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Bistum Görlitz

Gegen die Gleichgültigkeit

Magdeburg: Gottesdienst, Lichterzug zum Hundertwasserhaus und Gerhard-Schöne-Konzert

Magdeburg (ep). ln Magdeburg fanden zum Abschluss der Friedensdekade 2007 und zum Ende der Ausstellung "Hingucken -Denken -Einmischen" ein Gottesdienst, ein Lichterzug zum Hundertwasserhaus und ein "Konzert gegen die Gleichgültigkeit" statt.

Rund 500 Menschen haben am 21. November im Magdeburger Dom an einem "Konzert gegen die Gleichgültigkeit" des Liedermachers Gerhard Schöne teilgenommen. Zuvor fand zum Ende der Ökumenischen Friedensdekade 2007 und zum Abschluss der Ausstellung "Hingucken -Denken -Einmischen" ein ökumenischer Gottesdienst im Remter des Domes statt. Im Anschluss daran zogen die Teilnehmer mit brennenden Kerzen zum nur wenige hundert Meter entfernten Hundertwasserhaus. Hier wurde seit 1. August die Ausstellung "Hingucken ..." zu rechtsextremen Symbolen und Kennzeichen gezeigt. Über 70 Ehrenamtliche hatten es seitdem geschafft, etwa 5000 Menschen in die Ausstellung zu holen. Sie war als Reaktion auf die Eröffnung eines Narvik-Ladens im Hundertwasserhaus entstanden. In dem Geschäft wird auch Kleidung der Marke Thor Steinar verkauft, die in der rechten Szene beliebt ist (Tag des Herrn berichtete).

Die Ökumenische Friedensdekade vom 10. bis 21. November stand in diesem Jahr unter dem Thema "Andere achten". Jugendliche aus dem Ökumenischen Domgymnasium reflektierten im Gottesdienst szenisch, was es bedeutet, andere zu achten. Die Gruppe Norbeat aus der St.-Norbert- Gemeinde in Magdeburg- Buckau gestaltete die ökumenische Stunde musikalisch.

In seiner Predigt beklagte Bischof Gerhard Feige, in der Gesellschaft würden zunehmend "Grobheit und verbale Gewalt die Oberhand gewinnen". Konkretes Beispiel dafür sei, dass so eine Ausstellung wie die im Hundertwasserhaus notwendig ist. Es gebe im Menschen eine Grundangst gegen alles Fremde, "wie sie uns im Rechtsextremismus und Neofaschismus, aber auch in religiösen Extremismen begegnet" und die sich "in Hass und Gewalt" äußern könne. "Um dem Bannkreis der Angst zu entkommen, brauchen wir eine Kultur der Achtung und Toleranz." Und diese gelte es einzuüben, so der Bischof. Doch eine solche Grundhaltung "hängt eng mit einer Kultur der Demut zusammen", "dem Mut, einander zu dienen und aufmerksam für einander zu sein". "Toleranz", so der Bischof weiter, "heißt jedoch nicht, alles gelten zu lassen, sondern sich aktiv für das Leben und die Würde aller Menschen einzusetzen". "So ein Einsatz aber ist nicht ungefährlich, denn er deckt verborgene Gewalt auf."

Während des Gottesdienste wurde auch aus dem Gästebuch der Ausstellung "Hingucken ..." zitiert. Darin heißt es: "So eine Ausstellung müsste auch durch die Schulen wandern." Und: "Tut etwas gegen die Gewalt!"

Die Gottesdienstteilnehmer nahmen mit Bischof Feige und dem Vertreter des evangelischen Bischofs, Superintendent Michael Seils, im Anschluss auch am Lichterzug in den Innenhof des Hundertwasserhauses teil. Hier, in unmittelbarer Nähe zum Geschäft Narvik, und zur Ausstellung "Hingucken ..." stimmten die Teilnehmer das "Dona nobis pacem" (Herr, gib uns Frieden) an. Wieder vor dem Dom angekommen, stellten sie ihre brennenden Lichter in Form eines Ausrufezeichens auf.

"Wir wollen nicht gleichgültig wegschauen, wenn Rechtsextreme ihr menschenfeindliches Gedankengut in der Gesellschaft verbreiten", hieß es dann vor dem Konzert von Sänger Gerhard Schöne im Dom. "Wir wollen nicht wegschauen, wenn sie ihre Ideologie mit subversiven Mitteln wie Kleidung, Szeneläden, Musik und Volksfesten unter die Leute bringen. Narvik ist nicht vergessen -und an dem Unternehmen Weserübung, der Invasion der deutschen Wehrmacht in Norwegen und Dänemark, kommen wir nicht vorbei." Und: "Die Erfahrung zeigt, wo eine Gesellschaft aufmerksam hinschaut, da haben Neonazis es schwer, Fuß zu fassen." Deshalb werden werden wir "nicht aufhören hinzugucken, mitzudenken und zu handeln für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung und für ein Hundertwasserhaus ohne braunen Laden", war bereits zuvor im Gottesdienst betont worden.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 48 des 57. Jahrgangs (im Jahr 2007).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 29.11.2007

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