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Aus der Region

Adventaktion für das Kinderheim Saretschje (4)

Kaliningrad/Dessau

Der Tag des Herrn bittet seine Leser um eine Spende für das Kinderheim in Saretschje. Das Geld soll zur Einrichtung einer Werkstatt verwendet werden. Herzlichen Dank allen, die unsere Adventsaktion schon unterstützt haben. Wer noch helfen will, kann seine Spende auf das folgende Konto überweisen: Gemeinschaft Lumen Christi, Konto Nr. 42 14 20, Sparkasse Nördlingen, BLZ 722 500 00, Stichwort "TDH-Saretschje" (unbedingt angeben!) Bei Angabe der vollständigen Spenderadresse wird automatisch eine Spendenquittung erstellt.

Kinder bei einer Katechese in der Containerkirche in KönigsbergArbeitslosigkeit, Armut, Perspektivlosigkeit - drei Stichworte, die das Leben der Menschen in der Region um Kaliningrad / Königsberg prägen. Seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion 1991 ist das Gebiet im Norden des ehemaligen Ostpreußen eine russische Exklave - 1600 Kilometer von Moskau entfernt. Jahrhundertelang gehörte Königsberg zu den bedeutendsten geistlichen Zentren Deutschlands. Heute bestimmen Alkohol und Drogen, Kriminalität und Aids das Bild.

Die drängenden sozialen Probleme stellen für die katholische Minderheit - etwa acht Prozent der einen Million Einwohner -eine der größten Herausforderungen dar. "Seelsorge und Sozialarbeit sind für mich gleichrangig", sagte Jerzy Steckiewicz. Er ist als Bischofsvikar zuständig für die katholischen Christen, die vor allem - wie er selbst -aus Polen oder Litauen stammen beziehungsweise ausgewanderte Deutschstämmige aus dem Wolgagebiet oder Kasachstan sind.

Beispiele für das soziale Engagement der katholischen Christen gibt es viele. Das Kinderheim in Dorf Saretschje, in dem mit Hilfe der Spenden der Tag des Herrn-Leser eine Werkstatt eingerichtet wird, gehört genauso dazu wie die Gemeinde "Zur Heiligen Familie", deren Pfarrkirche von sozialen Einrichtungen umgeben ist: Armenküche, Obdachlosen-Ambulanz, Ausbildungswerkstatt. Pfarrer, Schwestern und Freiwillige aus Deutschland teilen sich hier die Arbeit: Während sich die Ordensfrauen, deutsche Schönstatt-Schwestern, auf Jugendarbeit und Katechese konzentrieren, übernehmen die Freiwilligen soziale Dienste.

"Wir stehen vor großen Herausforderungen", sagt Pfarrer Anupras Gauronskas. "Nach wie vor gibt es große soziale Problem wie Arbeitslosigkeit, Wohnungsmangel, Alkoholismus, Drogenkonsum, mangelnde medizinische Versorgung. Viele Menschen, vor allem die Jugend, sind orientierungslos. Die Schritte, die wir tun können, um zu helfen, sind oft nur klein." Gauronskas, der aus Litauen stammende Priester, ist sozusagen der dienstälteste katholische Seelsorger in der Region. Er kam 1991 hierher. Damals gab es keine Kirche und kein Pfarrhaus. Die Gottesdienste fanden im Freien vor der zum Konzerthaus umfunktionierten katholischen Kirche statt.

Schon bald kam Hilfe aus Deutschland, vor allem durch die Gemeinschaft Lumen Christi, die inzwischen eine Außenstelle in Königsberg hat, und durch "Kirche in Not / Ostpriesterhilfe". Das Hilfswerk finanzierte beispielsweise zehn Wohncontainer, die ab 1992 als provisorische Pfarrzentrum genutzt wurden. Pfarrer Gauronskas, der bald von einem polnischen Priester unterstützt wurde, begann, im ganzen Gebiet Gemeindeleben wieder zu organisieren. Viele Kirchen waren Ruinen oder zweckentfremdet. Hier half ein zum Kapellenwagen umgebautes Wohnmobil.

Containerkirche und Kapellenwagen konnten aber das Fehlen einer großen Kirche in Königsberg nicht ersetzen. Und so nutzte man ein Angebot des Bistums Augsburg, eine dort nicht mehr benötigte Fertigteilkirche wurde in Königsberg wieder aufgebaut. Die Weihe nahm im Sommer 1994 der zuständige Moskauer Erzbischof Thaddeusz Kondrusiewicz vor. Damit war in der Stadt eine zweite katholische Gemeinde entstanden. Und allmählich wurde auch in der Region Gemeindeleben wiedre lebendig. Inzwischen sind in rund 20 Gemeinden mehrere tausend Katholiken registriert. Den meisten Pfarreien steht auch wieder ein Kirchenraum zur Verfügung.

Das soziale Engagement, das viele Gemeinden neben dem Aufbau ihrer eigenen Gebäude und Strukturen entwickelt haben, ist heute aus der Region nicht mehr wegzudenken. Wegen dieses Engagements wird die Kirche auch von vielen Politikern und von den anderen Konfessionen respektiert. Hier gibt es eine kleine Suppenküche, dort eine Caritas-Apotheke, die Medikamente an Arme - gegen Vorlage des Rezeptes - kostenlos ausgibt. Gemeinsam mit der orthodoxen Kirche wird Telefonseelsorge angeboten, und natürlich werden Lebensmittel und Kleidung aus humanitären Hilfstransporten durch kirchliche Stellen verteilt.

Ohne Unterstützung aus dem Ausland ist die Kirche im Raum Königsberg kaum überlebensfähig. "Die Einnahmen aus den Kollekten reichen gerade aus, um Lebensmittel für Priester und Ordensleute zu kaufen", berichtet Bischofsvikar Steckiewicz. Besonders dankbar ist man für die Hilfe aus Deutschland, ob sie nun von "Kirche in Not" kommt, über Renovabis oder die Sternsingeraktion. "In dieser Zeit des Umbruchs, in der sich zwar die wirtschaftliche Situation vieler Menschen bessert, noch mehr Menschen aber in immer größere Not geraten, sieht es die Kirche als eine ihrer Hauptaufgaben an, den Armen und Benachteiligten beizustehen", betont August Dunkl von der Gemeinschaft Lumen Christi. Besonders von der Not betroffen sind die Kinder. Durch die Einrichtung von Kinderheimen versucht man ihnen neue Lebenschancen zu geben. August Dunkl: "Die größte Lebenschance besteht jedoch für die Menschen darin, Jesus Christus kennenzulernen. Ihn den Menschen nahezubringen, ist das Anliegen unserer Kirche."

tdh/jm

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 52 des 50. Jahrgangs (im Jahr 2000).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 24.12.2000

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