Jetzt 4 Wochen kostenfrei Tag des Herrn lesen!
Anstoß

Was den Holzfäller fertigmacht

Gedanken zum Beginn des Advent

Es war einmal ein erschöpfter Holzfäller, der Zeit und Kraft verschwendete, weil er mit einer stumpfen Axt einschlug. Denn, wie er sagte, habe er keine Zeit, die Schneide zu schärfen.

Diese Geschichte von Anthony de Mello kam mir kürzlich in den Sinn, als ich in einer Runde dabei war, als über die schlimme Adventszeit mit ihren vielen Verpflichtungen gescholten wurde: Adventsfeiern, Essen im Kollegenkreis, Weihnachtsgeschenke besorgen, Plätzchen backen, und so weiter ... Ich kenne viele Erwachsene, vor allem Frauen, die sich in dieser Zeit sehr unwohl fühlen und zwischen rührseliger Gefühlsduselei und umtriebigem Management hin und her gerissen sind.

Manche nehmen sich vor, den Advent als stille Zeit zu nutzen und Ruhe und Besinnung zu suchen. Doch dann können sie diesen Vorsatz nicht durchhalten und sind deswegen auf sich selbst und den Advent böse.

Gerade für diejenigen, die sich um eine bewusste (christliche) Gestaltung der Adventszeit bemühen, ist es hart zu sehen, wie unsere Wirtschaft das Weihnachtsfest für ihre Bedürfnisse benutzt: Da wird dann aus einem christlichen Fest eine Geschenk- Orgie und die Vorbereitungszeit wird zum endlosen Konsumrausch: Weihnachtsmarkt und Glühwein, Spendenaufrufe und Sonderangebote, Zuckerwatte und Bratäpfel.

Vielleicht sind wir Christen heute mehr denn je gefragt, in unserem Denken und Handeln -gerade in den Wochen des Advent -eine Alternative zu leben. Es geht um die Ankunft Gottes in unserer Welt und in unserem Herzen. Dazu braucht es ein Nein-sagen- Können zu den vielen Angeboten, die unsere Herzen in Beschlag nehmen möchten. Wenn wir bei allem mitmachen, brauchen wir uns nicht zu wundern, wenn unsere persönliche Axt stumpf wird und nicht mehr kraftvoll zuschlagen kann.

Schärfen wir unsere Axt, indem wir bewusst entscheiden, wie wir die Adventszeit gestalten möchten und uns nicht von den Umständen und den Anforderungen treiben lassen.

Sr. Susanne Schneider, Kontaktstelle Orientierung Leipzig

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 48 des 57. Jahrgangs (im Jahr 2007).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 29.11.2007

Aktuelle Empfehlung

Der TAG DES HERRN als E-Paper - Jetzt entdecken!

Aktuelle Buchtipps