Frieden der Religionen ist möglich
Kleiner interreligiöser Dialog im Kloster der Klarissen von der ewigen Anbetung in Bautzen
Bautzen (jak) -Es ist die tiefe Erfahrung des Miteinanders und des Friedens, den die Schwestern des Bautzner Klarissenklosters und ihr buddhistischer Gast, Schwester Mudita Teresa, in die Zukunft mitnehmen werden. Die Bautzner Äbtissin, Schwester Assunta, betont: "Wir haben erfahren, dass Frieden zwischen Religionen Realität sein kann." Bei allen Verschiedenheiten zwischen Christentum und Buddhismus gelang es dennoch, über die Öffnung der Herzen miteinander in einen tiefen Dialog zu treten. Schwester Mudita Teresa fügt vergleichend hinzu: "Es ist wie mit einem Hindernis auf der Straße. Wenn uns Liebe und Frieden verbindet, dann packen wir zu und räumen das Hindernis gemeinsam beiseite." Für die buddhistische Ordensfrau waren die Bautzner Wochen Erfahrungen, die so aus einem Gegenüber in ein Miteinander führten. "Wenn ich hier rausgehe, dann habe ich diese Bereicherung im Herzen", meint sie mit Blick auf die gelebte Gemeinschaft und das menschliche Miteinander des Konventes. Weiter betont sie: "Ich habe jede Schwester kennen gelernt und lieb gewonnen." Schwester Mudita Teresa lebte die zurückliegende Advents- und die Weihnachtszeit im Kloster der Klarissen mit.
Den Wunsch, einmal in einem christlichen Kloster mitzuleben, hatte Schwester Mudita Teresa schon lange. Die Klarissen lernte sie bei ihrer Pilgerfahrt kennen, die sie entlang der ehemaligen DDR-Grenzen führte. Bautzen war im vergangenen Jahr ein Abstecher, hier wollte sie den Stasiknast ansehen und so kam sie -Bautzner gaben ihr den Rat anzuklopfen -zum Übernachten ins Kloster. Beim Frühstück, schon damals erfuhren beide Seiten eine tiefe Offenheit, äußerte sie schließlich den Wunsch, für einige Wochen ins Kloster kommen zu dürfen. Schwester Assunta wollte mit einer Entscheidung aber erst noch warten, da im Herbst die Äbtissinnenwahl anstand. Schließlich wurde Schwester Assunta als Äbtissin bestätigt -der Konvent sowie der Bischof gaben in der Folge ihre Zustimmung zum Besuch von Schwester Mudita Teresa. Deren Einleben verlief schnell und ohne Schwierigkeiten. Unterstützung erhielt sie von allen Klarissen. So beispielsweise von Schwester Klara, die ihr den christlichen Weg erklärte. Schwester Mudita Teresa arbeitete und betete mit. "Es war mir einfach wichtig in einem Konvent zu sein, der eine lange Tradition hat." Von Anfang an stand dabei fest, dass sie den Weg der Klarissen ganz mitgehen wollte. Und bei Dingen, die sie nicht verstand oder die sie anders sieht, war ihr die Ernsthaftigkeit und die Hingabe der Schwestern eine Grundlage zum Mitleben. "Ich verneige mich vor dem, was die Schwestern trägt", betont die Buddhistin. Und Schwester Assunta fügt an: "Ich bin sehr froh und dankbar, dass sich Schwester Mudita Teresa so einfach in unsere Gemeinschaft hineingegeben hat, es war immer Ehrfurcht voreinander da."
Ihren Glauben hatte Schwester Mudita Teresa, die ohne religiöse Erziehung aufwuchs, während ihrer Ausbildungs- und Studienzeit kennen gelernt. Zwei Seminare zur Lehre Buddhas ließen die gebürtige Halberstädterin erkennen, dass darin ihr Weg liegt. Er führte sie schließlich in die Schule der buddhistischen Ordensfrau Ayya Khema, die im Allgäu das Kloster Metta Vihara gründete, wo sie bis zu ihrem Tod im Jahr 1997 lebte und lehrte. Es war Ayya Khemas Anliegen, die Liebe in bedingungsloser Form zu leben. Mudita Teresa folgte mit ihrem Beitritt der Theravada-Tradition, was soviel wie die "Lehre der Alten" heißt. Konkret geht es dabei um das Beruhigen und das Festhalten des Geistes sowie um das Vermeiden von Leid und Schwierigkeiten unter Beachtung der Lehre vom Karma -einem zentralen Begriff im Buddhismus. Gemeint ist mit Karma das Zusammenwirken von Ursache und Wirkung. Dabei wird auf die Eigenverantwortlichkeit des Menschen hingewiesen, bewusstes Handeln und Denken kann zum Glück führen und künftige Leiden vermeiden. Das Mönchtum hat in der Theravada-Tradition eine besonders hohe Stellung. Geprägt wird es durch das Studium der buddhistischen Lehren und die Meditation.
Dass das christliche monastische Leben ganz anders ist, erfuhr Schwester Mudita Teresa in Bautzen. Feste Gebetszeiten und die ständige örtliche Gemeinschaft waren für sie Neuland. Sie wurden zu einer guten Erfahrung und sind vielleicht bei der Ausgestaltung des zukünftigen Lebens in Metta Vihara hilfreich. Besonders beeindruckt war die Buddhistin von der Kraft des Gebetes, so wie es von Bautzen ausgeht.
Nun, da sich die Tage ihres Dortseins neigen, werden langsam die vielen positiven Eindrücke und Erlebnisse auf beiden Seiten gesammelt. Dafür stellvertretend ein Beispiel: Da Schwester Mudita Teresa keine Erfahrungen mit dem chrsitlichen Advent hatte, kamen die Klarissen auf die Idee, die Krippe in Form eines kleinen Adventsweges aufzubauen. Zuerst war das eine grüne Fläche und vier Kerzen. Jede der Schwestern brachte dann in den wöchentlichen Zusammenkünften eine Figur mit, die sie mit einer persönlichen Erklärung platzierte. Nicht zuletzt näherten sich die Bautzner Klarissen so selbst wieder neu an das Weihnachtsgeheimnis an, wie Schwester Assunta betont.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Freitag, 01.02.2002