Jetzt 4 Wochen kostenfrei Tag des Herrn lesen!
Bistum Görlitz

Aufnahmen von Kirchen der Lausitz im Wendischen Museum

Fotoausstellung

Cottbus (kh) - "So hat seine Kirche noch keiner gesehen." Auf ungewöhnliche Blickwinkel, nicht auf irgendwelche "Postkartenklischees" legte der Bautzener Foto-Grafiker Jürgen Matschie bei seinen Aufnahmen sorbischer Dorf- und Stadtkirchen Wert. Aus verschiedenen Perspektiven - von außen und von innen, mit Blick auf Orgel oder Altar - hat er den heutigen Zustand zahlreicher Sakralbauten auf Zelluloid gebannt. Das Wendische Museum Cottbus zeigt eine Auswahl seiner Bilder.

Hervorgegangen ist die Ausstellung aus einer kulturgeschichtlichen Fotodokumentation im Auftrag des Sorbischen Instituts Bautzen. In drei Räumen werden an die 80 Aufnahmen protestantischer Dorf- und Stadtkirchen der Lausitz und der in ihnen erhaltenen Fresken präsentiert. Auch dreidimensionale Exponate, etwa mittelalterliche Form- und Feierabendziegel, veranschaulichen die Baugeschichte dieser Gotteshäuser. Ein zweites Projekt über katholische Kirchen in der Oberlausitz ist bereits angelaufen und soll Anfang kommenden Jahres abgeschlossen sein.

"Unsere Dorfkirchen haben über Jahrhunderte sehr viele Kulturgüter bewahrt", sagte Christina Kliem, Kuratorin des Wendischen Museums, bei der Vernissage vor rund 80 Besuchern. Deshalb ließen sich auf Matschies Werken zahlreiche "Kostbarkeiten" entdecken.

Entstanden seien die gezeigten Dorfkirchen größtenteils in "katholischer Zeit", also zwischen dem 13. und 16. Jahrhundert, erläuterte Maria Mirtschin vom Sorbischen Institut. In der Cottbuser Gegend bestünden sie überwiegend aus Backstein. Außerdem hätten sie früher oft "reiche Staffelgiebel" besessen.

Die meisten wendischen Stadtkirchen, denen der mittlere Ausstellungsraum gewidmet ist, seien nicht als solche gebaut worden, sondern - wie etwa in Cottbus, Löbau und Kamenz - aus ehemaligen Franziskanerkirchen hervorgegangen. Ihr tiefer Chor zeuge von der ursprünglichen Mönchskirche.Traditionell Sorbisches weise das "bauliche System" wendischer Gotteshäuser ohnehin nicht auf, nur in der Malerei hätten etliche Elemente einen Bezug zum "Volksglauben".

Hinweise auf das sorbische Alltagsleben fänden sich beispielsweise in Briesen. Dort deute die wendische Variante des Dudelsackes, eingebettet in das christliche System der Fresken, auf Vergänglichkeit hin.

Mirtschin zufolge stehen die Dorfkirchen für "die Christianisierung eines Landstrichs, dessen Bewohner Sorben waren". Matschies Fotografien ließen erkennen, so die Kunsthistorikerin, welche Wandlungen diese Sakralbauten erfahren hätten, die jahrhundertelang zugleich Lebensmittelpunkt und geistiges Zentrum sorbischer Bauern und Dorfbewohner waren. Die Menschen hätten Spuren hinterlassen. Immer wieder zeugten Baunähte, Ergänzungen und Fenstervermauerungen davon, dass auf "neue äußere Bedingungen" habe reagiert werden müssen.

Die Menschen hätten Spuren an den Bauwerken hinterlassen. I

Jahrzehnte habe es gedauert, die im 30-jährigen Krieg zerstörten Gotteshäuser wieder zu errichten.

Der zweite Raum der Ausstellung ist den im Vergleich zu den Hauptkirchen kleineren sorbischen Stadtkirchen gewidmet. In Cottbus, Löbau und Kamenz sind sie nach der Reformation aus leer stehenden Klosterkirchen der Franziskaner hervorgegangen. Der tiefe Chor deutet auf die ursprüngliche Mönchskirche.

Gezeigt werden die Aufnahmen von Jürgen Matschie noch bis 11. März im Wendischen Museum Cottbus, Mühlenstraße 12, und zwar dienstags bis freitags von 8.30 bis 18 Uhr, samstags, sonn- und feiertags von 14 bis 18 Uhr.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 52 des 50. Jahrgangs (im Jahr 2000).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 24.12.2000

Aktuelle Empfehlung

Der TAG DES HERRN als E-Paper - Jetzt entdecken!

Aktuelle Buchtipps