Jugendsozialarbeit ist unverzichtbar
Don-Bosco-Tag in Flöha thematisierte die Entwicklung unter Sparzwängen
Flöha (jak) -Die Zukunft der Jugendsozialarbeit war Thema des diesjährigen Don-Bosco-Tages im Platz-Don-Bosco-Jugendhaus in Flöha. Dabei zeichnete der Referent, Prof. Herbert Effinger von der Evangelischen Hochschule für Soziale Arbeit in Dresden, ein eher düsteres Szenario. So werde der ökonomische Druck auf die Einrichtungen weiter zunehmen und zu massiver Stellen- und Leistungsstreichung führen. Ebenso sei zu befürchten, dass der Vorrang der Spitzenverbände durch private Anbieter immer weiter zurückgedrängt werde, was dazu führe, dass auch die wertorientierte Arbeit abnehme. Effingers Referat ging ein Spiel der Platz-Mitarbeiter voraus. Darin befürchten auch sie, dass schon im Jahr 2007 die Zahl der beschäftigten Fachkräfte auf ein Minimum sinken werden, was eine individuelle Betreuung fast unmöglich mache. Schlimmer noch die Situation in den dargestellten Jahren 2012, 2017 und 2022 -in letzterem Jahr wurde die Jugendsozialarbeit in privatisierter Form aufgezeigt: Kalt und für den Jugendlichen kostenintensiv.
In der anschließenden Diskussion wurde unter anderem auf die Notwendigkeit, gut ausgebildeter Fachkräfte hingeweisen. Diese sind zwar teurer, aber warum im sozialen Bereich immer wieder mit mangelhaft ausgebildeten Kräften gearbeitet werden soll, leuchtete keinem ein -niemand fahre heute Trabi, nur weil der billiger sei. Ein besonders krasses Beispiel ist die ABMFrau, die ohne Vorkenntnisse plötzlich einen Jugendtreff betreuen sollte. Zu Wort kam unter anderen von der Trägerseite des Platz-Jugendhauses Pater Josef Grünner, der Provinzvikar der Süddeutschen Provinz der Salesianer Don Boscos. Grünner wies auf die Unverzichtbarkeit von Jugendsozialarbeit hin und gab der Hoffnung Ausdruck, dass die Politik spürt, das mit Ökonomisierung nicht alles zu erreichen ist. "Pädagogik braucht Menschen, die Orientierung geben und die Zeit haben. Wenn man diese Zeit wegnimmt, dann wird es schlimm", so Pater Grünner wörtlich.
Landrat Volker Uhlig wollte sich dem aufgezeichneten düsteren Zukunftsaussichten nicht ganz anschließen. Er gab unter anderem zu bedenken, dass die zukünftige Politik in den Händen aller liege und nicht zwangsläufig verlaufe: "Wir haben es selber in der Hand, was wir 2022 den Jugendlichen anbieten können." Dabei erinnert er daran, dass es bis dahin noch sechs Bundestagswahlen gebe, was sechs Politikwechsel bedeuten könne.
Die Situation des Platz-Don- Bosco-Jugendhauses selbst hat sich im vergangenen Jahr leider verschlechtert. So führten die Sparmaßnahmen dazu, dass der Standort Falkenau -mit Jugendtreff, Kinderclub und Fahrradwerkstatt -zum 27. Dezember geschlossen werden musste. Und auch die niederschwellige Jugendarbeit in Flöha mit dem Jugendtreff steht längst nicht mehr auf sicheren Beinen. Umso wichtiger das Engagement aller, sich dafür einzusetzen, dass "Kinder und Jugendliche auch in Zukunft die Chance haben, ein buntes, großes Netz vorzufinden", wie es im Vorwort des jetzt vorgelegten Jahresberichtes 2001 heißt. Dabei setzen die Mitarbeiter weiter auf vielseitige Unterstützung und auf an Gegebenheiten orientierte sozialpolitische Maßnahmen.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 14.02.2002