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Bistum Erfurt

Wer ist der Zuständige?

Neudeck sprach in Weimar über das Gleichnis vom barmherzigen Samariter

Rupert Neudeck (links) und Moderator Pfarrer Michael Eggert beim Gespräch

Weimar (me / tdh). In Weimar findet zurzeit die Reihe "Die Bibel - Weimarer Lesungen" statt. Zu den Gäste gehörte Rupert Neudeck, Gründer von Cap Anamur.

Die Deutschen sind zu höchsten mitmenschlichen Leistungen in der Lage. Dies sagte Rupert Neudeck, Gründer von Cap Anamur, im Rahmen der diesjährigen Reihe "Die Bibel -Weimarer Lesungen". Das sei allerdings kein Grund sich zurückzulehnen, da es von heute auf morgen Situationen geben könne, "in denen wir eine ganze Bevölkerung in Not vorfinden".

Das Gleichnis vom barmherzigen Samariter, zu dem er unter dem Thema "Der Nächste und der Zuständige?" sprach, lese er auch so: Ein UNO-Beamter sieht das Massaker, liest sein Mandat, sagt: "Das ist nicht mein Mandat", und geht weiter. Das habe er in Sarajevo erlebt, wo französische Soldaten Menschen aus brennenden Häusern gerettet hätten und anschließend von zuständigen Offizieren dafür gerügt worden seien. Heute würde leider oft zuerst gefragt, wer der Zuständige und nicht, wer uns der Nächste sei. Leider sei man in der Moderne fast unfähig gemacht, Samariter zu sein, da alles so durchorganisiert und mit Verantwortlichkeiten geregelt sei. Der Weg von Jerusalem nach Jericho sei jedoch überall, an jeder Ecke der Welt.

Weiter meinte Neudeck, es sei eine Gefahr für jeden -und da schließe er sich nicht aus -über Hilfe zu reden und das Entscheidende, die konkrete Tat zu vergessen. Zuviel Klugheit könne an dieser Stelle hinderlich sein, da sie oft rate, eine Sache nicht zu tun, um keinen Widerstand zu erregen. Im äußersten Falle müsse man auch eine List anwenden oder eine Regel verletzen, um Not zu lindern. Wenn man sich den Mut und die Großzügigkeit bewahre, seinen Terminkalender außer Kraft zu setzen, finde man dafür auch Helfer und nötige Mittel. Geld, das für extreme Not verwendet wird, sei ohnehin nicht schnöder Mammon. Er bekomme für seine Projekte das Geld immer von denen, die selbst nicht so viel hätten.

Eine besondere Lehrerin in Barmherzigkeit sei für ihn Ruth Pfau gewesen, eine Frau, die es als Christin nicht nur geschafft habe, die Lepra in Pakistan praktisch auszurotten, sondern aufgrund ihrer Bescheidenheit und Größe sogar das Amt einer Staatssekretärin in diesem muslimischen Land zu bekommen. "Gerade weil man Christ ist, kann man einen sehr guten Draht zu Muslimen haben, nicht umgekehrt", meinte Neudeck. Er sei überzeugt, dass auch Menschen in armen oder von Katastrophen heimgesuchten Ländern Samariter für die Deutschen sein könnten. Deshalb wünsche er sich, "dass wir in den nächsten 20 Jahren in einen wirklichen Austausch mit diesen Menschen kommen".

Mit Vehemenz wies Neudeck auf die Gefahr eines möglichen Krieges gegen den Iran hin. Er kritisierte die Medien, die diese Entwicklung nur unter den hinteren Nachricht thematisieren würden. Neudeck zitierte aus einem Schreiben des israelischen Schriftstellers und Friedensaktivisten Uri Avnerys von Anfang November. Dieser hätte "den Verdacht, dass die Entscheidung längst gefallen ist und dass die Vorbereitungen in vollem Gange sind. ... Washingtons große Propagandamaschine arbeitet rund um die Uhr, um die Grundlagen vorzubereiten. Jeder, der dagegen ist, wird überrollt. ... Israel soll bei diesem Spiel eine zentrale Rolle spielen."

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 48 des 57. Jahrgangs (im Jahr 2007).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 29.11.2007

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