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Aus der Region

Briefwechsel

Eine Chance für alle Christen in Mitteldeutschland

"Briefwechsel" entsteht in Zusammenarbeit mit den evangelischen Kirchenzeitungen der Region. In loser Folge schreiben die Redaktionen Briefe an die jeweils andere Zeitung. Heute antwortet Harald Krille (Gemeinsame Redaktion der evangelischen Kirchenzeitungen) auf den Brief von Matthias Holluba (Tag des Herrn):

Lieber Kollege Holluba,
Vielen Dank für Ihren letzten Brief (siehe Nr. 46, Seite 9)! Ich freue mich mit Ihnen, dass es bei aller Selbstbesinnung innerhalb der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ein klares Bekenntnis zur Fortführung der Ökumene gibt -wie auch jüngst bei der EKD-Synode in Dresden. Und bei aller berechtigten Besorgnis im Blick auf einen nicht immer hilfreichen Profilierungstrend im protestantischen Bereich darf nicht vergessen werden, dass gerade auch von katholischer Seite hin und wieder der Vorwurf der "Selbstvergessenheit" und "Profillosigkeit" gegenüber den Protestanten laut wurde. Auch im Blick auf die von Ihnen genannten ethischen und gesellschaftlichen Herausforderungen tut eine Besinnung auf die Grundlage von Bibel und Bekenntnis den protestantischen Kirchen durchaus gut. Denn da es für uns kein verbindliches Lehramt wie bei Ihnen gibt, hat sich selbst bei manchem Protestanten bisweilen ein ungutes Gefühl über die nicht immer hilfreiche Vielstimmigkeit im Außenauftritt der evangelischen Welt eingeschlichen.

Zugleich stecken die evangelischen Kirchen in Mitteldeutschland in einem umfassenden Veränderungsprozess. Die jetzt für 2009 beschlossene Verschmelzung der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Thüringen mit der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen ist einerseits ein ermutigendes Beispiel dafür, dass überkommene Strukturen nicht für immer Bestand haben müssen. Sicher wird aber mit dem praktischen Vollzug der Fusion noch manche "Selbstbeschäftigung" von Gremien und Gemeinden einhergehen.

Doch wie ich heut las, hat sich nicht nur der EKD-Ratsvorsitzende Bischof Wolfgang Huber für eine gemeinsame theologische Vor- und Aufarbeitung des Reformationsjubiläums im Jahr 2017 ausgesprochen. Auch Kurienkardinal Walter Kasper hat am vergangenen Freitag laut "Ihrer" Katholischen Nachrichtenagentur (kna) für eine katholische Beteiligung an den Vorbereitungen des Jubiläums plädiert. Wenn dies von Anfang an gelänge, könnte die im kommenden Oktober in Wittenberg startende Reformationsdekade zu einer Chance der ökumenischen Begegnung werden. Und zugleich wäre die von Kasper beschworene Angst vor einem "neuen Konfessionalismus" gebannt.

Lieber Herr Holluba, lassen Sie uns gemeinsam darauf Acht haben und wenn nötig anmahnen, dass diese gemeinsame Zeit der Vorbereitung und Begegnung nicht nur auf der Ebene von Kirchenleitungen oder theologischen Gremien stattfindet. Sie soll und muss von unseren Gemeinden, von den einzelnen Christen in Mitteldeutschland wahrgenommen werden.

Mit besten Grüßen Ihr

Harald Krille

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 47 des 57. Jahrgangs (im Jahr 2007).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 22.11.2007

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