Mit anderen gemeinsam Christ sein
Familie Jazdzewski über Chancen und Mühen, als Familie den Glauben zu leben
Ilsenburg (ep) -"Allein schaffe ich es nicht, Christ zu sein", sagt Maria Jazdzewski. "Ich brauche den Kontakt zu Menschen, die wie ich versuchen, den Glauben zu leben. Und die vielleicht manchmal näher an Gott dran sind als ich. Mein Mann und ich haben Freunde, die genau solche Menschen für uns sind."
Maria und Bernhard Jazdzewski sind seit 19 Jahren verheiratet, haben fünf Kinder im Alter von acht bis 18 Jahren und leben in Ilsenburg. Frau Jazdzewski (40) stammt aus Quedlinburg, ihr Mann Bernhard (41) ist Ilsenburger. "Der Sonntagsgottesdienst gehört für uns zum Christ sein", sagt Bernhard Jazdzewski. "Und dass wir uns am Leben in unserer Pfarrgemeinde in Wernigerode beteiligen. Als Maurer helfe ich bei praktischen Arbeiten." Maria Jazdzewski singt im Chor mit, gehört zum Liturgiekreis, nimmt seit drei Jahren an einem katechetischen Grundkurs in Magdeburg teil.
In der Familie sind den Jazdzewskis -soweit möglich -die gemeinsamen Mahlzeiten am Morgen und am Abend wichtig. "Wir beten und essen gemeinsam. Das hat Jesus schließlich auch mit seinen Jüngern so getan.", sagt Frau Jazdzewski, die gelernte Damenmaßschneiderin ist, sich aber im Vollzeitberuf in Familie und Ehrenamt engagiert. "Zu unseren Grundsätzen gehört auch, dass sonntags nicht gearbeitet wird. Und das, obwohl der Bau unseres Hauses dadurch fast 15 Jahre gedauert hat und Verwandte gefragt haben, ob wir uns nicht mal intensiv ranhalten wollen", sagt Bernhard Jazdzewski.
"Meine Eltern haben sich in Rossbach im Jugendhaus kennen gelernt", erzählt seine Frau. "Und auch unsere Kinder gäbe es nicht, hätten sich Bernhard und ich nicht dort lieben gelernt." Kein Wunder also, dass auch die Kinder Ansgar (18), Judith (17) und Magdalena (16) in der Dekanats- und Gemeindejugend aktiv sind und regelmäßig ins Jugendhaus fahren. "Am Anfang hat das zwar Riesendiskussionen gegeben, weil sich die Begeisterung in Grenzen hielt", sagt Frau Jazdzewski. "Aber Eltern müssen Kindern in bestimmten Dingen auch deutlich machen, was sie für richtig halten. Und schließlich haben unsere ja schnell Feuer gefangen."
Ansgar Jazdzewski lernt den Beruf eines Energieelektronikers. Danach gefragt, was für ihn Christ sein bedeutet, erzählt er vom Taizé-Treffen in Barcelona 2000/2001 mit rund 80 000 jungen Christen und von seinen Stoßgebeten: "Wenn es im Straßenverkehr noch einmal gut ging oder wenn ich mit einer Sache nicht weiter weiß, wende ich mich an Gott", sagt Ansgar. Judith (17) und Magdalena (16) gehen aufs Gymnasium. Magdalena, die im vergangenen Jahr wie ihre Schwester gefirmt werden sollte, entschied sich anders: "Ich kann nicht glauben, dass Jesus Gottes Sohn ist. Deshalb habe ich mich nicht firmen lassen. Eine Entscheidung die in unserer Familie nicht nur Zustimmung fand." -"Wir stehen zur Entscheidung von Magdalena. Natürlich hoffen wir, dass sie sich eines Tages nochmal anders entscheidet", sagt Maria Jazdzewski und schaut ihre Tochter dabei an.
"Als ich vor 19 Jahren nach Ilsenburg kam, hatte ich selbst eine Zeit, in der ich nur äußerlich Christ war. Ich konnte damals keine Heimat für meinen Glauben in der Gemeinde finden und sah auch keinen Weg, dort etwas für mich zu ändern." Als Ansgar in das Alter für die Kleinkindstunde kam, wechselte die Familie in die Pfarrei Wernigerode. "Auch wenn es für einige in der Gemeinde Ilsenburg schwer zu verstehen war, ist es aus heutiger Sicht richtig für uns gewesen", sagt Frau Jazdzewski. "Aus eigener Kraft und Anstrengung hätte ich es nicht schaffen können, unseren Kindern Kirche und Glauben so nahe zu bringen, wie es mit Hilfe der Gemeinde in Wernigerode geschehen ist."
"Wenn man richtig zur Kirche gehört, merkt man und auch unsere Kinder merken das: In der Kirche ,menschelt' es oft ganz schön. Aber wenn ich auf mich gucke, muss ich sagen: Da passe ich gut rein", sagt Frau Jazdzewski. "Ich habe mich entschieden, an Gott zu glauben. Und ich möchte, dass meine Kinder Gott finden. Wenn es manchmal nicht weiterzugehen scheint im Leben, sollten wir uns daran erinnern, dass wir als Menschen Fehler machen dürfen und dass es dennoch jemanden gibt, der uns liebt. Und dann ist es auch gut, Freunde zu haben, die wie wir selbst an Gott glauben."
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 14.02.2002