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Anstoß

Und wenn er wirklich wiederkäme?

Oder was Kometen mit Apfelbäumchen verbindet

Angela Degenhardt

Vor einigen Tagen erzählte mir jemand von einem Kometen, der zurzeit unerwartet zu sehen wäre. Er erscheine am Himmel, größer als der Mond, und würde gefährlich nah an der Erde vorbeifliegen ...

Die Beschreibung übertrieb allerdings ein wenig. Nach einer kurzen Internetsuche stellte sich heraus, dass das Himmelsereignis etwas weniger spektakulär ist. Es handelt sich um den Kometen 17P/Holmes, der -tatsächlich überraschend -derzeit mit dem bloßen Auge sichtbar ist und dessen Leuchtkraft innerhalb weniger Tage auf das 500fache anstieg.

Ein Weihnachtsstern? Für mich ist er das zumindest ein paar Augenblicke lang geworden. Ein unerwarteter, heller "Stern" im Advent, ein Komet, der der Erde fast zu nahe kommt.

Für einen Moment kam der Gedanke in meinem Herzen an, dass das Warten im Advent auch heißt, auf die Wiederkunft Jesu zu warten -und dann enden unsere Welt und unsere Zeit! Angenommen, in einer Woche wäre es soweit, was würde ich tun bis dahin? Weitermachen wie bisher oder mein Leben schnell noch auf den Kopf stellen; versuchen noch ein paar Dinge mitzunehmen, die ich bisher vermeintlich versäumt habe oder ...? Was bedeutet "umkehren, weil das Reich Gottes nahe ist" für mein Leben?

Auch wenn es, weiß Gott, einiges in meinem Leben gibt, was ich ändern und besser machen möchte, habe ich spontan für mich gedacht, dass ich im Grundlegenden so weitermache -und sei es nur noch für eine Woche. Es schwingt aber auch die Frage mit, ob es sich lohnt, für so kurze Zeit etwas zu ändern? In sieben Tagen ist doch nichts mehr zu retten, jedenfalls nicht aus eigener Kraft! Ist der spontane Gedanke, das Seine unbeirrt weiter zu tun, eine Antwort aus der Tiefe der Seele oder ein verdrängender Reflex, zu meinen, dass man Umkehr doch nicht nötig hätte? Ich habe die Suche nach (m)einer Antwort zunächst verschoben, um auf stille Momente im Advent zu warten, die mir die Chance geben könnten, auf das zu hören, was in mir ist und was Gott mir konkret mit dem Ruf zur Umkehr sagen will. Zu meiner Be(un)ruhigung lässt sich diese Frage aber nicht vertagen, sondern sie geht mit durch diese Tage des Advent. Nicht ich folge einem "Stern", sondern er geht mir nun nach.

Letztlich steht hinter allem die Sehnsucht Gottes, bei mir -bei jedem von uns -ankommen zu wollen, und zwar ganz, als sei dies das Letzte, was uns geschieht. Oder: Er ist das Einzige, was uns geschehen kann, um unsere Sehnsucht zu stillen.

Martin Luther wird der Satz zugeschrieben: "Wenn morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen." Was würden Sie tun, wenn in einer Woche "Weihnachten" wäre? Was würden Sie ändern wollen in Ihrem Leben, nicht im Blick auf das, was war, sondern in dem, was jetzt ist?

Es lohnt sich, noch heute damit anzufangen, damit Gott Mensch wird in uns und wir ankommen bei ihm -heute oder morgen, auf jeden Fall in der Ewigkeit.

Angela Degenhardt,
Gemeindereferentin Halle

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 50 des 57. Jahrgangs (im Jahr 2007).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Freitag, 14.12.2007

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