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Menschen, die bewusst dienen wollen

Anlässlich des silbernen Weihejubiläums sprach Tag des Herrn mit dem Diakonssprecher Reinhard Bögner

 Am Weihetag: Diakon Bögner (l.) neben Bischof Huhn.Frage: Herr Bögner, warum sind Sie eigentlich Diakon geworden?

Bögner: Im Prinzip lässt sich Berufung nicht begründen. Ich hatte einfach das Gefühl, dass es gut wäre, zwischen Pastoral und Caritas eine Brücke zu bauen, und wollte das in meiner Person verwirklichen. Ich war als Fürsorger -heute würde man sagen Sozialarbeiter -bei der Caritas in Cottbus tätig, war also, wenn Sie so wollen, ein "Caritas-Diakon". In Zahlen ausgedrückt, entfielen 90 Prozent oder sogar 95 Prozent meiner Arbeitszeit auf die Caritas und nur rund fünf Prozent auf die Pastoral. Aber die Pastoral ist nie ganz weggefallen. Zwar übernehme ich in meiner Gemeinde keine regelmäßigen Aufgaben wie etwa den Religionsunterricht, dafür verfasse ich aber zum Beispiel gerne eigene Predigten. Auch wenn in einer anderen Gemeinde der Pfarrer in Urlaub geht oder krank wird, springe ich ein und halte sonntags einen Wortgottesdienst mit Kommunionausteilung.

Frage: Was denken Sie, könnte einen verheirateten Mann und Familienvater wie Sie heute dazu bewegen, sich zum Diakon weihen zu lassen?

Bögner: Diakone sind Menschen, die bewusst dienen wollen. Jemand, der die Kirche liebt, bringt durch den Empfang der Diakonenweihe zum Ausdruck, dass er sich an diese Kirche binden und ihr auf Dauer dienen möchte. Wünschenswert wäre, dass diese Männer auch ein Charisma mitbringen für die Menschen, die uns brauchen, für Blinde, Gehörlose, geistig und körperlich Behinderte, für psychisch Kranke, Suchtkranke, Alleinerziehende, Arbeitslose und alle, um die sich die Caritas sonst noch so kümmert. Denn es reicht nicht aus, wenn ein Diakon nur Sakristeidienste übernimmt.

Frage: Sie sind Sprecher der Diakone im Bistum Görlitz. Mit derzeit sechs ständigen Diakonen handelt es sich dabei um einen relativ kleinen Kreis ...

Bögner: Man darf nicht nur die Diakone für sich betrachten. Allein im Bistum Görlitz gibt es etwa 100 Diakonatshelfer, die Sonntag für Sonntag in die Außenstationen der Gemeinden fahren, Wortgottesdienste halten, die Kommunion austeilen und auf unterschiedliche Weise das Wort Gottes verkünden. Diese Diakonatshelfer übernehmen also auch diakonische Aufgaben. Nur die feierliche Taufe spenden, Beerdigungen halten und bei Eheschließungen assistieren, das dürfen sie -im Gegensatz zu geweihten Diakonen -nicht. Viele fragen sich deshalb: "Warum soll ich noch eine Weihe haben müssen?" Ich kann mir auch gut vorstellen, dass manche Ehefrauen ein bisschen zögern, denn sie wissen nicht, was auf ihre Männer zukommt, wenn sie sich als Diakone in den Dienst nehmen lassen.

Frage: Die Diakonenweihe gilt das ganze Leben lang, aber als Caritas-Mitarbeiter sind Sie seit kurzem im Ruhestand. Welche Pläne haben Sie für diesen neuen Lebensabschnitt?

Bögner: Ich möchte gerne an einer Chronik des Caritasverbandesmitarbeiten. Das ist so ein Faible von mir, denn ich meine, dass wir sehr wohl aus der Tradition leben und dass auch die nach uns aus dem leben, was wir machen. Ich habe allerdings noch keinen roten Faden für diese Chronik. Aber den muss ich ja nicht allein finden. Ich will mich da mit dem Caritasdirektor Hupe und seinem Vorgänger, Pfarrer Wagner, zusammentun. Aber wenn, dann muss das Ganze ein bisschen spaßig sein. Sonst wird es nicht gelesen.

Fragen: Karin Hammermaier

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 6 des 52. Jahrgangs (im Jahr 2002).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Freitag, 08.02.2002

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