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Bistum Magdeburg

Weihnachten als traurige Zeit

Magdeburg: Arme und Obdachlose verbringen Heiligen Abend im Contact-Café der Bahnhofsmission

30 Bedürftige kamen am 6. Dezember zu einem Adventsnachmittag ins Contact- Café

Magdeburg. In der vergangenen Woche waren Bedürftige Magdeburgs zu einem Adventsnachmittag in das Contact-Café der Bahnhofsmission eingeladen. Auch am Heiligen Abend können sie sich dort einfinden.

Jeden Montag ist Monika Ollenhauer gegen die Hartz-IV-Beschlüsse auf die Straße gegangen. Doch genützt hat es nichts. Seit 14 Jahren hat sie keine Arbeit. Jetzt kann die 46-Jährige aus Magdeburg ihr Einkommen für sich und ihre Kinder lediglich mit einem Ein-Euro-Job aufbessern. Ein Sohn und zwei Töchter im Alter von acht bis 17 Jahren leben noch bei ihr. Die älteste Tochter ist ausgezogen. "Das Geld reicht bei uns hinten und vorn nicht", sagt die gelernte Altenpflegerin. Mittlerweile geht sie täglich zum Abendessen ins Magdeburger Contact-Café im Caritas-Sozialzentrum Haus "Mutter Teresa". Ihre Kinder bringt sie meistens mit.

Hauptsächlich sind es aber Männer ab 40 Jahren, die im Café zu Gast sind. Jeden Tag kommen durchschnittlich bis zu 60 Hilfesuchende, sagt Adelheid Bornholdt, Caritas-Fachbereichsleiterin und damit Verantwortliche für das Contact-Café. Neben sauberer Kleidung versorgen die ehren- und hauptamtlichen Mitarbeiter die Bedürftigen mit drei Mahlzeiten am Tag und erklären ihnen auch, bei welchen Behörden und Sozialarbeitsstellen sie weitere Hilfe erhalten. "Die Weihnachtszeit empfinden unsere Besucher als besonders schlimm, sie spüren, dass ihnen etwas fehlt", sagt Frau Bornholdt. Seit der Wende arbeitet sie mit Obdachlosen und Armen in Magdeburg. "Im Advent sehen sie die Vorbereitungen auf das Fest und erinnern sich an das, was sie früher einmal hatten", so die 55-Jährige.

Am Nachmittag des 6. Dezembers schmückten die Mitarbeiter daher das Kontakt-Café besonders festlich. Gut 30 Gäste kamen zum Nikolausfest, auch Monika Ollenhauer mit ihrer Jüngsten Vanessa.

Wer regelmäßig das Sozialzentrum "Mutter Teresa" besucht, hat den wichtigsten Schritt schon hinter sich. Hilfe suchen und auch annehmen, das fällt vielen nicht leicht. Deshalb flüstert Holger (Name geändert), wenn er von seiner Vergangenheit berichtet. Der 44-Jährige blickt sich vorsichtig um, damit ihn niemand belauscht, nicht einmal sein Kumpel, der neben ihm sitzt. "Ich war drei Jahre lang obdachlos", sagt Holger, der sich für den Nikolaus-Nachmittag richtig fein gemacht hat mit seinem karierten Hemd. Dort, wo er früher gearbeitet hat, bewohnte er ein kleines Zimmer. Als ein neuer Besitzer die Einrichtung übernahm, musste Holger gehen.

Er schlief auf der Parkbank, bis er bei den Mitarbeitern der Ökumenischen Bahnhofsmission Unterstützung fand. "Jetzt habe ich meine Wohnung, zahle jeden Monat pünktlich meine Miete und muss mir keine Sorgen machen", sagt Holger. Anderen gehe es noch schlechter als ihm. Deshalb komme er auch nur zu den Abend-Imbissen in das Kontakt-Café. "Ich hab' ja meinen Kühlschrank voll, aber ich brauche Gesellschaft." Auch am Heiligen Abend ist das Café geöffnet. Dank der Spende einiger Gemeinden bekommt jeder Gast auch ein Päckchen geschenkt. "Wir werden aus dem Lukasevangelium vorlesen und dann zusammen feiern, mit Tannenbaum und Kartoffelsalat", sagt Café-Chefin Adelheid Bornholdt.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 50 des 57. Jahrgangs (im Jahr 2007).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Freitag, 14.12.2007

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