"Danke, Elisabeth!"
Mit Gottesdiensten in Eisenach wurde das Elisabeth-Jahr offiziell beendet

Eisenach. Am 19. November ist mit zwei Festgottesdiensten in Eisenach das Elisabeth-Jahr offiziell zu Ende gegangen. Hunderte Christen bezeugten mit ihrer Begeisterung, dass die Beschäftigung mit der Heiligen in den vergangenen zwölf Monaten etwas angestoßen hat.
"Kommen Sie, wir rutschen noch ein bisschen zusammen, dann passen Sie noch rein" sagt Heidi Bromm mit einer einladenden Handbewegung. Sie rückt ein Stückchen zur Seite und weist lächelnd auf den nun freien Platz in der Kirchenbank. Elisabeth bewegt zum Teilen. Trotzdem reichten am Sonntag beim festlichen Abschluss des Elisabeth-Jahrs mit Gottesdiensten in der St.-Elisabeth- und in der Georgenkirche in Eisenach die Plätze nicht, mehrere Hundert waren gekommen.
"Wer den Himmel ernst nimmt, wird für die Erde tauglich", lautet für Bischof Joachim Wanke die Quintessenz des Elisabeth-Jahres. In seiner Pontifikalamts-Predigt in der St.-Elisabeth-Kirche sagt er: "Wir wollen heute nicht schauen, welche Geburtstagsgeschenke wir Elisabeth in diesem Jahr gebracht haben, sondern, was Sie uns geschenkt hat." Sieben Geschenke der Heiligen hat er gefunden: Von der Erfahrung gebraucht zu werden bis zur Erkenntnis, dass im Miteinander alles leichter wird. "Elisabeth hat besser gepredigt als ich -was will ich mehr!", endet Wanke und sagt: "Danke, Elisabeth! Nicht nur für gefüllte Hotelbetten und gut besuchte Ausstellungen."
Aus dem ersten Johannesbrief wird der Verse gelesen: "Wir wollen nicht mit Wort und Zunge lieben, sondern in Tat und Wahrheit." Bischof Wanke meint, im letzten Jahr in den Thüringer Gemeinden weniger griesgrämige Christen gesehen zu haben. "Eine neue Welt, die leben lässt", singt der Chor der Gemeinde mit den leuchtend roten Elisabeth- Schals.
"Das ist ein Geschenk", sagt Alfons Bromm. Seine Frau und er sind aus dem Raum Marburg angereist, aus Kirchhain-Himmelsberg. "Wir sind Elisabeth-Fans", sagen sie von sich, ihrer Tochter haben sie den Namen der Heiligen gegeben. Sie haben sich die Landesausstellung angesehen, nun machen sie noch den Gottesdienstmarathon zum Festjahres-Ende mit: 9 Uhr Pontifikalamt, 11 Uhr ökumenischer Abschlussgottesdienst.
Zu Gast sind auch Franziskaner, unter ihnen der ranghöchste Ordensobere, Generalminister José Rodriguez Carballo aus Spanien. Mit einem Grußwort auf Italienisch ehrt Carballo die heilige Elisabeth. Provinzialminister Hadrian Koch erklärt die Bedeutung Elisabeths für die Franziskaner: "Unsere Ordensprovinz mit Sitz in Fulda heißt Thuringia und zwar nicht, weil wir alle in Thüringen leben, sondern wegen der heiligen Elisabeth von Thüringen, unserer Namenspatronin." Wie Franz von Assisi habe Elisabeth gezeigt, dass Glauben und etwas für andere tun zusammengehören. Das sei auch heute noch für das Glaubensleben im Orden elementar.
Um 10 Uhr bittet Bischof Wanke die katholischen Gottesdienstteilnehmer ihn noch in die Georgenkirche zu begleiten. "Ich weiß, das ist ein hartes Brot heute", sagt er schmunzelnd, "aber ich wollte gern dieses Zeichen der Gemeinsamkeit setzten." Begonnen hatte das Jubiläum vor einem Jahr mit getrennten Gottesdiensten, beendet wird es von katholischen und evangelischen Christen gemeinsam. Ein Zeichen, über das sich Mechthild Werner, die das Elisabeth- Jahr von evangelischer Seite koordiniert hat, freut. Werner erinnert an Erfolge des Elisabeth-Jahres. Nicht nur an den Besucher-Boom für Thüringen, sondern vor allem an Erfolge im Geiste Elisabeths, an karitative Projekte, die angestoßen wurden. Sie zeigt Mäntel aus bunten Flicken, entstanden im Rahmen der Besuchs-Initiative zum Elisabeth- Jahr. Jedes Stoffstück symbolisiert einen Menschen, ein Quadrat aus DDR-Bettwäsche neben einem mit Teddybär-Muster. Viele hätten das Jahr zum Anlass genommen, Elisabeths Wort zu folgen: "Ich habe euch immer gesagt, dass wir die Menschen fröhlich machen müssen." Nach diesem Motto besuchten sie den kranken Nachbarn, die Oma oder den Steuerberater. Viel sei in Bewegung gekommen, meint Werner.
In seiner Predigt nimmt der evangelische Landesbischof Christoph Kähler Bezug auf die Kritik des Eichsfelder Landrats Werner Henning, der der Kirche eine "Vermarktung Elisabeths" vorwarf. "Darf das Land Thüringen die Heilige so feiern oder überschreitet der Staat damit seine Grenzen?" Kählers Antwort: Thüringen darf, schließlich sei die Heilige auch nicht im heiligen Raum geblieben und zeige so, dass der Bürger und der Christ nicht voreinander zu trennen seien. Der Glaube habe immer Konsequenzen für das Leben in der Welt.
Um diese Konsequenzen geht es auch in der Broschüre "Barmherzigkeit heute?" Aus den sieben Vorträgen der Eisenacher Reihe wurde in zehn Tagen ein dünnes Buch, das am Sonntag erstmals zum selbst gewählten Spendenpreis verkauft wurde. Viele stehen am Büchertisch an. Alfons und Heidi Bromm nehmen gleich zwei Exemplare mit nach Hessen. Das Elisabeth-Jahr ist vorbei. Und jetzt? Am Ausgang der Kirche ärgert sich ein kleiner Junge über seinen Bruder. Seine Mutter besänftigt ihn. "Sei doch auch mal barmherzig", sagt sie und streicht ihm lachend über den Rücken. "Elisabeth wird weiter bewegen", hatte Bischof Wanke gesagt.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 22.11.2007