Baubeginn für Seelsorgezentrum
Uniklinikum Dresden
Dresden (tg) - Im Dresdner Universitätsklinikum hat der Bau eines ökumenischen Seelsorgezentrums begonnen. Am 5. Dezember wurde der Grundstein gelegt. Errichtet werden soll es an der Stelle, wo die ehemalige Krankenhauskapelle aus dem Jahr 1901 stand. Der Entwurf stammt vom Architektenbüro Kister / Scheithauer / Gross. Geplant ist ein Gebäude mit einem "Raum der Stille" für etwa 60 Personen, einem Mehrzweckraum für 20 Menschen, Platz für Einzelgespräche, mit Arbeitszimmern für vier evangelische und katholische Seelsorger und für fünf Mitarbeiter des sozialen Dienstes. Vorgesehen ist auch ein Raum, wo Gläubige anderer Weltreligionen ihre Riten ausüben können.
Die Einweihung des Seelsorgezentrums ist für den 1. Advent des kommenden Jahres geplant. Die Baukosten betragen nach Angaben des Fördervereins rund 1,4 Millionen Mark. Das Uniklinikum und das sächsische Sozialministerium wollen sich an der Finanzierung beteiligen. Etwa ein Drittel der Summe jedoch müsse durch Spenden aufgebracht werden, sagte der Vorsitzende des Fördervereins, der Direktor der Strahlentherapie-Klinik, Professor Thomas Herrmann.
Der Bau des Seelsorgezentrums sei nötig, da die Seelsorge gegenwärtig nur unter unzulänglichen Bedingungen möglich sei, sagte der katholische Krankenhausseelsorger Pfarrer Alfred Bock. Derzeit stehe dafür nur ein Raum im der dritten Etage zur Verfügung. Einen Fahrstuhl gebe es nicht. Daher hätten beispielsweise herzkranke oder behinderte Patienten kaum eine Möglichkeit, dorthin zu gelangen.
Gottesdienste müssten derzeit im Wartezimmer der Hauptaufnahme gefeiert werden. Da sie auch sonntags geöffnet ist, seien Störungen unausbleiblich. Wegen der fehlenden Atmosphäre kämen nur wenige Patienten zum Gottesdienst.
Das Seelsorgezentrum solle keine typische Kirche werden, sondern ein Zentrum der Begegnung auch für Nichtglaubende sein, so Bock. Patienten sollten sich hier zurückziehen, zur Stille kommen und seelische Kraft finden können.
Sachsens Wissenschafts- und Kunstminister Hans Joachim Meyer (CDU) sagte zur Grundsteinlegung, Seelsorge sei durch die zunehmende Vereinzelung und Vereinsamung des Menschen heute nötiger denn je. Sozialminister Hans Geisler (CDU) betonte, es sei gut, dass Menschen in dem Seelsorgezentrum Unterstützung bei der Suche nach Ganzheit und Stille gegeben werde. Der Bischof des Bistums Dresden-Meißen, Joachim Reinelt, unterstrich, hier werde nicht irgendein Seitengebäude errichtet, sondern es werde der andere wichtige Teil des menschlichen Lebens wiedergebracht, der nur eine Zeit lang verleugnet worden sei. Das Leben lasse sich nicht auf den biologischen Teil reduzieren.
Der Dessauer Architekt Johannes Kister, von dem der Entwurf stammt, sagte, die Wände des Gebäudes würden wie aufgefaltet wirken. Ein großes, transparentes Foyer werde Eintretende einladen, im ovalen Raum neue Kraft und Energie zu schöpfen in der Konzentration auf sich selbst und ihr Verhältnis zu Gott.
Die ehemalige Kapelle des Stadtkrankenhauses Johannstadt war 1901 geweiht worden. Mit ihrem etwa 30 Meter hohen Turm bildete sie ein markantes architektonisches Zeichen innerhalb des Krankenhauses. Rund 300 Menschen fanden in ihr Platz. 1945 zerstörte eine Fliegerbombe das Dach, die Kirche brannte aus. 1950 wurde sie abgetragen.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 17.12.2000