Jetzt 4 Wochen kostenfrei Tag des Herrn lesen!
Bistum Dresden-Meißen

Du kannst nicht alles haben

Im Gespräch mit Ordensleuten -Teil 1: Entschieden leben

Pater Albert Krottenthaler (ganz hinten) mit Kindern und Bruder Robert Reiner (vorn)

Chemnitz (dw). Mit endgültigen Lebensentscheidungen tun sich Menschen heute zunehmend schwer, das gilt auch für diejenigen, die ihr Leben mit Gott in Beziehung bringen möchten. Sich zu entscheiden schränkt ein, wirkt sich aber äußerst bereichernd aus, sagt Salesianerpater Albert Krottenthaler.

Der Chemnitzer Ordensmann Albert Krottenthaler hat in seinem Leben schon mehrfach folgenreiche Entscheidungen getroffen: Bereits in ganz jungen Jahren die bewusste Entscheidung für die katholische Kirche, in die er hineingewachsen war, nach dem Abitur und der Bundeswehrzeit entschied er sich für einen kirchlichen Beruf und ließ sich zum Gemeindereferenten ausbilden, vor 21 Jahren trat er der Ordensgemeinschaft der Salesianer Don Boscos bei und vor zwölf Jahren empfing er die Priesterweihe.

Ängste vor einer lebenslangen Bindung sind dem gebürtigen Oberpfälzer dabei durchaus bekannt, und wenn der heute 51- Jährige auf sein bisheriges Leben in den Fußstapfen der Heiligen Franz von Sales und Don Bosco zurückblickt, sagt er: "Ich hatte viel Mühe, meinen Weg zu finden, über den ich inzwischen sehr dankbar bin." Geistlich zu leben hatte er sich von jeher gewünscht. Während seiner ersten Berufsjahre als Gemeindereferent war er dann in eine Krise geraten: Das Bemühen, den Beruf mit seinen hohen Anforderungen und die Beziehung zu seiner Freundin unter einen Hut zu bringen, misslang und durchkreuzte auch den Plan, eine eigene Familie zu gründen.

Die erneute Suche nach Lebensform und Berufung führte ihn zu den Salesianern Don Boscos. Anziehend fand er insbesondere deren geistliche Weite, das gemeinschaftliche Leben und ihren Einsatz für Kinder und Jugendliche.

"Ich habe in meiner eigenen Kindheit viel geschenkt bekommen: Spielfreude, Gemeinschaft, Lebenslust und Religiosität", erinnert sich der Salesianer. Die Möglichkeit, jungen Menschen etwas davon zu vermitteln, fasziniert ihn bis heute und trägt ihn auch in schwierigen Situationen. Von denen gibt es nicht wenige an seiner jetzigen Arbeitsstelle, dem Chemnitzer Don-Bosco-Haus, einer Einrichtung für benachteiligte Kinder und Jugendliche.

Das Zusammenleben mit diesen jungen Menschen sei für ihn wie eine Lebensschule, bekennt der Pater. Die Kinder, die ins Don- Bosco-Haus kommen, merkten beispielsweise sofort, ob es ihm nur um die Einhaltung von Regeln gehe oder um sie selbst. "Ich musste lernen, ihnen nicht von oben zu kommen, sondern ins Mitsein zu finden, sie zu verstehen und gewissermaßen in ihre Schuhe zu schlüpfen, und das hat mein Lebenskonzept sehr erweitert", erzählt er. Wenn er sehe, wie tapfer sich manche Kinder und Jugendliche trotz ungünstigster Voraussetzungen durchs Leben kämpfen, empfinde er heute häufig Hochachtung.

Dass in den eigenen Grenzen und den darin zutage tretenden Verwundungen Segen liegen könne, habe er aus Don Boscos Leben gelernt, der selber mit zwei Jahren den Vater verlor und für viele Kinder und Jugendliche ein Vater geworden ist. Zu Albert Krottenthalers Leben als Salesianer gehört das Gemeinschaftsleben der Brüder im Pfarrhaus der Chemnitzer St.-Antonius-Gemeinde mit gemeinsamen Gebets- und Stillezeiten, der täglichen Eucharistiefeier und regelmäßigem Austausch über Erlebtes.

Auf seiner spirituellen Suche hatte ihn auch das Leben der Benediktiner angezogen, und die charismatische Gemeindeerneuerung ist ihm mit ihrer Art zu beten ebenfalls sympathisch. Die kontemplative Seite, die er auch in sich verspürt, muss vor der aktiven häufig zurücktreten. Das bringt der Dienst an den Menschen, zu dem die Salesianer berufen sind, mit sich. Darunter leidet manchmal auch das Gebet.

Dass er wohl spätestens in zehn, zwanzig Jahren nicht mehr mit Kindern über den Bolzplatz toben oder im Kinderzirkus Birikino als Einradfahrer auftreten wird, ist für den Salesianer absehbar. Dennoch macht ihm der Gedanke an die eigene Zukunft in einer Ordensgemeinschaft, die ihren Fokus vor allem auf junge Menschen richtet, keine Sorgen. "Auf dem Spielhof komme ich schon heute manchmal nervlich und körperlich an Grenzen, doch dafür merke ich, dass die Gesprächsfähigkeit mit steigendem Alter wächst", erzählt der Pater. Er freut sich, dass er über die Jugendarbeit hinaus auch für Erwachsene geistlicher Begleiter sein darf. Die Beheimatung im Pfarrhaus von St. Antonius, in dem neben den Mitbrüdern auch Familien wohnen, der Freundeskreis der Salesianer und das gute Miteinander im Don-Bosco- Haus, seinem ersten Arbeitsplatz, in einem Team von haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern sind ihm Kraftquellen.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 48 des 57. Jahrgangs (im Jahr 2007).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 29.11.2007

Aktuelle Empfehlung

Der TAG DES HERRN als E-Paper - Jetzt entdecken!

Aktuelle Buchtipps