Bischof Gabrielli erzählte von seiner Arbeit
Görlitz
Görlitz (br/tdh) - "In meinem Apostolischen Vikariat gibt es keine bedeutende Einrichtung, die nicht durch Adveniat unterstützt wurde", betonte Bischof Pietro Gabrielli bei seiner Reise durch das Bistum Görlitz immer wieder in seinen Vorträgen vor Jugendlichen, Gemeinden und Verbänden. Im Rahmen der diesjährigen Adveniat-Aktion besuchte der ecuadorianische Oberhirte von 9. bis 13. Dezember verschiedene Orte der Diözese (wir berichteten).
Seit 43 Jahren ist der aus der Gegend um Padua stammende Italiener als Missionar tätig. 1993 wurde er zum Bischof geweiht. Zu seinen wichtigsten Aufgaben gehört die von Adveniat geförderte Seelsorge für die Ureinwohner, zum Beispiel im Quellgebiet des Amazonas, dem so genannten Oriente, wo Ende des vergangenen Jahrhunderts das Apostolische Vikariat Mendez gegründet wurde. In diesem Gebiet leben zwei Indiovölker, die Shuar und die Ashuar, die ihre eigene Sprache und Kultur bewahrt haben.
Die Seelsorge dort hat sich von ihrer Entstehung an intensiv mit der so genannten Inkulturation befasst. Die Wertschätzung und Wahrung der Mythen und Traditionen der Shuar und Ashuar war und ist bis heute ein wichtiger Punkt in der Pastoralarbeit. Liturgische Texte wurden in die Sprache der beiden Stämme übersetzt und mit Hilfe von Adveniat publiziert. Auch die Aus- und Fortbildung einheimischer Pastoralkräfte hat das bischöfliche Hilfswerk unterstützt. Außerdem stellte es Gelder für die Errichtung von Krankenhäusern, Schulen und Kirchen zur Verfügung.
Im Laufe seiner Tätigkeit habe er, so Gabrielli, gemerkt, dass es wichtig sei, den Naturvölkern zu helfen, eigene Gewohnheiten und Bräuche beizubehalten. Die Indios mit der modernen Welt vertraut zu machen, ohne ihr Gleichgewicht zu zerstören, sieht er deshalb für sich und die Kirche in Ecuador als wichtigste Aufgabe in der Pastoral an.
Die Shuar akzeptieren den Bischof. Sie haben ihm sogar Häuptlingsschmuck geschenkt und ihn so zu einer anerkannten Autorität ihres Stammes gemacht. Nicht zuletzt durch Gabriellis Einfluss sind die Indigenas von einer schweigsamen und diskriminierten zu einer zunehmend selbstbewussten und zumindest formal gleichberechtigten Bevölkerungsgruppe geworden, die durchaus politisch Einfluss nehmen kann.
Im Bistum Görlitz hatte der Gast aus Ecuador ein reich gefächertes Programm zu bestehen. Gleich, ob vor der Kolpingsfamilie in der Pfarrei St. Jakobus oder vor einem großen Gemeindekreis in Neuzelle, ob vor Schülern des Görlitzer Joliot-Curie-Gymnasiums oder vor Jugendlichen im offenen Jugendtreff in Hoyerswerda, überall fanden seine von Herzen kommenden, lebendigen Vorträge interessierte Zuhörer. Er brachte es fertig, dass Menschen, die sich bis dato nicht kannten, einander offen begegneten und wie Freunde voneinander schieden, wie es beim Abschied vom Oberbürgermeister der Stadt Hoyerswerda der Fall war.
Gabrielli selbst beteuerte, dass ihm die Tage im Bistum Görlitz unauslöschlich im Gedächtnis bleiben würden. Den Gläubigen der Diözese dankte er für ihre Solidarität mit den Menschen in Lateinamerika und den Karibikstaaten. Allein 1999 hatten die Katholiken im östlichsten Bistum Deutschlands rund 160 000 Mark für die Bischöfliche Aktion Adveniat gespendet.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 24.12.2000