"Nicht nur Wissen vermitteln"
Eine junge Frau aus dem Eichsfeld kämpft für einen bezahlbaren Schulbesuch ihrer Kinder
Kirchworbis (as) -"Es geht nicht, dass man in der Schule nur starr nach Lehrplan Wissen vermittelt und alles andere bleibt auf der Strecke". Wenn Constanze Fichtner aus Kirchworbis von einer Sache überzeugt ist, lässt sie so schnell nicht locker. Die engagierte Frau kämpft dafür, dass die Eltern des Eichsfeldes ihre Kinder in die einzige katholische Schule der Region nach Heiligenstadt schicken können. Das Problem: Die Fahrtkosten müssen die Eltern selbst tragen, denn eine Erstattung vom Staat gibt es nur bis zum nächstliegenden Gymnasium -im Fall von Familie Fichtner wäre das die Schule in Worbis. Mit dieser Regelung aber ist Frau Fichtner nicht einverstanden. "Die Bergschule St. Elisabeth, das katholische Gymnasium, ist die einzige Trägerschule im Eichsfeld mit diesem Profil", sagt sie. Hier werde nicht nur Wissen vermittelt, hier würden die Kinder zu bewussten Menschen erzogen. "Es kommt auf den Geist der Solidarität und Nächstenliebe an, der hier gelebt wird", meint Frau Fichtner. "Wir brauchen Menschen, die ihr Wissen nicht nur anwenden, weil es neu und realisierbar ist, Stichwort Gentechnik."
Für diese Überzeugung nimmt sie auch Hindernisse in Kauf: Auf eigene Kosten hat die Familie gegen die Erstattungsregelung des Freistaates geklagt und: Erst einmal verloren. "Die Gesetzeslage ist da ziemlich eindeutig", bestätigt die Justitiarin des Bistums Erfurt, Ursula Becker- Rathmair. Früher habe es zwar mal großzügigere Regelungen durch die Kommunen gegeben. Bei den leeren öffentlichen Kassen sei dies aber nicht mehr möglich.
Aufgegeben hat Familie Fichtner deshalb nicht. "Wir sind nach wie vor um eine Lösung bemüht und wollen die Öffentlichkeit mobilisieren." Ihr Anliegen hat sie jetzt zum Beispiel dem Förderverein der Bergschule St. Elisabeth vorgetragen. Dem hat sie eine verblüffende Rechnung präsentiert: Aufgrund der Infrastruktur benötige ein Kind für eine Strecke von 35 Kilometer -Hin- und Rückfahrt -im günstigsten Fall dreieinhalb Stunden und muss mindestens viermal umsteigen. Da der Landkreis nur die Kosten bis zum nächsten Gymnasium bezahle, müssten die Eltern die zusätzlichen Kosten von rund 511 Euro jährlich selbst finanzieren müssen. Dies sei nur mit großen Entbehrungen für die gesamte Familie zu realisieren, vor allem dann, wenn die Einrichtung von mehreren Geschwisterkindern besucht wird. Dennoch will Familie Fichtner am Schulbesuch ihrer Kinder in Heiligenstadt festhalten.
"Wir als verantwortungsvolle Eltern wollen unseren Kindern christliche Lebenswerte vermitteln", sagt Constanze Fichtner. Den Kindern soll nicht nur in der häuslichen Umgebung bewusst werden, dass Bildung nicht losgelöst von Moral, Ethik und christlichem Glauben möglich ist. Sie hat beim Förderverein um Unterstützung und Mithilfe gebeten. Gefragt sind vor allem Ideen, wie das Problem der Beförderung der Kinder gelöst werden könnte. Einen eigenen Vorschlag hatte Constanze Fichtner auch schon parat: "Eine Lösung könnte die Einrichtung des Elisabeth- Shuttles sein." So könnten Eltern Fahrgemeinschaften bilden und die Kinder aus den verschiedenen Dörfern abholen. "Eine Unterstützung durch die Fahrzeuge des Bonifatiuswerkes könnte ebenfalls angedacht werden. Alles eine Frage der Organisation", meint Frau Fichtner. Mit Hilfe der Schule und des Fördervereins müsste vorher natürlich der genaue Bedarf ermittelt werden. Aus vielen Gesprächen mit anderen Eltern weiß Constanze Fichtner aber, dass diese bei der Schulwahl ihrer Kinder vor ähnlichen Problemen stehen und um eine Lösung bemüht sind. Etwas mehr Unterstützung wünscht sich Familie Fichtner auch durch die Politik. Wer das Anliegen unterstützen möchte oder vom Problem selbst betroffen ist, kann mit Familie Fichtner in Kirchworbis Kontakt aufnehmen:
Constanze Fichtner
37339 Kirchworbis
Tel. (03 60 74) 9 39 00
Fax (03 60 74) 6 26 87
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 14.02.2002