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Bistum Erfurt

Auslandsbeauftragte der Malteser Lucia Dumitru

Vorgestellt

Erfurt / Braila - Wenn von der Stadt Braila am Donaudelta die Rede ist, kommt die Erfurter Malteser-Auslandsbeauftragte Lucia Dumitru (54) ein wenig ins Schwärmen: "Braila ist mehr als 700 Jahre alt. Vor dem Krieg lebten hier Rumänen, Türken, Griechen, Juden und Lipoveni (russische religiöse Gruppe) friedlich zusammen. Braila war der Markt, auf dem die Preise für Weizen und Gemüse für die Region bestimmt wurden. Die Stadt hat ein berühmtes Theater ..."

Die 250 000-Einwohner-Metropole Braila und ihre Menschen sind Lucia Dumitru ans Herz gewachsen. In Braila wurde sie geboren, wuchs sie auf und lebte sie bis 1976. Nach der Heirat mit einem deutschstämmigen Rumänen kam die gebürtige Rumänin 1976 jedoch in die Bundesrepublik nach Hessen. Ihr Mann wurde bei einem Verkehrsunfall getötet. Nach der Wende wechselte ihr neuer Lebensgefährte berufsbedingt nach Thüringen. Und so führte der Weg die gelernte Chemielaborantin und studierte Fremdsprachenkorrespondentin nach Erfurt, wo sie heute als Dolmetscherin am Gericht tätig ist und sich als Malteser Auslandsbeauftragte für ihre alte Heimat Braila engagiert. Mit den Maltesern kam die orthodoxe Christin und Mutter einer Tochter bei einer Wallfahrt auf dem Erfurter Domplatz in Kontakt, als diese über ihr Engagement in Rumänien berichteten. Auf Anfrage der Malteser hin begleitete Frau Dumitru 1998 den ersten Hilfstransport nach Rumänien.

"Millionen von Rumänen sind richtig arm", sagt Frau Dumitru. Viele Familien in Braila zum Beispiel, die in Wohnblöcken leben, habe ihre Heizungen sperren lassen, weil sie die Rechnung nicht bezahlen können. Andererseits gebe es aber auch Rumänen, die richtig "gut verdienen". Besonders schlimm sei die Situation noch immer in sozialen Einrichtungen wie Krankenhäusern oder manchen Kinderheimen, berichtet Frau Dumitru und zeigt Fotos, aus denen die katastrophale Situation in den Patientenzimmern und Sanitärräumen des städtischen Fachkrankenhaus von Braila hervorgeht. "Besonders bedrückend" sei die Lage in der Psychiatrie, wo oft wenig für die Patienten getan werde.

In den zurückliegenden zwei Jahren haben die Erfurter Malteser mit Unterstützung von Frau Dumitru in mehreren Transporten Medizintechnik, Krankenhausbetten und vieles mehr in die Klinik nach Braila geschafft und einen Kindergarten in der Nähe der Stadt gebracht. Doch Frau Dumitru, die seit Anfang Oktober nun offizielle ehrenamtliche Auslandsbeauftragte der Erfurter Malteser ist, plädiert dafür, künftig nur konkrete Familien und nicht mehr Institutionen zu unterstützen. Zum einen müssten die Einrichtungen lernen, selbst auf die Beine zu kommen und sich um ihre Angelegenheiten zu kümmern. Zum anderen würde viel Geld und Kraft in den Transport von Hilfsgütern gesteckt, von denen vor Ort manches nicht genutzt oder sogar nicht benötigt werde.

Bei ihren Rumänien-Besuchen ist Frau Dumitru mit Menschen in wirklicher Not in Kontakt gekommen. Der 73-jährigen Großmutter Natalia zum Beispiel, die sich, selbst krebskrank, um ihre beiden elternlosen zehn- und zwölfjährigen Enkel kümmert, hat sie Hilfe versprochen: Mit finanzieller Unterstützung könnte sich künftig eine Tante um die Kinder kümmern. Bis zum Frühjahr, wenn Frau Dumitru mit Jugendlichen nach Rumänien fährt, will sie das nötige Geld zusammenhaben.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 50 des 50. Jahrgangs (im Jahr 2000).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 10.12.2000

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