leicht zu korrigieren. Nicht wenige Christen haben ihr Leben lang Angst vor dem richtenden Gott, der spätestens beim Jüngsten Gericht abrechnen wird. Ich kannte einen Pfarrer, der großen Wert auf peinlich genaue Buchführung und Abrechnungen legte und mir versicherte: "Wir werden über jeden Pfennig vor Gott Rechenschaft geben müssen." Dagegen erinnere ich mich an das Wort einer alten Ordensschwester auf dem Krankenbett: "Gott ist kein Pfennigfuchser, er wird mir gnädig sein."

Jesus hat uns in seinen Gleichnissen einen anderen Gott nahe gebracht: Den Gott des Verzeihens, den Gott der Liebe, dessen Gerechtigkeit Barmherzigkeit heißt. Er führt kein Sündenregister, sondern er sieht uns in diesem gegenwärtigen Augenblick. Seine Liebe trägt das Böse nicht nach. Auch Bischöfe können hier irren. Anthony de Mello erzählt in diesem Zusammenhang diese Anekdote: "Eine Frau dachte, sie habe Gottesvisionen und ging zum Bischof, um sich Rat zu holen. Der Bischof verlangte:

"Hören Sie gut zu: Wenn Ihnen Gott das nächste Mal erscheint, so wie er Ihnen normalerweise erscheint, werden Sie einen Test machen, durch den ich erfahren werde, ob es wirklich Gott ist!"

"Einverstanden, Exzellenz. Aber wie geht der Test?"

"Sagen Sie Gott: Bitte, enthülle mir die persönlichen, die privaten Sünden des Bischofs! Wenn es wirklich Gott ist, der Ihnen da erscheint, wird er Ihnen meine Sünden sagen. Danach kommen Sie wieder und erzählen mir alles, aber sonst niemandem! In Ordnung?"

Einen Monat später bat die Frau erneut um einen Termin beim Bischof, der sie fragte: "Und, ist Gott Ihnen noch einmal erschienen?"

"Ich glaube schon, Exzellenz.

Und Sie stellten ihm die Frage, wie ich es verlangt habe?"

"Sicher, Exzellenz."

"Und was hat Gott gesagt?"

"Gott sagte mir: Sag dem Bischof, dass ich alle seine Sünden vergessen habe!"

Pater Damian Meyer

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 4 des 52. Jahrgangs (im Jahr 2002).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Dienstag, 29.01.2002

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